Freitag, 31. Januar 2014

Warme Finger sind die halbe Miete ...

Verflixt .. wieder bin ich langsamer im Bloggen als die Mädels. Dabei waren meine Fäustlinge ja schon viel früher fertig. Na gut, nicht viel früher. Aber früher! Andererseits ist ja völlig wurscht wer als Erster was Neues bloggt .. also los:

Wie schon am Schwesterblog geschrieben machen wir uns jetzt immer mal wieder Fototermine in historischer Gewandung aus. Beim Letzten war ein Schilfschneiden geplant und ich hab mir dafür extra ein Gugelchen genäht (das ich Esel übrigens auch nie gebloggt hab obwohl ich es ganz allein genäht hab)! Zum Termin hatte ich keine Zeit, nur falls sich wer wundert warum ich auf keinem Foto bin oder falls mich jemand verzweifelt im Schilfdickicht gesucht hat.

Den nächsten Termin aber will ich auf jeden Fall einhalten, schließlich solls in den Schnee gehen! Und da wir anschließend in großer Mannstärke mein Wohnzimmer zum Tratschen&Basteln bevölkern werden kann ich auch schlecht absagen.

Nun, Fotos im Winter sind für uns eine Premiere, und ich bin schon sehr gespannt wie sich das ganze Zeug bei eisigen Temperaturen bewähren wird. Wir sind natürlich noch ein gutes Stück von der Härte dieser Mädels und Jungs entfernt aber es könnte spannend werden. Und weil ich jetzt schon weiß, das das mit den Wendeschuhen und meinen Zehen ein garantiertes Drama wird wollte ich dafür sorgen, dass mir zu mindestens nicht auch noch die Finger abfallen. Handschuhe mussten her!

Da gab es natürlich jetzt einige Optionen: klassische Fingerhandschuhe zum Beispiel, aus Wildleder. Sehr schick .. aber warm? Dann doch eher Fäustlinge! Und auch da könnten es jetzt welche mit einteiligem oder zweiteiligem Handteil sein. Und es gibt verschiedenste Konstruktionsmöglichkeiten den Daumen anzusetzen. 

Auf der Such nach Funden und Vorlagen stieß ich dann auf einen erhaltenen Lederfäustling aus Norwegen der sich heute in einem Museum in Oslo befindet. Was mich an dem teil sofort faszinierte war der irrwitzige Zuschnitt! Alles inklusive Daumen aus einem Teil! Das musste ich ausprobieren:

Mittwoch, 29. Januar 2014

Treffen sich ein Kamm und ein Schiff...


...oder so ähnlich!

Natürlich handelt es sich um einen Webkamm und um ein dazupassendes Schiffchen! Wenn man dann auch noch passendes Wollgarn hat, kann man auch schon loslegen.

Für mich war es der zweite Versuch in Sachen Kammweben und zugegebenermaßen der erste, der wirklich zum Erfolg geführt hat. Aber nun habe ich begriffen, wie ich die Spannung wählen muss, damit ich das gewünschte Ergebnis erzielen kann.

Verwendet habe ich Wollgarn der Stärke 20/4 in natur und gelb.



Dienstag, 28. Januar 2014

Gänsefederziegenstock

Wie hat alles angefangen? Also jetzt nicht Urknall, Schöpfungsgeschichte oder so etwas. Sondern das letzte Projekt.

Es hat im IG14-Forum begonnen! Mit der Planung des zweiten Moduls unserer Vortrags- und Präsentationsreihe auf Burg Liechtenstein. Das erste ist ja schon am 1. März, also was liegt näher als nach der Fertigstellung des Informationsblattes für das erste Modul "Vom Schaf zur Gewandung - Textilherstellung im 14. Jahrhundert" gleich zur Planung des zweiten Moduls überzugehen?

Also haben wir angefangen und plötzlich war die Rede von Farbe und Malen und Spanschachteln .. und .. Pinseln. Historische Farbe lässt sich dank diverser Bezugsquellen ja herstelln und schöne Spanschachteln haben wir auch und bemalte Spandosen sind sogar erhalten. Aber womit malen? Mit dem Borstenpinsel aus dem Malkasten der Jüngsten? Nein, nie und nimmer!

Also kam die Rede auf Pinsel und dank der großartigen Filmempfehlung "Tudor Monastry Farm" (zu sehen auf YouTube) war da auch schon ein Anhaltspunkt. Pinselherstellung nach Filmvorlage. Nicht leicht aber machbar, und nach etwas herumgoogeln im schönen WWW konnte ich konkreter werden.

Und dann fing das Leiden an .. denn so leicht wie das im Film aussah wars dann doch nicht. Ein paar zerstörte Gänsefedern und zahlreiche Versuche später hab ich das mit dem Federteil als Borstenersatz aufgegeben und mit tierischen Haaren weitergemacht. Und siehe da, das ging deutlich besser.

Hier also der Ablauf:

Montag, 20. Januar 2014

Weil es sich sonst nicht die Waage hält!

Wer aufmerksam meinen Blog liest, und das sind weniger als erhofft aber deutlich mehr als erwartet, der weiß, das ich vor einiger Zeit eine Waage gebaut habe. Da sich aber auf berechtigten Einwand des Auftraggebers hin herausgestellt hat, dass die Waage ohne Gewichte nur etwas sehr beschränkt einsetzbar ist, habe ich dieses Problem jetzt behoben:



Hiermit präsentiere ich also 8 Bleigewichte in der Stückelung 2 x 5g, 4 x 10g und 2 x 25g, in die Oberfläche der Gewichtblöcke habe ich das Wiener Wappen eingeschlagen. Mehr gibts nicht zu sagen ... außer ... nach der Handhabung von Blei immer gut Hände waschen!

Mittwoch, 15. Januar 2014

Fundstück der Woche V

Das dieswöchige Fundstück ist für mich besonders schön, weil es mal wieder eine österreichische Handschrift ist! Es handelt sich dabei um einen Seite aus dem Urbar des Klosters Baumgartenberg, welches um 1335 entstand:


Das Blatt bietet einen wundervollen Detailreichtum und ein paar wirkliche Besonderheiten:

- der in Mi-Parti gekleidete Jagdknecht unten vor dem Tor trägt tatsächlich Lappenärmel wie sie für Österreich erst 15 Jahre später als typisch zu betrachten sind. Eine derart frühe Darstellung dieses Ärmeltypus ist mir sonst nur aus dem französischen Raum bekannt!

- in dem kleinen Türmchen oben rechts hängt doch tatsächlich eine kleine gläserne Hängelampe wie sie z.B. aus den Londonfundkomplexen überliefert ist

- die Dame im Mittelteil des Bildes gleich rechts vom Abt hat einen Überkittel (auch Suckl/Suckenie/Surcot) an, der eine interessante Randeinfassung vorweist .. ich musste da spontan an eine Borte denken?

- der ebenfalls in Mi-Parti gekleidete Mann links neben dem einreitenden Ritter, dem Vogt Walchun von Clam, trägt eine schöne gezaddelte Gugel ... aber verkehrt herum?

Für ein einzelnes Blatt schon eine ganze Fülle an kuriosen Details. Da würd ich mir glatt wünschen ein Faksimile oder zu mindestens mehr von den Bildern dieser Handschrift in die Finger zu bekommen! Hat da irgendwer da draußen noch Information zu diesem Urbar? Vielleicht irgendwelche Links, Buchtipps oder Kontakte? Ich würde mich sehr über Zuschrift freuen!

Montag, 13. Januar 2014

Eine neue Scheide .. mal wieder!

Nun hat es also nach den Eltern auch das Töchterchen erfasst und somit muss ein neues Essmesser für die Große her. Also eigentlich hat sie ja eines, damit das aber an die Kleine gehen kann, die mit der vollen Erfahrung ihrer 5 Lebensjahre auf den Besitz eines eigenen Essmessers "für die Burg und so" pocht, braucht die Große halt ein Neues.

Es ist jetzt natürlich aber so, das jeder gute Geschichtsdarstellerhaushalt mehr gut geschliffene Messerrekonstruktionen in der Vitrine liegen hat, als scharfe Küchenmesser im Messerblock. Kein Problem, also! Nur hatte das Messer eben keine Scheide ... bis gestern.

Und weil man halt ein Darstellertöchterchen ist, ist es einem nicht wie beim Sportschuhkauf genug einfach achselzuckend zu sagen "Wie die ausschauen soll? Is mir wurscht .." , sondern man muss schon selbst ein paar angebotene Ideen aus verschiedenen Fachpublikationen genau abwägen und sich dann mit penetranter Sicherheit für das Entscheiden was am künstlerisch aufwändigsten ist. Ein Muster? Nein! Eine Blumenranke? Nein! Ein Hase? Nein! .. Ein PFAU!

Die Vorlage befindet sich in Cowgills Knives and Scabbards und was ich noch als das übliche fantasiekreatürliche Drolerium abgetan hatte, wurde von der Vereinsgenossin treffsicher als Pfau identifiziert .. hier nun die Umsetzung:



Oder, etwas größer herausgestellt:


Das Motiv ist in die angefeuchtete Hautseite eines dünnen Rindsleders geritzt, die Flächen habe ich mit einem einfachen Punktdekor aufgefüllt und die Griffhülse mit einem einfachen Rautenmuster verziert. Die gesamte Scheide habe ich dann noch gefettet.



Wer jetzt glaubt das war die ganze Geschichte, hat keine frühpubertierende Tochter .. denn auf das fertige Werk angesprochen meinte sie zwar durchaus mit Begeisterung: "Sehr schön geworden, Papa!", nur um gleich dazuzusetzen "Und wie verzierst du jetzt den Griff??"

Papa geht jetzt einen Kreisaugenbohrer suchen. Schönen Abend!

Sonntag, 5. Januar 2014

Die Vorbereitungen laufen...

Wie ja bereits berichtet, nehmen wir bald unsere regelmäßige Tätigkeit auf der Burg Liechtenstein auf. Leider haben wir dort ja noch keine "bespielbare" Küche, somit werden sich die Kochaktivitäten ganz unhistorisch am heimischen Herd abspielen. Angerichtet und gegessen wird aber dann natürlich an der gemeinsamen Tafel.

Und da möchte Frau natürlich auch beim Anrichten eine gute Figur machen! Also muss eine Schürze her! Und da natürlich nicht irgendeine, sondern schon ein hübsches Stück!

In den Bildbelegen gibt es ja reichlich Auswahl. Und da es bei uns in der Gruppe schon einige gesmokte Schürzen gibt - die mir ja auch sehr gut gefallen - möchte ich doch etwas anderes ausprobieren.

Und da ist mir dieser Bildbeleg auf dem folio 12v der Holkham Bible aufgefallen:

folio 12v Holkham Bible rechts oben


Natürlich ist die Interpretation solcher Quellen immer schwierig. Was auffällig an der Schürze ist, sind einerseits die roten Streifen am Schürzentuch und andererseits das rote Muster am Schürzenband. Außerdem fällt auch auf, wie kurz diese Schürze eigentlich ist und wie dünn die Bindebänder sind.

Die Streifen könnten natürlich bereits eingewebt sein. Das Muster am Band interpretiere ich persönlich als Stickerei. Es handelt sich um ein einfaches grafisches Muster. Beide Auffälligkeiten dieser Schürze werden allerdings im Folgebild doch etwas anders wiedergegeben. Die Streifen sind an anderen Stellen - und sehen hier durch die gleichmäßigen Abstände noch mehr nach eingewebten Streifen aus - und das Muster ist plötzlich eher schwarz und sieht ein wenig anders aus.

folio 12v Holkham Bible links unten


Hat die hier dargestellte Heilige Anastasia tatsächlich die Schürze gewechselt, um Maria und Josef in den Stall zu geleiten? Wir werden es wohl nicht erfahren, und müssen so von gestalterischer Freiheit des Illustrators ausgehen.

Aber nun zu meinem Rekonstruktionsversuch:

Da ich kein gestreiftes Leinen habe, nehme ich kurzerhand ein Stück schweres handgewebtes Leinen, damit die Schürze schön fällt. Auch werde ich sie nicht ganz so kurz schneiden. Das Stück, das ca. 80 x 80 cm misst, habe ich bereits an drei Seiten eingesäumt. An der Webkante habe ich mit Leinenfaden drei Zugfäden im Abstand von ca. 5 mm eingezogen. Ob ich die dritte Zugreihe tatsächlich belasse, muss ich mir nochmals ansehen, wenn das bestickte Bauchband fertig ist. Derzeit ist die Schürze auf ca. 35 cm zusammengezogen.

