Mittwoch, 20. Februar 2013

Frisch vom Riemertisch IV

Da ich in letzter zeit nicht zu allzuviel gekommen bin was das mitteralterliche Handwerk betrifft, nehm' ich mir einfach mal die Freiheit in der Rubrik "Frisch vom Riemertisch" auch mal etwas zu bloggen das nicht gerade frisch ist, sondern schon ein Jährchen auf dem ledrigen Buckel hat:

 
"Die Tage werden wieder länger und auch die Kälte in der Werkstatt wird langsam wieder  erträglicher. Und je weniger die Händ' zittern desto schöner wird das Stück, hat mein alter Meister immer g'sagt. Der letzte Riem ist jedenfalls sehr ordentlich geworden, vor allem die Beschläg' sind schön!
 Außerdem hab ich jetzt einen neuen Lehrbuben, sein Vater der Schuhmacher Karl hat in mir in die Obhut gegeben. Ein ganz schöner Lackel der Bub, kräftig für sein Alter! Im Moment macht er ja noch nicht viel außer Beschläge polieren oder mal ein Lehrstück zu punzieren, aber mit Gottes Hilfe wird aus ihm ein guter Gesell'! Amen!

- Niklas Riemer, Januar 1340 --"

Was kann man zu dem gezeigten Gürtel schon groß sagen, außer dass er rundum recht gut gelungen ist? Nicht viel, ist die Antwort also beschränke ich mich mal aufs Kommentieren der Bilder.


Die Schnalle hier ist von einem recht frühen Typus, der schon im 13.Jhdt aufkommt, das Schnallenblech habe ich mit eingravierten Linien eingefasst und dann noch mit einem Stichel mit quadratischen Querschnitt eine Punktverzierung hinzugefügt.

Der Riemen selber ist mit einer handgemachten Punze geprägt worden, in 2 dicht aneinander liegenden Reihen mit einem schmalen aber deutlichen Randstreifen.


Wie man auf obigen Bild gerade noch so erkennen kann, ist die Riemenzunge hier nicht wie so häufig der Länge nach gefaltet, sondern besteht aus einem breiten Buntmetallblech in Querfaltung. Die Verzierungen sind analog zum Schnallenblech ausgeführt.


Das Bild oben zeigt die Prägungen des Leders recht schön, besonders möchte ich aber die Beschläge herausheben. Sie sind massiv aus Gelbguss, mit mitgegossenen Nietkegeln. Diese werden durch das vorgelochte Leder gesteckt und hinten mit einer Beilegescheibe als Unterlage gegengenietet. Somit ist hier kein Loch in den Beschlägen und auch kein eigener Nagel zur Befestigung notwendig! Obwohl solche Beschläge doch eher die Ausnahme bilden, sind sie doch in fast allen größeren Buntemetall-Fundkomplexen zu finden und mal eine schöne Abwechslung.

So, das war's auch schon mit dem heutigen Stück. Noch einen schönen Tag Euch da draußen!