Samstag, 25. Februar 2017

Zmerschad

Heute beginnen wir unseren Artikel mit einem kleinen Ausflug in den Wiener Dialekt. "Zmerschad". Ich denke das kommt Lautmalerisch hin. "Zmerschad" nennt man in Wien einen Zustand in dem ein Objekt in viele kleine Teil zerbrochen oder zerschlagen wurde.

Warum ich euch damit belästige? Nun einerseits weil durch den hochdeutschen Einfluss des Fernsehens, der Musik und der Computerspiele meine eigenen Kinder (Gschroppen) gar nicht mehr in der Lage sind so wunderbare Wörter wie "Heislbesn" im Kopf (Bluza) zu behalten ... und andererseits weil ich persönlich glaube der Begriff "zmerschad" kommt über den Umweg "zermerschert" vom eigentlichen "zermörsert". Und da wollen wir hin: Mörser!

(Jetzt seh ich die Spätgotiker jubeln und ihre Pulverflaschen aus dem Schrank holen, aber .. tut leid, kein BummBummSchießenundsoLaut heute)

Rekonstruktion eines Steinmörsers aus dem Spätmittelalter nach ungarischen und englischen Quellen, Waldviertler Granit
Reconstruction of a late-medieval stone mortar by Chris Stein, form and size after sources from Hungary and England

Montag, 13. Februar 2017

The Bony Lady

Hargh und immer Wasser unter dem Kiel, ihr Bugschweine! Ich mach ab jetzt "Piraten"! Oder ... eher nicht. "Bony Lady" ist daher nicht der freibeuterische Name einer schnuckeligen Brig mit der ich durch die Karibik schippere sondern (mal wieder) ein Hinweis. Auf (mal wieder) ein Messer! Und damit ist dann auch schon die "Katze aus dem Sack" und es kann mit einem Bild losgehen:

Rekonstruktion eines spätmittelalterliches Essmessers mit figürlichem Griff
(1) Reconstruction of a late medival eating knive with carved handle

Freitag, 10. Februar 2017

Speck!

Ich bin ja einer der Vertreter der männlichen Menschheit die Speck als Gewürzmittel betrachten. Man kann ja schließlich praktisch alles essen wenn es nur in Speck gewickelt ist.

Ich bin aber auch Geschichtsdarsteller und jetzt, zu einer Jahreszeit wo frisches Fleisch und Gemüse für den mittelalterlichen Menschen unerreichbar war, ist eine Sache mir bei jeder Küchenplanung ein Anliegen: Linsen .. mit Speck!
Die getrocknet sehr gut lagerbaren Hülsenfrüchte lassen sich mit dem im Rauch haltbar gemachten Schweinespeck zu einem belegbaren, saisonal passenden Eintopfgericht verarbeiten.

Und damit kommen wir auch auf das heutige Thema zu sprechen, denn eben den erwähnten Speck muss man ja irgendwie in den ebenso erwähnten Rauch hängen. Seien es nun die Balken eines Rauchhauses oder der Abzug einer Feuerstelle, man kann es nur mit Richter Lynch sagen: Hängt ihn!


Und da wir gerade mal wieder in der IG14-Schmiede zu Gange waren und nach Herzerl-Punzen, hellenistischen Fleischgabeln, Gürtlermeisseln und altersresistenten Schürhaken noch Zeit war ... entstand obiger Fleischhaken nach einem Fund aus York.

Nun ist so ein Haken auf den ersten Blick ja kein ungeheuer komplexes Stück, ich bin trotzdem relativ stolz drauf da er sehr schön mittig abgeschrotet ist. Auch die Symmetrie der beiden Haken hab ich schön erwischt.


Auf der Gegenseite hat der Räucherhaken dann eine geschmiedete Öse. Da kommt eine Kordel durch damit man das Teil in den Rauch hängen kann. Räucherhaken gibt es auch mit einer Rückseite mit Einschlagdorn, aber da müsst ich das Ding ja in jedem Museumsdorf oder auf jeder Burg irgendwo in den Rauchfang hämmern. Ich denke nicht, dass die Betreiber da große Freude haben werden.

