Samstag, 25. April 2015

Es wird Frühling .. Zeit für einen Winterhut!

Ja, Hut! Ich mag Hüte! Messer auch, weiß man aber von mir. Aber Hüte ist neu .. für manche jedenfalls!

Und nachdem dieses Jahr zwei Spätoktobertermine auf mich lauern brauch ich was auf dem Kopf das mein empfindliches Genialhirn vor dem vielleicht frühwinterlichen Frost schützt. Wär ja sonst schad drum!

Nun hat also die mittelalterliche Warenwirtschaft mal wieder voll zugeschlagen und mir für einen pflanzengefärbten, grünen Gürtel und 2 Gebendenadeln einen neuen Hut eingebracht. Vorbild dafür waren die Pilgerhüte die man auf Abbildungen des 14. Jahrhundert recht häufig findet, so z.B. hier:


Mittwoch, 22. April 2015

Quellen des 14.Jahrhunderts - Literatur für die persönliche Ausstattung

Hallo zusammen! Auch wenn es tatsächlich eine Bilderhandschrift über Heilquellen Italiens im 14.Jahrhundert gibt, ist hiermit die Sammlung von Quellen für die Darstellung einer Person des 14.Jahrhunderts gemeint, konkret geht es heute um passende Literatur.

Bei mir hat sich im Laufe der Jahre ja so einiges an Büchern zu dem Thema angesammelt, daher möchte ich die für mich wichtigsten Buchquellen für die persönlichste, sprich die direkt getragene Ausrüstung, hier einmal offen legen:

Die mit (E) gekennzeichneten Bücher würde ich als Einsteigerlektüre für eine Darstellung empfehlen!

Die allerersten Schritte:

  • (1) Ulrich Lehnart, "Kleidung & Waffen der Früh- und Hochgotik, 1150 - 1320" 
  • (2) Ulrich Lehnart, "Kleidung & Waffen der Spätgotik, Teil I: 1320 - 1370"
  • (3) Sarah Thursfield, Britta Nurmann, „Mittelalterliches Schneidern: Historische Alltagskleidung zwischen 1200-1500 selbst gemacht“

Kleidung: 

  • (4) Katrin Kania, „Kleidung im Mittelalter: Materialien - Konstruktion - Nähtechnik. Ein Handbuch“ (E)
  • (5) Else Ostergaard, „Woven Into the Earth: Textile Finds in Norse Greenland“
  • (6) Lilli Fransen, Anna Norgard, Else Ostergard  „Medieval Garments Reconstructed: Norse Clothing Patterns“
  • (7) Elisabeth Crowfoot, Frances Pritchard, Kay Staniland „Textiles and Clothing, C.1150-C.1450: Finds from Medieval Excavations in London „ (E)
  • (8) Margareta Nockert, „Bockstensmannen och Hans Drakt“
  • (9) Katrin Kania, „Übersehen-Verkannt-Vergessen – Die Gugel in Wort, Bild, Fund und Experiment“ 
  • (10) Stella Mary Newton, "Fashion in the Age of the Black Prince"
  • (10a) Jan Keupp,  "Die Wahl des Gewandes"

 

 Gürtel und Schmuck:

  • (11) Ilse Fingerlin, „Gürtel des hohen und späten Mittelalters“
  • (12) Stefan Krabath, „Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen: Eine archäologisch-kunsthistorische Untersuchung zu ihrer Herstellungstechnik, funktionalen und zeitlichen Bestimmung"
  • (13) Geoff Egan, Frances Pritchard, Susan Mitford, „Dress Accessories, C.1150-C.1450 Medieval Finds from Excavations in London“ (E)
  • (14) Monografie, „Der Schatzfund von Wiener Neustadt“
  • (15) Bernhard Prokisch, Thomas Kühtreiber, „Der Schatzfund von Fuchsenhof“
  • (16) Stefan Krabath, „Der Pritzwalker Schatzfund“
  • (17) Ross Whitehead „Buckles 1250-1800“
  • (18) Sven Ostritz, „Der Schatzfund: Analysen - Herstellungstechniken – Rekonstruktionen (Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt, Band 2)“
  • (19) Sven Ostritz, „Der Schatzfund Archäologie - Kunstgeschichte - Siedlungsgeschichte (Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt, Band 1)“
  • (20) Ronald W. Lightbown „Medieval European Jewelry“
  • (21) Annemarieke Willemsen, Marlieke Ernst, „Medieval Chic in Metal: Decorative Mounts on Belts and Purses from the Low Countries, 1300 – 1600“
  • (22) Annemarieke Willemsen, "Late medieval bling-bling"


