Nachdem ich in einem
früheren Artikel schon mal auf die grobe Vorgehensweise beim Messerbau eingegangen bin, möchte ich das heute noch durch ein paar Bilder aus dem Schaffensprozess vertiefen.
Es handelt sich, wie bei Messern aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts üblich um ein Griffangelmesser, mit einem Heft in Plättchentechnik. Näheres zur Technik und dem hochgotischen Messer im Allgemeinen gibt es auch
hier und
hier zu lesen.
Das erste Bild zeigt die Klinge mit der Griffangel sowie die bei dem Projekt eingesetzten Plättchen: Messing, Leder und Knochen.
Die Plättchen werden nur grob in Form und Größe geschnitten und mit einem Meissel werden die nötigen Löcher in Messing- und Lederteile gemacht und dann auf die Angel aufgeschlagen. Dabei ist es in beiden Fällen hilfreich, wenn der Meissel etwas schmäler ist als die Angel, so verkeilen sich die Blättchen beim Aufschlagen und halten fest auf der Angel. Für den Knochen muss man zuerst 2 Löcher bohren und diese dann durch ausfeilen zu einem Schlitz verbinden.
Dann wird auch der Knochenteil vorsichtig auf die Angel geschlagen, er sollte, im Gegensatz zu den Messingplättchen, locker sitzen, da er sonst beim Aufschlagen bricht.
Auf dem nächsten Bild ist das erste Plättchenpaket vor dem Aufschieben des Hefts zu sehen. Bei den Plättchenpaketen ist darauf zu achten, dass zwischen jedem harten Material (Holz, Messing, Knochen, Horn, Eisen etc.) und dem Nachbarplättchen ein Lederplättchen gesetzt wird. Nur so ist garantiert, dass das Heft nach dem Vernieten nicht zu wackeln beginnt.
Das nächste Bild zeigt uns den gesamten Heftblock, also das vordere und hintere Paket mit dazwischen liegendem Holzteil.
Wenn man soweit gekommen ist, muss man das gesamte Heft nur mehr fixieren, in dem man die Angel mit dem hintersten Plättchen (in der Regel ein Metallplättchen) vernietet.
Dieser Punkt ist auch der, der mich bisher von einer historischen Messererdarstellung abgehalten hat! Denn ohne die Klinge fest in einen Schraubstock zu spannen kriege ich das Vernieten nicht hin, und Schraubstöcke waren zu meiner Darstellungszeit noch nicht erfunden. Ich hab schon länger mal vor, alternative Methoden zur Fixierung der Klinge beim Vernieten zu testen, bin aber leider noch nicht dazu gekommen. Da würde ich natürlich über Feedback der Messermacher da draussen freuen!! Nun muss aber für diesem Punkt der moderne Weg her.
Dabei wird das Messer senkrecht in den Schraubstock gespannt und an der Klinge (!) fixiert. Eigentlich logisch, denn wenn man den Griff einspannt und auf die Angel schlägt flutscht die Angel aus dem Heft.
Der Griffblock ist nun natürlich auf jeden Fall zu groß und auch völlig außer Form. Und da, nach dem Vernieten nämlich, beginnt auch der mühsame Teil des Messererlebens, das Raspeln, Feilen und Schleifen des Hefts.
Hier eine Abbildung aus dem Bruderbuch der mendelschen Zwölfbrüderstiftung aus Nürnberg, entstanden um 1425, diese zeigt einen Messerer beim Überarbeiten des Hefts:
Dazu nutzt er ein Stützvorrichtung die jener ähnelt die auch heute noch von Goldschmieden genutzt wird. Dabei wird das Werkstück gegen ein festes Objekt gedrückt und ist so einfacher zu bearbeiten.
Zuerst wird jetzt radial gearbeitet, das heißt ich bringe zuerst mit einer Feile die Plättchenpakete in die gewünschte Form in dem ich sie quer zur Angel überfeile.
Wenn die Plättchen die gewünschte Form haben, schnappt man sich die Raspel und bringt den hölzernen Teil des Heftes nahe an die gewünschte Endform.
Erst jetzt beginnt man das Heft axial, als entlang der Angelachse zu bearbeiten. Dabei arbeitet man eigentlich nur mehr mit einer nicht zu groben Feile um die Messingplättchen und den Knochen nicht gröber zu beschädigen oder gar das Leder auszureissen.
Wenn das Heft dann die gewünschte Endform angenommen hat (und das kann je nach Größe des Ausgangsblockes schon ein Weilchen dauern und einiges an Muskelschmalz kosten), fehlt eigentlich nur mehr mit einer feinen Feile und Schleifmitteln für die entsprechende Optik des Hefts zu sorgen.
So, das wars auch schon mit der Kurzanleitung .. ich würde mich freuen wenn ich entsprechende Rückmeldungen bekomme ob die Anleitung vollständig, verständlich oder überhaupt sinnvoll ist. Viel Spaß beim Messern!