Aus demselben Leinen habe ich ein rechteckiges Stück für den bestickten Teil bereits in doppelter Breite zugeschnitten, damit ich es nach der Fertigstellung hinterlegen kann. Um mir den tatsächlichen Stickbereich dauerhaft zu markieren, habe ich mir die Webeigenschaften des Leinens zu Nutze gemacht und die entsprechenden Fäden ausgezogen. Nun gilt es noch, das Stück auf den Stickrahmen aufzuziehen, die rote Wolle rauszusuchen und mich für die passenden Stiche zu entscheiden.


handgewebtes schweres Bauernleinen

Also wieder ein neues Projekt - aber das geht hoffentlich doch um einiges schneller voran als mein Beutel!

Donnerstag, 2. Januar 2014

Das alte ist vergangen, das neue angefangen....

Silvester zieht in Rom ein und wird von Kaiser Konstantin empfangen. Fresko, 1246, in der Silvester geweihten Kapelle der Kirche SS. Quattro Coronati in Rom

Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon
von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/BiographienS/Silvester_I.htm'>http://www.heiligenlexikon.de/BiographienS/Silvester_I.htm</a>

Faltbarer Taschenkalender
(ca. 1400; SBB-PK, Lib. Pic. A 72) –
kompletter Monatsbilderzyklus mit Tierkreiszeichen
und Verzeichnis der Stunden mit Tageslicht je Monat.

Und wieder ist ein Jahr vergangen. Unser erstes "vollständiges" Blog-Jahr. Vieles haben wir uns vorgenommen - und mussten dann doch die Ambitionen ein wenig zurücknehmen. Aber vieles ist auch gelungen und die Ergebnisse begleiten uns nun in ein neues Jahr mit unserem Hobby.

Die wohl wichtigste Entwicklung für uns: Die Burgbelebung auf der Burg Liechtenstein.

Ab 1. März werden wir dort jeden ersten Samstag im Monat Einblicke zu ausgewählten Themen der Geschichte des 14. Jahrhunderts geben. (siehe hierzu die Homepage der Burg Liechtenstein zu diesem Thema)

Da kommt nun noch viel Arbeit auf uns zu, aber nach der ein oder anderen Pause freuen wir uns auch schon sehr auf dieses neue Projekt!

Allen unseren Blog-Leserinnen und -Lesern ebenfalls alles Gute für 2014 und viele schöne Momente im Hobby und auch - und vor allem - auch abseits davon!

Ach ja: wer sich eventuell wundert, dass wir nun am 2.1. erst Prosit Neujahr wünschen:

So einfach ist das mit dem Beginn des Neuen Jahres ja ohnehin nicht! Schließlich gab es da im 14. Jahrhundert mehrere Termine, zu denen der "Jahreswechsel" im Sinne vom "Jahreszahlenwechsel" begangen wurde. Aus dem "Großen Historischen Weltatlas, 2. Teil" des Bayerischen Schulbuch-Verlags geht nämlich folgendes hervor:

Der Circumcisionsstil - also der Jahresbeginn mit 1. Jänner - war um 1350 vorwiegend im westlichen Spanien, Teilen Nordeuropas  und auch teilweise im heutigen Osteuropa gültig.

Das heutige Mitteleuropa und somit auch Wien war hingegen vom Nativitätsstil geprägt. Hier wurde der Jahreszahlenwechsel am 25.12. vollzogen, wohingegen die Tage im Dezember normal weitergezählt wurden. Auf den 24. Dezember 1340 folgte also prompt der 25. Dezember 1341 .. sehr elegant gelöst! Typisch gotisch würde man sagen, wenn es das nicht auch schon vorher so gegeben hätte.

Im heutigen Frankreich dominierte großteils der Osterstil, auf den englischen Inseln und kleineren Teilen Westeuropas der Annuntiationsstil mit dem Beginn am 25. März, unter anderem in Venedig der Wechsel am 1. März und im oströmischen Reich der 1. September.

So gesehen sind wir ohnehin viel zu spät dran! Aber nichts desto trotz, mit einem Bild des guten Papstes Silvester:



Prosit Neujahr!