So, jetzt ist es soweit. Ich hab einen Schild. Zwar ist mein Schwert noch weit weg von der Fertigstellung, Scheide gibt's entsprechend auch noch keine .. aber einen Schild hab ich schon.
Na gut, das sieht jetzt eher nach einem verunglückten Kandinsky aus, aber abwarten! Das wird noch. Versprochen!
Infanterieschilde sind in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts kaum anzutreffen. Da die Bewaffnung der Fußsoldaten hauptsächlich aus einer Stangenwaffe und einer Seitenwaffe bestand ist das auch nicht weiter ungewöhnlich. Die wenigen Schilde die man an eindeutig erkennbarer Infanterie sieht, sind in der Regel pavesenartige Großschilde.
Oder man verwendete (unter anderem) eben den hier auch thematisierten Ovalschild. Was natürlich ein eindeutiger Beleg für das Ewige Fortbestehen der keltischen Kulturm und für freischwebende Orgon-Druiden in keltischen Sprachinseln im linksseitigen Pustertal ist. Oder auch nicht.
Denn Ovalschilde sind einfach praktisch. Das fanden die im 14.Jahrhundert wohl auch, denn Ovalschilde sind gar nicht mal selten oder auf eine Region beschränkt:
Ovalschilde in einer Handschrift aus Avignon (BM Ms.0659) um 1340-1350 (links) und von einem Fresko in Burg Sabbionara, Avia, Trentino, um 1340 |
Vor allem die obige, italienische Darstellung mit der guten Erkennbarkeit der Schildfessel gefiel mir so gut dass ich mich entschloss mich daran zu orientieren. Und da gerade ein entsprechender Schild auf dem Markt war (Lindenholz in Plankenbauweise, leicht gewölbt, mit handgewebten Leinen bespannt, 80x50cm) schlug ich zu. Die Bemalung musste natürlich erneuert werden, also bespannte ich den Schild mit einer neuen Lage Bauernleinen und ging ans Werk, immer zwei Dinge im Hinterkopf: Motiv und Material.
Für beides galt es eine Wahl zu treffen die einem einfachen und so mit nicht-klassisch-heraldischen Schildträger zustand, also ein einfaches, geometrisches Motiv und kostengünstige Farben für die Bemalung.
Das Motiv entnahm ich einer räumlich nahe Wien liegenden Buchmalerei aus Prag, die sehr genau mit dem Jahr 1329 datierbar ist (XXIII C 124 Velislai biblia picta):
Für beides galt es eine Wahl zu treffen die einem einfachen und so mit nicht-klassisch-heraldischen Schildträger zustand, also ein einfaches, geometrisches Motiv und kostengünstige Farben für die Bemalung.
Das Motiv entnahm ich einer räumlich nahe Wien liegenden Buchmalerei aus Prag, die sehr genau mit dem Jahr 1329 datierbar ist (XXIII C 124 Velislai biblia picta):
Für die Farben wollte ich etwas (damals wie heute) Leistbares und setzte daher auf Ockertöne (einmal rohen Goldocker für Gelb, einmal gerösteten Ocker für Rot) und den Einsatz von Marmormehl für Weiß. Die Farben rührte ich in Hautleimwasser an und pinselte direkt auf das Leinen:
Die Rückseite wurde direkt nach der trentinischen Abbildung (siehe oben) gestaltet, also ein Streifen polsterndes Gewebe aus mehreren Lagen Leinen und drei Riemen, einer als Handhabe und zwei für den Unterarm.
Da der Schild für verschiedene Rüstsituationen geeignet sein sollte habe ich die Unterarmriemen mit Schnallen versehen um sie verstellen zu können. Dafür kamen die für das frühe 14.Jahrhundert bei Gürteln noch völlig untypischen, bei Riemenkonstruktionen allerdings schon seit dem 13. eingesetzten, Doppel-D-Schnallen zum Einsatz.
Es handelt sich dabei um einfache Schnallen aus Messingguss, noch ohne der im 15.Jahrhundert üblich werdenden spitzen Ausformung im Bereich der Nadelrast.
Damit wären Helm, Spieß und Schild abgehakt, der Rüstrock wurde ebenfalls im letzten Urlaub fertig und wenn ich jetzt noch den Überrock genäht kriege kann es bald heißen:
Damit wären Helm, Spieß und Schild abgehakt, der Rüstrock wurde ebenfalls im letzten Urlaub fertig und wenn ich jetzt noch den Überrock genäht kriege kann es bald heißen: