Montag, 27. November 2017

Mal wieder das Heft in die Hand nehmen ...

Die letzten Wochen (oder Monate) habe ich mit allem Möglichen verbracht .. nur nicht mit Bloggen. Daher eine Entschuldigung an meine Leser und endlich mal wieder ein neuer Beitrag bevor man mich totschreibt und es zu einem Massenansturm bei einer auf Twitter angekündigten Fake-Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof kommt:

HOW TO: Wie mache ich ein Schwertheft mit historischem Werkzeug und Materialien
HOW TO: Making a sword grip with period tools and material


Und da die Internationalisierung der "Szene" weiter stark im Kommen ist möchte ich auch etwas Neues ausprobieren: Die Texte in diesem Artikel werden daher wie üblich von Bildern begleitet aber diesmal wird der Text VOR dem Bild in Deutsch (und dunkler) gehalten sein während der Text NACH dem Bild meine Englischsprachigen Lesern gewidmet ist und eher Hellbraun ausfällt.


I'd like to try a new layout for our english-speaking visitors and will put the explanation texts directly under a picture in English (and in a lighter colour).
Starten wir also wie in Bastelsendungen üblich mit dem benötigten Material und dem entsprechenden Werkzeug:

A - offensichtlich braucht man mal ein Schwert mit Holzheft
B - ein scharfes Messer
C - eine Unterlage um den Esstisch und die Ehe zu erhalten
D - Hautleim
E - einen Pinsel zum Auftragen
F - etwas stärkeren Leinenzwirn für die Wicklung
G - handgewebtes Bauernleinen aus der Aussteuertruhe der Tante
H - von der absolut großartig funktionierenden LH-Gemeinschaft gesponsertes hauchdünnes Leder



Let's start with the needed tools and materials:

A - quite oviously you need a sword .. with a wooden grip in this case
B - a really sharp knife
C - some support to keep your dinner table (and marriage) healthy
D - Hideglue
E - a medieval style brush
F - some strong linen thread
G - linen
H - a patch of realy thin and elastic goat leather


Zuerst wird das hölzerne Heft mit einer Lage Leinen umgeben. Dazu schneide ich ein recht passgenaues Rechteck von Heftlänge mal Heftumfang aus dem Leinen aus. 

Welchen Zweck das Leinen genau erfüllt(e) kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Eine Möglichkeit ist sicher durch leimgetränktes Leinen das Holz darunter in gewissem Maße vor Feuchtigkeit zu schützen. Außerdem bietet die Leinenunterlage einen sehr guten Untergrund um die spätere Wicklung am Verrutschen zu hindern.

(In der Literatur wird diese Technik  sowohl bei Geibig als auch bei der Arbeit von Ruprechtsberger über das hochmittelalterliche Schwert aus der Donau bei Steyregg erwähnt)


The first layer oft the grip is made of linen glued to the wooden handle. Therefore I cut a rectangle with dimensions "grip length" x "grip circumference". 
The reason for putting linen under the thread winding is not entirely clear to me. Since glue soaked linen gets quite water resistent it could by an additional protection from moisture for the wooden core. It definitely is a very good and soft ground to apply the winding on and keeps it from slipping up and down the handle.

(Unfortunately I can only provide sources in German language mentioning this technique:  A. Geibig as well as M. Ruprechtsberger in his latest work about the medieval sword found in the Danube at Steyregg, Austria) 

Als nächstes wird mit einem Pinsel (natürlich mit einem historisch korrekten) der Hautleim auf das Holz aufgetragen. Als Tülle zur Aufnahme der Pinselborsten diente damals wie in meinem Fall heute zum Beispiel ein Gänsefederkiel.


Now you can brushing on the hide glue onto the wooden handle. Here I used an especially for these purpose (and of course for you, dearest reader) reconstructed medieval brush with the lower part of a goose quill holding the bristles.

Danach wird die Leinenlage mit dem Heft verklebt. Dazu zuerst mal einen schmalen Streifen festkleben und wenn der Kleber hält stückweise nachleimen und auf Zug das ganze Leinenstück auf dem Holzgriff festkleben:


You start with gluing the edge of the linen and then (after hardening) you glue while setting the linen under stress to get it tightly as possible onto the wood.

Wenn man einmal drumrum ist wird der überstehende Rest weggeschnitten. Ein wenig Überlappung ist kein Problem da die Wicklung das nachher ohnehin locker ausgleichen kann:


When you are finished with gluing the linen all the way round you can cut off the rest. A slightly overlap doesn't matter. This will easily be compensated by the winding later on.

Das fertig geleinenleimte Heft, jetzt am besten mal Trocknen lassen!


The first finished layer of the sword handle can now be left to dry.

Nach dem Trocken (Minimumum eine halbe Stunde) geht's wieder mit dem Leim pinseln los. Dabei kann man jetzt auch die Stellen die eventuell unbenetzt waren und locker sind mit Hautleim tränken.


After drying (at least half an hour I'd say) you can start brushin on new hide glue for the winding. You can also apply more glue on spots where there was not enough glue in the first round.

Danach beginnt die Winderei. Dabei sollte man immer darauf achten möglichst auf Zug zu arbeiten und immer den gesamten Umfang des Schwerthefts im Auge behalten. Was auf einer Seite schön nebeneinander liegt, kann auf der anderen Seite leicht mal kreuz und quer daher kommen.


