Dienstag, 1. März 2016

Der Tauschhandel hat immer Saison

Ja, so ist es! Was ich alleine in letzter Zeit alles eintauschen konnte: Nähnadeln gegen Küchentücher, frühmittelalterlicher Messer  gegen spätmittelalterlichen Stangenwaffenschaft und, und darauf bin ich besonders stolz: Essmesser gegen handgewebten Wollstoff nach Fund und Abbildung.


Das Internet, und besonders Facebook, hat mit seiner Möglichkeit der Vernetzung so extrem zur Stärkung der qualitativ hochwertigen Geschichtsdarstellerszene beigetragen dass seine Bedeutung gar nicht oft genug betont werden kann. Für praktisch alles und jeden gibt’s es Spezialisten und Expertinnen und was man nicht selber machen kann oder will macht ein anderer gern und gut. Der Tauschhandel blüht und ich mag das sehr! Denn somit erfüllt sich jeder einen kleinen Hobbytraum und die Szene wird durch den Warenaustausch unter den Topdarstellern besser und besser. Lang lebe das WWW!

Kommen wir aber zu Sache: Meine beiden letzten Tauschobjekte möchte ich euch heute kurz vorstellen, auch wenn sie auf Grund der gewünschten Einfachheit jetzt nicht gerade das bunte Wunderspektakel sind.
Aufgabe war es hochmittelalterliche Essmesser für eine einfache Handwerkerdarstellung im deutschen Raum zu machen. Und, so simpel sie auch erscheinen mögen, bei den beiden Exemplaren ist mir das sehr gut gelungen.
 

Das erste Messer ist eine Variation eines bereits einmal von mir angefertigten Exemplars mit rein organischen Heftmaterialien. Die von einem neuen Hersteller stammenden Monostahlklingen sind hier zum ersten Mal zum Einsatz gekommen und ich muss sagen ich bin beeindruckt.

Die Klingen sind sehr gut schleif und polierbar und halten die Schärfe in höchstem Grad. Lediglich die Angeln sind zu hart um eine sinnvolle Heftdurchsteckung mit anschließender Vernietung der Angel mit einem Endplättchen zu ermöglichen. Für die reinen Steckangelmesser hingegen bieten sie das absolut beste Preis-Leistungsverhältnis das ich auf dem Sektor je gesehen hab.

Beim ersten Messer habe ich die Klinge mit einer für das klassische Hochmittelalter durchaus typischen Charakteristik ausgeformt, mit geschwungen eingezogenem Klingenrücken und direkt hinter die Schulter ein Dreifachpaket aus Rindsknochen als Zwinge gesetzt. Dazwischen kamen Lagen von vegetabil gegerbtem Ziegenleder. Das eigentliche Heft ist aus Buchsbaum und hat einen verkehrt schildförmigen Querschnitt.



Das zweite Messer auf dem Weg zur „Gestreiften Gattin“ (näheres dazu kommt wenn der gerade am Webstuhl befindliche Stoff bei mir eintrifft) ist ebenfalls nichts Neues was die Materialien betrifft. Die Klinge ist klassisch längsachsensymmetrisch mit geschwungenem Rücken und Schneide. Als Zwinge wurde ein Paket aus Buntmetall-Horn-Buntmetall gesetzt, ebenfalls durch Ziegenleder getrennt.


Das Schöne an der Verarbeitung von Horn ist ja dass man es im Gegensatz zu Knochen auf die Angel aufbrennen kann (vermutlich auch ein Grund warum es historisch gesehen relativ beliebt war).
Das Hässliche daran ist, dass es in der Werkstatt dann riecht als hätte man die Jahresausbeute der Haarspenden eines indischen Tempels im offenen Kamin verbrannt.


Das Heft ist auch hier aus Buchsbaumastholz, wobei  gerade bei diesem Messer die Maserung die nach dem Ausformen des Hefts zum Vorschein kam eine echte Augenweide, beziehungsweise in diesem Fall Augenbuchsbaum, ist.  Der Querschnitt ist hier Trapezförmig nach unten verjüngend.


Als nächstes geh ich dann die Scheiden an, die Motivwahl ist schon getroffen. Ich halte euch auf dem Laufenden!


Abstract for our english speaking visitors:
I made a set oft two medieval eating knives to trade them for hand-woven striped wool cloth. I love traiding! Every party is satisfied with a new addition to her living history stuff and the historical szene got one step better for all of us.
The first knives handle is made solely from organic materials, a set of three bone disks seperated by goat leather and a solid handle made from box wood.
The second knive has a package of brass disks combined with cow horn and a very beatiful structured box wood  handle.
Both knives date to the high medieval period in the 12th and 13th century.