Freitag, 26. August 2016

Schilde hoch! Roter Alarm! Und gelber auch .. und weißer wenns das gibt ..

So, jetzt ist es soweit. Ich hab einen Schild. Zwar ist mein Schwert noch weit weg von der Fertigstellung, Scheide gibt's entsprechend auch noch keine .. aber einen Schild hab ich schon. 


Na gut, das sieht jetzt eher nach einem verunglückten Kandinsky aus, aber abwarten! Das wird noch. Versprochen!

Dienstag, 23. August 2016

HOW TO: Gürtelbleche oder "Wie bastel ich einen Mittelaltergürtel?"

Es ist soweit, ich mach ein How-To. Etwas das mir beruflich schon mehr als einmal einen Nervenzusammenbruch erspart hat wenn ich mal wieder irgendeinen Linuxserver etwas beibringen musste, das er so absolut nicht als seine Kernaufgabe akzeptieren wollte. Weil mich aber Computerbetriebssysteme zwar regelmäßig beschäftigen aber mein Bloginteresse nicht wirklich treffen, soll es um etwas gehen das einen Hobbynutzen hat.

Im heutigen Premieren-How-To patze ich also ein Beschreibung ins Netz in der es um  um einen einfachen Gürtel geht und ich will Schritt für Schritt zeigen wie man Schnallenblech und Riemenzunge anfertigt und montiert.

Dazu beginnen wir mit einer Übersicht was ihr dazu an Werkzeugen braucht. Ich hab dazu meine historischen Werkzeuge fotografiert, weil ich auch daheim am Esstisch damit arbeite. Man kann aber natürlich auch mit modernen Werkzeugen "substituieren" wenn man sich das ganze Klumpert nicht in Vorführungsqualität zulegen möchte. Entsprechende Hinweise werde ich bei den einzelnen Schritten angeben (wenn ich es nicht vergesse und es eurer Kreativität überlasse).

Freitag, 19. August 2016

Irgendwie ... drollig

Drollig, nicht prollig. Und auch nicht rollig. Wirklich drollig! Von "Drolerien" und somit aus dem französischen drôl was so viel heißt wie lustig oder komisch.

Gemeint sind mit dem Begriff "Drolerie" übrigens die witzigen und oftmals mehr als schrägen Randbilderchen in der gotischen Buchmalerei. Auf mich wirken die immer so als würde ein junger Mönch der gerade 12 Seiten altes Testament abgeschrieben hat, und noch Farbe in der Muschel, das aufmalt von dem alle im Dormitorium immer gesagt haben: "Traust dich nie, Siegbert!"

Jedenfalls müssen alle Buchkünstler in der Welt da draußen und auch damals sich nicht fürchten dass ich in ihrem Revier wildere. Könnt ich auch gar nicht. Ich kann nur ein bisserl "in der Gegend rumschießen" mit  meiner Messerscheidenverziererei.


Grundlage für die letztägliche Drolligkeit war mal wieder Messerscheiden zu machen die ich so noch nie hatte. Und da wilde Phantasiekreaturen wie Greife oder Drachen auf Originalen zu finden waren dachte ich mir: "Was solls, mach was Fantasievolles! Die Leute werfen die ohnehin staubtrockene A-Papsttümlerei vor .. da kannst du auch mal deinen Spaß haben."

Fingerschlaufenflechtmathematische Grundlagen .. oder "Aus Lang wird Kurz"

Letztens hat meine wunderbare Tochter mal wieder ein fingerschlaufengeflochtenes Band für eine Vereinskollegin gemacht nur um nach getaner Arbeit festzustellen, dass das Band zum Frontschnürverschluss (Ich fürchte mit weiteren überlangen, zusammengesetzten Hauptwörtern ist in diesem Beitrag zu rechnen!) eines späten 14.Jhdt.-Kleides um genau 7cm zu kurz war.

Ha dachten wir uns da! (Also gleich nachdem wir uns "Drecksvermaledeiterhühnersch#*&%#" gedacht hatten.). Das kann ja so nicht angehen. Das muss experimentiert, dokumentiert und mathematisiert werden! Vor allem in Hinblick auf mein Beckenhaubenfingerschlaufenwebband, das demnächst ansteht.

