Freitag, 15. November 2013

Frisch vom Riemertisch V

"Kalt ist es geworden! Mir kriecht die Nässe der letzten Tage ja schon ganz schön in die Knochen, muss das Alter sein. Die Kinder gedeihen gut, denen scheint auch nie kalt zu werden. Mir schon. Gut dass in der Werkstatt ein Feuerl brennt. Letzte Woche war die Färber-Firi bei mir und hat mir ein paar gefärbte Riemen mitgebracht, die ich bei ihr in Auftrag hatte. Blau und Gelb zum Großteil, aber auch ein paar schöne Grüne! Und weil mein Lehrling grad die neuen Beschläge vom Gelbgiesser geholt hatte und dabei war sie zu polieren, hat sie sich als Bezahlung gleich einen neuen Gürtel angeschafft, die Firi. Grün muss er sein, eh klar, weil als Färber muss man schon zeigen wie bunt die Welt sein kann! Und Blumerl wollt sie unbedingt drauf haben .. und einen Börsenbeschlag. Na, wers hat, der hats! 

-- Niklas Riemer, November 1341 --"

Diesmal handelt es sich mal wieder um ein wirklich frisches Stück, denn abgesehen von dem roten Gürtel den ich für einen Freund fertig gemacht hab, ist das mein letztes Werk. Irgendwie macht mich der Herbst immer etwas faul. Muss eine Art rudimentäres Grundverhalten sein, Winterschlaf oder so? Ich bin ja ein sehr rudimentärer Typ, Blinddarm hab ich (eh klar, wer nicht), meine Beine sind ähnlich behaart wie beim Yeti und mit den Ohren wackeln kann ich auch. Toll, oder? Na gut, bringt uns jetzt auch nicht weiter .. deshalb gleich das erste Bild:
 

Der Riemen ist aus dem bei mir üblichen vegetabil gegerbtem Rindsleder, denn obwohl ich beim Bemalen von fettgegerbten Leder gerade tolle Erfahrungen gemacht habe, liegt noch eine Menge Leder im Keller das weg muss. Gefärbt worden ist bei mir im garten zuerst mit Kreuzdornbeeren, gibt ein sehr schönes Gelb, und danach dann auf der Bachritterburg in einer kalten Indigoküpe blau überfärbt. Ergebnis: Grün .. und so richtig schön grün! (was man auf dem Bild mal wieder nicht erkennen kann)


Geprägt wurde dan mit einer Punze die ich erst kürzlich gemacht hab, Rechteckform mit eingeschlagenem, diagonalem Kreuzmuster. Dicht aneinandergesetzt ergibt das eine Optik die an ein gewebtes Band erinnert. Die Imitation von bestimmten Materialien in einem Werkstoff war in der Gotik allgemein sehr beliebt und taucht immer wieder im Kunsthandwerk auf.

 

Die Blumenbeschläge und der Börsenbeschlag sind übrigens von Lorifactor, die Riemenzunge und der Schnallenbeschlag aus Bronzeblech. 


Da das gute Stück zum Großteil auf der Burg Liechtenstein während einer Belebung entstanden ist, sind die Verzierungen nicht besonders ausgefeilt sondern eher schlicht, als Punkt und Kreisverzierung, ausgeführt. Ich werd ihn mal der neuen Besitzerin übergeben, wenns ihr nicht gefällt kann ich ihn ja noch überarbeiten. Aber wie ich sie kenne, mag sie ihn!