Ein Haken wie dieser liegt auch aus einer Grabung aus Groitsch ("Tric-Trac, Trense, Treichel", Christof Kraukopf) vor. Dort ist aber die Öse deutlich größer, möglicherweise haben wir also dabei  einen Fleischhaken vor uns:


Jedenfalls freu ich mich schon auf den Saisonstart, die wunderbare Bachritterburg Kanzach und natürlich ... den Speck im Rauch!
___________________________________________________________________

The IG14 forge did some more work recently. One of the new pieces is this smoking hook after a finding from York. A very similiar pice was found in Germany (Castle Groitsch) shown directly above.

With hooks like these meat could be hung into the smoke of chimneys and above fire places for conservation.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Menschen genannt Romaniker gehen das Messer

Viele fragen sich wohl: Was ist mit Messern? Warum keine Messer mehr? Wo bleiben die? Was stimmt nicht mit ihm? Oder man fragt sich: Wovon redet der da? Nun, ich mag Messer ... und Messermachen!

Und wahrlich, lange ist es her (jedenfalls für meine Verhältnisse ) dass ich messermäßig was gemacht habe. Doch das Warten hat eine Ende:

Für die Living History-Kollegin und begnadete Puppenmacherin Tania hab ich mir 3 romanische Messer abgerungen:


Die beiden kleinen Essmesser haben einfache Plättchentechnik in Messing und Leder, Griffe aus Buchsbaumastholz und Blätter mit eingezogenen Rücken, einmal recht abrupt (1) und einmal sanfter geschwungen (2).

(1)

(2)

Schwieriger war das gewünschte Küchenmesser, denn da konnte ich praktisch keine Quellen finden. Daher hab ich mich an den größeren Exemplaren aus Schleswig orientiert und eine schwere Klinge mit geknicktem Rücken gewählt. Aus hygienischen Gründen ist die Schulterplatte hier aus Horn und nicht aus Buntmetall (Grünspangefahr). Das Heft ist wieder aus Buchsbaum.


Somit kann ich der 12.Jahrhundert-Fraktion nur mehr eines wünschen: Mahlzeit!


Abstract for our english speaking visitors:

You may ask: Knives? Why does he not do knives anymore? Were are they? What's wrong? Or you may simply say: What the hell is this guy talking about? What Knives?

You should know: I love knives. And I love making them!

So I did a set of knives for Living-History-colleague (and fabulous doll maker) Tania. Two simple eating knives with brassplates for decoration, boxwood handles and typical 12th century blades (1) + (2)plus a heavy kitchen knife with a plate decoration made from black horn.
Since 12th century kitchen knifes are very seldom depicted I oriented the style of the blade on the bigger examples from the findings in Schleswig.

Mittwoch, 1. Februar 2017

Mit Volldampf zum Wohlstand!

Ich arbeite ja jetzt schon des längeren an einer neuen Stufe der Darstellung, dem Zechmeister oder eventuell sogar Erbbürger. Und weil so ein Guter ja auch was zu repräsentieren hat muss ein prachtvoller Gürtel her! Vor allem wenn es Zechmeister der Gürtler wird .. beim Zechmeister der Messerer kann aber was Protziges auch nicht schaden.

Während mir der passende Rock immer noch fehlt ist das Zubehör schon richtig gut auf dem Weg: Hut (und noch ein Hut, beide werden noch gebloggt), Baselard, Gürteltasche, Gewandschließen, Knöpfe nach Wr.Neustädter Fund, Schlüpfschuhe aus feinem Ziegenleder .. alles schon bereit! Natürlich nicht ohne Hilfe und da gibt es wie in der Oscar-Rede natürlich vielen zu danken: dem Dirk, der Heike, der Steffi, dem Tobias und dem unermüdlichen Karl. Und natürlich der Agnes die mein Werk beim letzten Basteltreffen in Rekordzeit während einer gemütlichen Plauderei so im Vorbeisitzen vollendet hat:

Gürtel aus rotem Leder, mit gelber Seide gefüttert. Beschläge allesamt aus Messing vergoldet, die Bleche sind graviert.
(1) Civic belt made from red leather with yellow silk lining. All metal parts are gilded and some of them were engraved

Our english-speaking guests can find an abstract at the end of the article