Beginnen wir also mit einem furztrockenen und völlig lesensunwertigen Artikel über die "Mathematischen Grundlagen des Fingerschlaufenflechtens":

Ziel der Arbeit soll sein ein Band zu fertigen, dass eine Bandlänge von Lb aufweisen soll. Dazu ist es zunächst wichtig zu wissen dass auch bei einem fertigen Fingerschlaufengeflechtband (Ja, ich schreib das weiter aus, geht heute nämlich um Tippübungen, Sturheit und Übermut) ein Überstand von der Länge bleibt, nämlich dort am Ende des Bandes wo zwar noch Schlaufen vorhanden sind aber selbst zur Kinderarbeit gezwungene Jungmädchenfinger nicht mehr sinnvoll weiterflechten können. Gott sei Dank ist diese Überlänge relativ konstant und von der Fingerdimension abhängig. In unserem Fall wären es 5cm. ( = 5cm)

Die fertige Bandlänge Lb ergibt sich wiederum durch die ursprüngliche Schlaufenlänge Ls, die Anzahl der verwendeten Schlaufen S und eine von der Technik abhängige Verkürzung V. Daraus ergibt sich dann die einzusetzende Gesamtlänge an Faden von Lt .... blablaschnarch.

Ich verschon euch mal mit dem Rest und komm mal lesbarer zu den interessanten Fakten, ok?

Wir haben zwei Testbänder gemacht, eines in der schnellen 5-Schlaufen-Flachband-Technik und ein anderes in 8-Schlaufen-Rundband. Die Ergebnisse sind ziemlich eindeutig.

5-Schlaufen-Flachband-Technik

Wie diese Technik funktioniert kann man sich youtuben oder googeln, das Ergebnis ist jedenfalls ein flaches Band mit folgender Optik:

Flaches 5-Schlaufenband (oben, links)
 
Grundlage für das Band waren entsprechend also 5 Schlaufen aus einem in unserem Fall 110cm langen Faden pro Schlaufe. Also 550cm Fadenbedarf. Vom gemeinsamen Knoten an einer Seite bis zum Schlaufenende waren es also 55cm. Verstanden? Egal, ich mach ein Bild:


Dann wird geflochten und am Schluss kriegen wir ein Band (Bild siehe oben). Leider lässt sich so ein Bandl fingertechnisch nicht bis zum Ende flechten, also bleibt uns ein Rest und zwar 5 Schlaufen, jede ca. 5cm lang, am Ende:


Ja, dass das nicht maßstabsgetreu ist weiß ich auch. Soll aber mehr ein Sinnbild sein, ok? Also habe ich aus ca. 55cm langen Schlaufen ein 40cm langes Band erhalten. Das könnten wir jetzt (schweren Herzens und entgegen obiger Ankündigung und weil ich Formeln irgendwie gut finde) in eine Formel gießen die uns die benötigte Schlaufenlänge für ein Band gewünschter Länge gibt:


Um das ganze jetzt natürlich merkbarer zu gestalten und Fingerschlaufenflechter in handgenähter Kleidung zu vermeiden die kopfkratzend ihr Smartphone zücken wollen wir noch einen Merksatz versuchen:

Zum flachen Banderl ein Viertel und eine Handbreit dazu
dann hast die Länge vom Schlauferl und schon is' Ruh


Und schon können wir uns der anderen Technik zuwenden und die ganze Geschichte für ein 8-Schlaufen-Rundflechtband angeben, hier ergibt sich durch den veränderten Querschnitt eine stärkere Längsreduktion, in Formel ausgedrückt:


Aussehen tut so ein Band dann wie folgt:

Rundgeflochtenes Band mit 8 Schlaufen (unten)

Natürlich wollen wir auch hier ein Merksätzchen formulieren und weil (Achtung Bildung!):
"Repetitio est mater studiorum" (Die Wiederholung ist die Mutter der Gelehrtheit) machen wir alles zusammen noch mal:

Zum flachen Banderl ein Viertel und eine Handbreit dazu
dann hast die Länge vom Schlauferl und schon is' Ruh

A Drittel und a Handbreit zum Bandl ganz rund
und schon bist fertig in unter einer Stund'!



Damit hätten wir das volkstümliche und das wissenschaftliche jetzt wunderbar erledigt und ich entlasse euch, geliebte Leser mit der eindeutigen Aufforderung das Sprücherl auswendig zu lernen und nie mehr mit zu kurzem Bandl dazustehen!

PS: Ein Beitrag der die beiden Techniken auf Video vorstellt wäre geplant, sagt meine Tochter. Sobald mein neues Handy startbereit ist, sagt meine Tochter. Sie macht das, sagt sie ...