Schuhe:

  • (23) Christiane Schnack, „Die mittelalterlichen Schuhe aus Schleswig“
  • (24) Christiane Schnack, „Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz“ (E)
  • (25) Grew, Francis, de Neergaard, Margrethe, Mitford „Shoes and Pattens: Finds from Medieval Excavations in London“ 
  • (26) Stefan von der Heide, "Kleidung des Mittelalters selbst anfertigen – Schuhe des Hoch- und Spätmittelalters"
  • (27) Quita Mould, Ian Carlisle, Esther Cameron, „Leather and Leatherworking in Anglo-Scandinavian and Medieval York“
  • (28) Olaf Goubitz, Carol Van Driel-Murray, Willy Groenman-Van Waateringe , „Stepping Through Time: Archaeological Footwear from Prehistoric Times Until 1800“

Messer & Scheiden:

  • (29) Gerhard Holtmann, „Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern“ (--FREE--)
  • (30) Schneider, Hugo, „Waffen im Schweizerischen Landesmuseum Griffwaffen 1“
  • (31) J. Cowgill, M. De Neergaard, N. Griffiths, „Knives and Scabbards (Medieval Finds from Excavations in London)“ (E)
  • (32) Christiane Schnack, „Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz“
  • (33) Heinz Knorr, „Messer und Dolch - Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftlicher Sicht“
  • (34) Christiane Schnack, „Mittelalterliche Lederfunde aus Schleswig - Futterale Riemen Taschen und andere Objekte“
  • (35) Hilke Saggau, „Mittelalterliche Eisenfunde aus Schleswig“
  • (36) Quita Mould, Ian Carlisle, Esther Cameron, „Leather and Leatherworking in Anglo-Scandinavian and Medieval York“ (-- FREE--)
  • (37) Janne Harjula, "Sheaths, Scabbards and Grip Coverings: The Use of Leather for Portable Personal Objects in the 14th - 16th Century Turku"


Taschen:

  • (38) Christiane Schnack, „Mittelalterliche Lederfunde aus Schleswig - Futterale Riemen Taschen und andere Objekte“
  • (39) Christiane Schnack, „Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz“
  • (40) Geoff Egan, Frances Pritchard, Susan Mitford, „Dress Accessories, C.1150-C.1450 Medieval Finds from Excavations in London“
  • (41) Olaf Goubitz, „Purses in Pieces“

Allgemeines:

  • (42) Deutsche Burgenvereinigung, „Tric-Trac, Trense, Treichel: Untersuchungen zur Sachkultur des Adels im 13. und 14. Jahrhundert“

 

Hintergründe:

  • (43) Konrad Theiss, "Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300" (E)
  • (44) Harry Kühnel, "Alltag im Spätmittelalter"


Mittwoch, 15. April 2015

'CHEPPA!

Öhm, ja. Was für ein Titel. Da muss ich ausholen:

Also ich mach für unsere Gruppe ja sehr viel an Ausrüstung, da wären Messer und Scheiden dazu, Gürtel, Näh- und Stricknadeln, Klappmesser, Waagen und was weiß ich noch. 

Aber unser neues Mitglied, übrigens das erste durch biologische Zeugung statt durch Anwerbung hinzugekommene, braucht natürlich auch was! Nur was schenkt man einem 8-Wöchler ... hmm .. ein Messer? An einem Messer ist nie was verkehrt! Na gut, vielleicht schon .. aber nur in dem Fall ... dann halt was Anderes mit Griff:



Montag, 13. April 2015

Eine Geschichte zweier Linien

Neues Messer!!! Nein, nur ein Scherz, diesmal geht's echt um was Anderes. Nämlich um Linien und Zaddeln und Säume und Nähte ... um eine Gugel konkret!

Abbildungen von Gugeln (für Die-nicht-vom-Fach-Seienden: Ein Kapuzenpulli ohne Pulli) findet man um die Mitte des 14.Jahrhunderts ja zu Hauf, da spar ich mir das Beispiel. weniger häufig aber immer noch reichlich findet man dann Gugeln mit Zaddeln, als Kapuzen mit speziell zugeschnittenen Säumen am Kragen:

Lilienfeld, Ö, 1350

Auch hier soll uns mal ein Beispiel genügen, auch wenn die ungeheure Vielzahl an verschiedenen Zaddelformen schon einen eigenen Beitrag wert wäre.

