Montag, 23. November 2020

Sponge Bob .. oder eben mittelalterliche Verhütungsmethoden

*English text is inserted after the German one as usual here*

Unsere Geschichte beginnt heute mit einem kleinen Rundgang durch das mittelalterliche Judenviertel Wiens, die Judenstadt (der Begriff Ghetto wurde übrigens erstmals 1516 in Venedig gebraucht) ... sogar richtig virtuell wird’s:

Todays journey starts with a short walk through the “Jewish City” (a name for the Viennese jewish quarter, Ghetto wasn’t used before the early 16th century) in Vienna in the 14th century. 

Die noch im heutigen Wien erhaltene Judengasse und der zentral in der Judenstadt liegende Judenplatz sind Zeitzeugen der blühenden jüdischen Kultur des mittelalterlichen Wiens.

Im 14. Jahrhundert sind bereits alle Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde, wie Synagoge und das angrenzende Spital, das rituelle Bad (die Mikwe), der eigene Fleischof, zahlreiche Schulen sowie ein Friedhof für Wien nachgewiesen.

Während das alltägliche Zusammenleben oft von fruchtbarem Austausch und friedlicher Begegnung geprägt war, kommt man nicht umhin, an dieser Stelle auf die vielen gewaltsamen Übergriffe von christlicher Seite hinzuweisen, die durch den allgegenwärtigen schwelenden Antisemitismus in der Bevölkerung ausgelöst wurden. Wir möchten in diesem Zuge auf die Arbeiten fachbelesenerer Autoren hinweisen, die deutlich qualifizierter sind, darüber zu schreiben.

Todays journey starts with a short walk through the “Jewish City” (a name for the Viennese jewish quarter, Ghetto wasn’t used before the early 16th century) in Vienna in the 14th century.

Vienna hat a prospering and vivid jewish culture at this time, all elements of jewish settlements (synagogue, cementery, hospital, bath (called Mikwe) schools, etc.) can be proven.

Aber wie schlagen wir jetzt die Kurve von einem derartigen Kapitel zur unserer Challenge # #pluckingroses ? Wann wird’s denn jetzt endlich sexy? Nun, ich fürchte so gar nicht wirklich … 

Hornkieselschwämme
Albert Kok - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

But how do we get from here to our challenge #pluckingroses? When will all the debauchery, lust und depravity start? Oh, I fear it won’t, but that’s ok … for now.

Bringen wir also einfach mal eines der wichtigsten Bücher der jüdischen Religion ins Spiel: den Talmud.

Anders als die Thora, die (vereinfacht gesagt) die biblischen Texte der Fünf Bücher Mose enthält, ist der oben genannte Talmud eine Art Kommentarband zu den Gesetzen der Hebräischen Bibel und erläutert, wie diese Regeln in der Praxis und im Alltag von den Rabbinern  verstanden und ausgelegt wurden.

Und genau in diesem Buch findet sich eine sehr faszinierende Anmerkung zur Anwendung von Empfängnisverhütung in Form der Baraita der Drei Frauen zwischen Rabbi Bebai und Rabbi Nahman:

Drei Kategorien von Frauen durften in der Ehe den „Moch“ zur Verhütung der Empfängnis verwenden, hier in meiner freien Übersetzung:

- Die Minderjährige (bis zum 12. Lebensjahr), da sie sonst schwanger werden und daran sterben könnte
- Die Schwangere, da sie ihr Kind sonst möglicherweise verlieren könnte
- Die Stillende, da sie sonst ihr derzeitiges Kind abstillen müsste und dieses sterben würde

Über die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Aspekte des aus der Antike stammenden Babylonischen Talmuds, des aus der Antike stammenden Babylonischen Talmuds, aus dem die oben genannte Passage stammt, wollen wir jetzt mal den staubigen Mantel des Vergessens breiten und uns näher mit dem Moch befassen, einem Schwamm von dem man allgemein annimmt, er wäre in die Vagina eingeführt worden um als Barrieremethode zur Empfängnisverhütung zu dienen. [1]

We’ll start with the Talmud, one of the most important books of Judaism. It’s a book with comments by rabbis and examples how to apply the laws of the Hebrew bible into daily life.

One of this comments (by two rabbis called Rabbi Rabbi Bebai und Rabbi Nahman) allows the use of a contraceptive sponge, called the “Moch” under three circumstances:

- For a woman to young to survive childbirth
- For a woman being pregnant already
- For a woman breast-feeding here child

Da auch europäische Textquellen immer wieder von der Verwendung von Schwämmen in mehreren Bereichen sprechen, ist davon auszugehen, dass wie in der Antike [2] auch im 14.Jahrhundert im Mittelmeer geerntete Meeresschwämme die Basis für dieses Verhütungskonzept bildeten.

Auch römische Autoren, Im Mittelalter oft kopiert und gern gelesen, erwähnen in ihren medizinischen Trakten die Verwendung von Schwämmen, getränkt in verdünntem Zitronensaft und Essig. [3]


According to modern historians the “Moch”, most probably a Mediterranean sponge,  was as a contraceptive method since ancient times [1]. The romans also mention this technique, adding a spermicide made from water, lemon juice and vinegar. [2]

Zieht man also sowohl die verfügbaren jüdischen Quellen zur Zeit um 1350 als auch die römischen, medizinischen Texte zusammen, stellt die Anwendung eines Schwamms in Verbindung mit einem Spermizid auch für das 14.Jahrhundert wohl eine durchaus glaubwürdige Verhütungsmethode … wenn auch eine, wie ich mir als vaginaloser X-Chromosomler vorstellen würde, recht „reizende“ Erfahrung .. dar.
Also bitte nicht zu Hause probieren. Auswärts auch nicht. Am besten gar nicht.

If we now sum up those sources, which were available for people in Vienna around 1350, we have a possible, but for sure “irritanting” medieval contraception .. do not try this at home by the way .. or anywhere else.

Quellen / Sources:

[1] “Contraceptive considerations for breastfeeding women within Jewish law”, I.R. Chertok, D.R. Zimmerman, Int Breastfeed J. 2007; 2

[2] “Contraception through the ages”, B.E. Finch, Hugh Green

[3] “Contraception: A Casebook from Menarche to Menopause”, Paula Briggs, Gabor Kovacs, John Guillebaud