Montag, 1. Februar 2016

Manesseessmesser

Manesseessmesser! Was für ein schönes Wort, so viele E's und S'es. Aber warum? Als nicht warum so viele gleiche Buchstaben, weil das sich ja aus dem zusammengesetzten Hauptwort ergibt, sondern warum Manesse und Essmesser? Ganz einfach: Die gedachte Zeitperiode für den Messereinsatz ist um 1300, das Motiv soll liebevoll sein und irgendwie romantisch. Also Manesse!

Für die Wenigen unter uns die jetzt mit dem Begriff "Manesse" nicht all zu viel anzufangen wissen:
"Manesse" ist die saloppe Kurzform für die "Manessische Liederhandschrift" oder "Codex Manesse", eine um 1300 begonnene und in Zürich entstandene Liederhandschrift. Damit ist es eine Sammlung mittelhochdeutscher Dichtkunst, ergänzt durch eine große Anzahl von Illustrationen historisch bedeutender Persönlichkeiten. Heute wär das wohl so was wie ein CD-Textbooklet mit "Bunte"-Beilage ... in etwa.


 Zur Machart ist wenig zu sagen: Plättchentechnik mit Silber, roter Koralle, Rindsknochen und einem Türkis in der Mitte.


Die Scheiden sind aus vegetabil gegerbtem Rindsleder mit Rückennaht und 2 fingerschlaufen-geflochtenen Aufhängebändern aus Seide.


Die Scheiden sind dann, das Liebesmotiv aufgreifend, mit einem Pärchen aus der Manesse verziert das sich bei nebeneinander liegenden Messern einander zuwendet.


Der Klingenteil der Scheiden schließlich zeigt die typischen Manesse-Rosen, alle Ledergravuren sind mit Öltemperafarben bunt ausgemalt worden.


Einen direkten Beleg für ein "Pärchenmesser" hab ich leider nicht, aber gerade in der von einer starken Geschenkkultur geprägten Welt des Mittelalters halte ich so ein "Messerset" als Geschenk für z.B. ein frisch verheiratetes Paar für eine plausible Idee.