Donnerstag, 9. April 2015

The Italian Job

Italien! Pizza und Vespa fahren, Gelato schlecken und die Füße im heißen Sand .. nicht um 1340!

Aber Schmuck und exotische Zutaten, das ja, auch in der Hochgotik .. und vor allem in Wien, dem Einfallstor venizianischer Waren auf der östlichen Route ins römische Reich. Venezianischer Schmuck wurde nicht nur in der Region um Wien sondern so gar so weit wie Erfurt ins Kaiserreich exportiert, und ebenso kamen Materialien ins Land die den exotischen Hauch des Fremden mitbrachten.


Ein sehr weites Gebiet also, das sich dem ambitionierten Messermacher da als Weidefläche auftut. Und was wär ich für ein heftgestaltender Wiederkäuer würde mich das nicht reizen?

Und weil wir ,gerade bei Kühen sind, Rinderknochen hab ich bei dem Messer auch verarbeitet um eine "weiße" Note hinzuzufügen. Gemeinsam mit Horn sind Knochenplättchen das am besten und durchgehend belegbare Material in der Plättchentechnik.

Womit wir beim Horn wären: In diesem Fall habe ich italienisch orientiert und statt dem wohl eher üblichen milchig-braunem Kuhhorn schwarzes Horn vom Wasserbüffel verwendet. Die Araber brachten den ursprünglich in Indien beheimateten Wasserbüffel schon im Frühmittelalter nach Italien, wo er ein begehrtes Zugtier war und als Milchproduzent den auch heute noch beliebten Mozzarella lieferte. Dieser wird schon aus normannischer Zeit als überliefert geführt, spätestens mit der Herrschaft der Anjou gilt er als gesichert.


Bleibt also nur mehr der bunte Mittelteil, und der besteht aus zwei verschiedenen Farbkomponenten:

Einmal haben wir die im Mittelalter ungeheuer beliebte Koralle, die rote Koralle des Mittelmeerraums um genau zu sein, deren Verwendung vor allem in der Paternosterherstellung sehr gut dokumentiert ist. Koralle stand als Symbol für die Abwehr von Unheil und war bei Paternostermachern bis in den norddeutschen Raum so beliebt, dass in Testamenten häufig der Begriff "corallensnor", also Korallenschnur als Synonym für Paternosterschnüre erwähnt wird.


Die andere farbige Komponente hingegen ist bei diesem Messer eine Scheibe des Halbedelsteins Türkis, in einem wunderbaren blaugrünen Farbton und mit seiner charakteristischen Maserung.

Türkis, irrtümlich nach dem Hauptumschlagsort Türkei benannt obwohl seine klassischen Abbaustätten eher im Iran und der Sinaihalbinsel zu verorten waren, wurde schon ab etwa 5000 v.Chr. in Ägypten zur Schmuckherstellung verwendet und gilt somit als einer der ältesten Schmucksteine der Menschheitsgeschichte. er dürfte in Europa vor allem durch die Kreuzzüge populär geworden sein.

Als "Bindemittel" dienten wie oft in der Plättchentechnik Lederscheiben so wie das bei dieser Technik historisch am häufigsten eingesetzte Material, Messing.


Bedingt durch die "holzlose" Gestaltung des Hefts war hier eine vollständige Durchsteckung der Angel durch alle Plättchenpakete nötig. Als Zwinge sowie als Abschluss dienen kräftige pakete aus Messingblech. Das letzte Plättchen wurde dann mit der Angel vernietet. Durch die große Anzahl an Buntmetall erhält das Messer eine sehr angenehme Schwere und liegt gut in der Hand.

 
Von der grundsätzlichen Form her (zylindrischer Griff ohne Überstand sowie ein gerader Klingenrücken), der eher geringen Messergröße sowie den teilweise sehr exklusiven Griffmaterialien ist das Messer klar auf das Spätmittelalter zu datieren, und zwar am ehesten vom ausgehenden 13.Jahrhundert bis zum Niedergang der Plättchentechnik im späten 14.Jahrhundert.


Alles in allem: Ein sehr gelungenes Stück, gut einsetzbar und mit seiner Buntheit eindeutig etwas Besonderes .. das zu übertreffen wird mir schwer fallen, aber hey, das hab ich mir schon oft gedacht. Und andere Farben haben auch schöne Töne.