Donnerstag, 1. September 2016

Da! Es könnte möglicherweise unter Umständen vielleicht ...

Ich bin sicher, liebe Leser, ihr kennt das: Man such Belege und blättert Handschriften durch und .. findet nix. Also schreibt man in seinem Blog darüber. Was ohnehin schon schwierig ist, weil wie soll man über nix denn schon groß schreiben? (Natürlich kann man NIX auch groß schreiben, hat aber nix damit zu tun dass NIX auch groß nix bleibt)

Dann aber vergeht die Zeit und irgendwer postet aus völlig anderem Grund irgendein Bild .. und da ist es dann! Jubel brandet auf! Die Bauern jauchzen! Zwei Problemstellungen mit einem Bild erschlagen .. nur halt nicht ganz eindeutig. Ist es aber eh nie, oder?

 

Das Problem mit den Textilpanzern


Erst vor kurzem schrieb ich in meinen Wehrbürgerartikeln über die Ausstattung der Infanterie in der ersten Hälfte des 14.Jhdt. Bis Südtirol musste ich virtuell hatschen um Textilpanzer auf Abbildungen zu finden. Und dann kam dieses Bild:

Bildausschnitt aus einem Concordantiae caritatis (Lilienfeld, NÖ, 1349-1351)

"Textilpanzer? Wo? Und Wien ist das auch nicht?" rufen jetzt meine innere Stimme und die Skeptiker im Chor ... ach haltet doch die Klappe!
(Das ging vor allem an meine innere Stimme, mit meinen Skeptikern würd ich nie so reden *blumenstreuundschampuskaltstell*)

Immer hin ist Lilienfeld mit 60km Luftlinie schon mal besser als eine Burg im Trentin mit 690km Entfernung .. genau gesagt um 91,3% besser. Und ja, ich halte es tatsächlich für einen Textilpanzer und jetzt kommt auch das "Warum":

+ Die Farbe
Die Lilienfelder Handschrift hat eine erstaunliche Konsequenz was die Wiedergabe von Farben angeht. Leder ist sehr deutlich an seiner schwarzen Färbung zu erkennen, und zwar bei Schuhen, Taschen, Scheiden etc.. Ich hab hier schon mal was dazu geschrieben.
Auch bei der Darstellung von leinen kann man sich recht gut darauf verlassen dass es weiß bis eierschalenfarbig gemalt ist. Und genau das ist bei diesem Überrock der Fall!
Da aber die Überröcke in der Handschrift üblicherweise ebenso bunt sind wie die Kleidung ist das schon mal ein Indiz auf was Besonderes.

+ Die Zaddeln
Wer sich mit dieser Handschrift und Ähnlichen aus diesem Zeitraum und der ungefähren Region vertraut macht stellt schnell fest, dass man Zaddeln (dieses "zipfelartige Zeugs an den Säumen" für die die das Wort nicht kennen) eigentlich nur an Gugeln findet. Kleidungssäume zu zaddeln ist um 1350 voll nicht modisch. Außer ... bei Rüstzeug! Da dann aber überall .. an den Plattenröcken, den Waffenröcken und eben auch an Textilpanzern:

Zaddeln an Rüstzeug um 1350, Bilder aus Südtirol (links und ganz links), Westfalen (2.v.R.) und Frankreich (rechts)

+ Die Doppelnaht am Ärmel
Indizmäßig wird es da schon dünner, aber die Lilienfelderhandschrift zeigt in der Regel keine Ziernähte auf Kleidung. Es könnte sich daher um eine Konstruktionsnaht handeln wie sie am Übergang von klassisch verarbeiteter Textilbahn zu der bloß ausgeschnittenen Zaddelung manchmal zu sehen ist .. vor allem an Gugeln ist das auffällig oft auf der Fall.
Die Konstruktionsnaht könnte hier dazu genutzt worden sein um den stark gesteppten und somit schützenden Panzerungsbereich vom reinen Zierelement der Zaddeln abzugrenzen.

Natürlich spricht nicht alles dafür, dass wir da einen Textilpanzer sehen .. auch die Gegenargumente wollen wir uns kurz ansehen:

~ Die Knöpfe
Interessanterweise ist selten zu sehen wie Textilpanzer im frühen 14.Jhdt. geschlossen wurden, die meisten wirken wie Schlupfkleidung. Knöpfe sind sicher ein Möglichkeit, die sich aber auf den meisten Abbildungen, wenn überhaupt, dann nicht in der Deutlichkeit finden lassen. Knöpfe finden sich als Verschluss erst später in der 2.Hälfte des 14.Jhdts. die des Bild erst einleitet. Also plausibel, würd ich sagen.

- Die Steppnähte

Der Hauptzweifel besteht schließlich darin, dass keinerlei Steppnähte an der Kleidung zu erkennen sind obwohl wie oben angeführt sehr wohl Nähte gezeichnet wurden. Auch die anderen Abbildungen von Textilpanzern zeigen die Nähte in aller Deutlichkeit. Ein ziemliches Hammerargument gegen meine These ... und trotzdem neige ich dazu das Ganze immer noch als irgendeine Form von Rüstkleidung zu sehen. Eventuell aber als Unterzeug unter einem Ringpanzer. Ich bin da unschlüssig.

 

Das Problem mit Robin Hood 


Dazu will ich jetzt gar nicht viel sagen, denn ein Hood .. äh, Hut-Beitrag ist schon länger geplant. Nur soviel:

Man träumt schon als Kind von kecken, grünen Hütchen mit Feder dran um einmal zu sein wie Errol Flynn! (Schwerenöter, Alkoholiker und Kettenraucher? Na OK .. aber immerhin besser als Justin Bieber .. wie das schon klingt ...)

"Und dann scheitert man am Beleg fürs Federchen ... bis heute!"
Also eigentlich gestern! Aber der Beitrag ist von heute .. hmm ... ist jetzt blöd ... neuer Versuch:

"Und dann scheitert man am Beleg fürs Federchen ... bis zur Kalenderwoche 36/2016!"
Na gut, das klingt jetzt wieder irgendwie nach Justin Bieber .. nochmal?

Und dann schei ... Ach haltet doch die Klappe! Lang lebe Errol Flynn!