Now you can start winding the linen thread onto the handle. Be careful to always draw the string real  tight and keep an eye on the whole circumference of the grip. What looks nice and orderly on one side can be a real mess on the backside.

Nach etlichem Hin-, Her-, Vor- und Zurückwickeln ist der Griff endlich umwunden. Jetzt wird's dann auch echt Zeit für Händewaschen, denn wir kommen nun zum Leder:


Winding completed! Now it's more than time to wash your hands and get them glue-free since we now come to the leather part!

Nun ist es aber zuerst mal wieder Zeit die "Community" zu erwähnen: Kaum war eine Suchanfrage für dünnes Ziegenleder an geeigneter Stelle platziert (Ja, auf Facebook, da findet man uns nämlich! Also kurze Bastelpause und die Seite "liken, OK?) gab es schon die ersten Organspender.
Daher natürlich meinen herzlichen Dank an all die Kollegen und Mitstreiter die mich mit Lederstücken in unterschiedlicher Qualität und Farbe so großzügig und problemlos versorgt haben!

Letztendlich wurde es ein Stück hauchdünnes, vegetabil gegerbtes Stück Ziegenleder mit einer fast latexähnlichen Spannkraft (Danke, Michael!). Eben diese Dehnbarkeit ist auch das Wichtige bei der Lederauswahl denn das Bespannen wird um so leichter (und das Ergebnis schöner) je fester man das Leder um das Heft ziehen kann.
Ich hab die Dehnbarkeit vorher ausprobiert und dann ein entsprechend kleineres Stück ausgeschnitten:



First of all: Thanks to all contributors who sent me leather after my inquiry on
Facebook, (Yes, you can find us there! So take a short break now and give us a visit and a "like" there please!) 

Finally I chose a piece of goat leather, paper thin and expandeable like latex. After trying out how far it would expand I cut a relatively small piece to use it as grip cover.

Wie beim Leinen beginnt man auch hier mit dem festleimen der Längskante,. Das kann aber ein bisschen mühselig sein, weil man dabei das Leder auch noch in axialer Richtung dehnen (und irgendwie) fixieren muss. Ich habe mich entschlossen den Stoß des Leders auf die Schneidenseite des Hefts zu legen, das hat den Vorteil dass man später nie darauf achten muss wie herum man das Schwert in die Scheide steckt ohne die Klebekanten zu präsentieren.
Wenn der Kleber aber kräftig und die Geduld groß genug ist hat man irgendwann mal so etwas:



After brushing on glue again and while stretching the leather to fully cover the length of the grip (Attention: you easily can get a little crazy while doing this) you glue the edge of the leather covering onto the handle.
I decided to put the starting edge to the narrow part of the grip. This has the advantage that you never have to check witch way to put your sword into the scabbard to not show the edges of the leather cover later on.


Jetzt muss man nur noch unter konstantem Zug in alle Richtungen einmal um das ganze Holzheft herumkommen. Dabei hat Hautleim gegenüber Superkleber (PfuiBähTeufelszeug) den großen Vorteil dass man noch ein paar Minuten an jeder Klebung herumfummeln kann bis alles sitzt. Man sieht jetzt auch schön dass durch das Dehnen die darunterliegende Struktur zum Vorschein kommt. Dem kann man auch etwas nachhelfen in dem man drüberbürstet oder mit einem Lappen drüberwischt.


Now you can start to glue the leather section by section around the whole grip and ... Yes, this can make you much more crazy the the first step. But at least the usage of hide glue has the advantage that you can correct mistakes relativly easy for some minutes.
You now can see the structure of the winding giving you the desired texture on the handle. You can enhance this effect by brushing over the handle (not with the glue brush of course!).


Nachdem man auch den letzten Abschnitt abgeschlossen und das Lederstück somit erfolgreich um das ganze Heft gelederwunden hat klebt man mit leichtem Überstand (der wird nicht geklebt!) das letzte Stück auf die Wicklung. Man sollte darauf achten dass dabei kein Kleber auf das Leder kommt, das gibt häßliche Flecken.


After completing you final round you can glue the last section to the wound grip. Be careful to get no glue onto the leather, it makes ugly stains! Like the linnen cover you can also have a slight (non-glued) protrusion that will be cut off in the final step.

Als letzter Schritt wird jetzt der (nicht geklebte!) Überstand mit dem scharfen Messer vorsichtig abgeschnitten. dabei kann man sich sehr gut an der (durch das dünne Leder gut erkennbaren) Kante des Anfangs orientieren:


As an last step you can now cut the protrusion with a (really!) sharp knife following the line from the starting edge.

Und, man glaubt es kaum, es ist dann tasächlich geschafft. Einfach noch ein wenig die Stoßkanten ausrichten und man hat es hinter sich! Wer mag kann das Leder jetzt noch leicht einfetten und dann lautstark: "Hallelujah!" rufen ... bevor er das Zeug runterreißt und sich was viel Cooleres und mehr "Myttelalterlyches" zulegt! All voll, Afterballengeklapper!



Congratulations! You're done! You now can praise the lord and dream of future heroic battles ... unless of course you rip all this crap down again and go for something more ugly, bloody and dirty ... something"REAL MEDIEVAL!"