"Mit schweren, beidhändig geführten Schlägen drosch das Mädchen auf den wehrlosen Haufen ein. Ihre kleinen Fäuste waren geradezu verbissen um das Heft des zweihändigen Schlegels gekrallt und die Wucht ihrer Hiebe schlug das schmutzige Bündel so heftig, dass sie in der sommerlichen Hitze schwitzte. Was für ein Abschaum! Dieser Schmutz musste für immer hinfort und nur die Kraft ihrer schmalen Schultern stand jetzt noch zwischen der seeligen Reinheit und dem Unrat."
Ach, ich mag reißerische Texte! Vor allem wenn sie klingen als seien sie einem dieser wunderbaren historischen Romane entnommen die in ungezählter Vielfalt den Büchermarkt überschwemmen. Vielleicht sollte ich auch so einen schreiben? Würde ich den obigen Text als Einleitung nehmen könnte man dann mit einem Titel wie "Brüste des Zorns" oder "Amazone des Herzogs" liebäugeln!
Naja, in diesem Fall ist aber wohl eher "Wilde Wut des Waschtags" oder "Die Rache der Wäscherin" angebracht, denn trotz der (in meinen Augen recht spektakulären) Einleitung geht es wieder mal nicht um Sex und Gewalt sondern um ... Schmutzwäsche! Und nein, nicht zweideutig oder als blumige Umschreibung für pikante Skandale der Hochgotik, sondern tatsächlich um schmutzige Textilien.
Die Mädels der Wienischen Hantwërcliute 1350 haben sich kürzlich mit der Thematik befasst und da wir immer noch eine, in dieser Szene geradezu wunderlich wunderbare, Kooperationsbereitschaft untereinander haben, habe ich mich natürlich gerne bereit erklärt ein solches Projekt mit Tat zu unterstützen. Mit Rat war nämlich nicht mehr viel an Unterstützung zu leisten, bei Recherchen nehmen die Damen es nämlich recht genau.
Nun aber zum Wesentlichen, dem Objekt weiblicher Begierde, dem Gegenstand der Einleitung und dem letzten Produkt meiner Handwerkskunst .. dem Wäschepleuel:
Als Vorlage für dieses Waschutensil diente mir eine Abbildung aus der Holkham Bible, einer fein illustrierten Handschrift aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts die viele wunderbare Details zu Alltagsgegenständen und täglichen Verrichtungen der Hochgotik zu bieten hat. Unter anderem eben auch dieses Bild:
The Holkham Bible (http://posner.library.cmu.edu/Posner/) |
Interessant erschien mir dabei die Tatsache, dass der Griff des Prügels tatsächlich lang genug ist um mit beiden Händen gehalten zu werden, etwas das sich auch vereinzelt auf deutlich späteren Abbildungen des Wäschewaschens wiederfindet. Entsprechend der Form dieser Buchmalerei habe ich auch das Pleuel für Handwerksmädels dimensioniert. Das Bild unten zeigt als Grössenvergleich noch meine Hand um das Heft:
Als Material dient hier gut abgelagertes Buchenholz, hauptsächlich deshalb, weil es gerade in meinem Keller verfügbar war und als hartes Laubholz auch relativ schwer ist.
Jetzt bin ich schon sehr gespannt wie sich das gute Stück im Einsatz bewährt und hoffe mal auf einen feinen Erfahrungsbericht auf dem "Schwester"blog der Wienischen Hantwërcliute 1350 nach deren Einsatz auf der Bachritterburg im Sommer gemeinsam mit Forachheim, an dieser Stelle auch gleich liebe Grüße an die Adresse!