Montag, 1. August 2016

Gwand im heiligen Land - Tiroler Mode in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts

Schön nächstes Wochenende ist wieder unsere jährliche Belebung des Museums Tiroler Bauernhöfe am 6. und 7. August, diesmal zusammen mit "Niedertor" aus Südtirol. Und ich darf wieder den Modevortrag halten. 
Weil aber ein Modevortrag über Wiener Mode in Tirol schnell einen bösen Blick, ein zitterndes Lippchen oder gar ein strenges Wort auszulösen vermag, war es für dieses Jahr sinnvoll sich mal auf die Tiroler Bildquellen meines Darstellungsraumes zu stürzen und den Tirolern somit eine Freude zu machen.

Diese Freude beginnt mit einer Enttäuschung .. denn so wirklich anders war die Tiroler Mode zwischen 1300 und 1350 halt nicht. Ähnlich der Wiener Mode (Böser Blick!) würd ich sagen, also von den großen norditalienischen Städten beeinflusst. Wo aber Wien (Zitterndes Lipperl!) nur durch Venedig beeinflusst wurde konnte in der Nähe des wichtigsten Alpenpasses des Mittelalters, dem Brenner, eigentlich ein noch stärkerer Einfluss der großen Metropolen wie Florenz, Genua, Mailand oder Padua erwartet werden.

Tatsächlich ist das auch so, denn während die von mir durchgesehenen und recht zahlreichen Fresken des damaligen Tirol im Malstil sehr stark den südwestdeutschen Fresken gleichen, hat die Mode doch ein paar von diesem Kulturraum abweichende Besonderheiten die ich hier gerne festhalten würde:

-Die Tiroler waren immer schon ein Muster an ...

In der Tat ist die Anzahl der geometrisch aber auch floral gemusterten Kleidungsstücke in den Fresken enorm hoch. Viel höher als in anderen Regionen der südlichen Reichhälfte. Und auch deutlich höher als in Wien! (Strenges Wort!)

Gemusterte Kleidung von 1280 in Gais (links), im 1.Viertel des 14.Jhdt. in Hocheppan (2.v.L.) sowie um 1340 in Brixen

Ob das nun auf eine höhere Verfügbarkeit der vorwiegend in Norditalien produzierten Musterdamaste und -brokate ankam oder einfach einer Vorliebe für mediterrane Lebensfreude zurückzuführen ist vermag ich nicht zu sagen.
 
Gut erkennbar ist auf den beiden rechten Bilder aus der Johannestaufkapelle in Brixen auch eine weitere interessante Modeerscheinung die ich im nächsten Punkt ansprechen möchte:

- Sie pfiffen auf die Sittsamkeit und machten sich an' Schlitz ins Kleid

Tatsächlich ist auf mehreren Fresken eine Suckneiform zu sehen die den den auch in Wien (Leises Rumoren!) oder Süddeutschland gebräuchlichen Überkleidern in den Ärmelformen sehr ähnelt, aber bei der Gestaltung des Rockteils schon sehr speziell ist!
Man hat hier scheinbar die eingesetzten Seitenkeile an ihrer Längsnaht offen gelassen, so dass das darunterliegende Kleidungsstück der Damen (der Rock oder das Kleid, NICHT das Unterkleid!) deutlich sichtbar wird. Einige der Bilder könnte man sogar so interpretieren, dass die Nähte auch längs der Vorderbahn offen gelassen wurden.

Geschlitzte Überröcke (frz. Surcot, mhd. Sucknei) auf den Fresken aus Aufenstein und Brixen

Ein, wie ich finde, sehr schönes kleines Detail das einer hochgotischen Damendarstellung us Tirol so ein klein wenig Pfiff verleiht.

- Da platz einem der Kragen!

Auch wenn Kragen für die Zeit um 1340 nicht ganz ungewöhnlich sind (vor allem in stark von der italienischen Mode beeinflussten Gebieten) ist es doch schön zu sehen dass die Tiroler Mode dieses Detail eben auch zu bieten hatte. Bisher konnte ich Krägen allerdings nur bei Männerkleidung finden. Ob das schon die evolutionäre Vorbereitung auf die Jahrhunderte später zum ewigen Quälgeist mutierte Krawatte war?

Pfarrkirche von Leibling, 1335

Mehr Unterschiede, oder gar spektakulärere, konnte ich leider nicht finden. Ich hoffe daher die Tiroler sind mir nicht all zu bös' wenn ich hier schon schließen muss.