Wie ja bereits berichtet, nehmen wir bald unsere regelmäßige Tätigkeit auf der Burg Liechtenstein auf. Leider haben wir dort ja noch keine "bespielbare" Küche, somit werden sich die Kochaktivitäten ganz unhistorisch am heimischen Herd abspielen. Angerichtet und gegessen wird aber dann natürlich an der gemeinsamen Tafel.
Und da möchte Frau natürlich auch beim Anrichten eine gute Figur machen! Also muss eine Schürze her! Und da natürlich nicht irgendeine, sondern schon ein hübsches Stück!
In den Bildbelegen gibt es ja reichlich Auswahl. Und da es bei uns in der Gruppe schon einige gesmokte Schürzen gibt - die mir ja auch sehr gut gefallen - möchte ich doch etwas anderes ausprobieren.
Und da ist mir dieser Bildbeleg auf dem folio 12v der Holkham Bible aufgefallen:
folio 12v Holkham Bible rechts oben |
Natürlich ist die Interpretation solcher Quellen immer schwierig. Was auffällig an der Schürze ist, sind einerseits die roten Streifen am Schürzentuch und andererseits das rote Muster am Schürzenband. Außerdem fällt auch auf, wie kurz diese Schürze eigentlich ist und wie dünn die Bindebänder sind.
Die Streifen könnten natürlich bereits eingewebt sein. Das Muster am Band interpretiere ich persönlich als Stickerei. Es handelt sich um ein einfaches grafisches Muster. Beide Auffälligkeiten dieser Schürze werden allerdings im Folgebild doch etwas anders wiedergegeben. Die Streifen sind an anderen Stellen - und sehen hier durch die gleichmäßigen Abstände noch mehr nach eingewebten Streifen aus - und das Muster ist plötzlich eher schwarz und sieht ein wenig anders aus.
folio 12v Holkham Bible links unten |
Hat die hier dargestellte Heilige Anastasia tatsächlich die Schürze gewechselt, um Maria und Josef in den Stall zu geleiten? Wir werden es wohl nicht erfahren, und müssen so von gestalterischer Freiheit des Illustrators ausgehen.
Aber nun zu meinem Rekonstruktionsversuch:
Da ich kein gestreiftes Leinen habe, nehme ich kurzerhand ein Stück schweres handgewebtes Leinen, damit die Schürze schön fällt. Auch werde ich sie nicht ganz so kurz schneiden. Das Stück, das ca. 80 x 80 cm misst, habe ich bereits an drei Seiten eingesäumt. An der Webkante habe ich mit Leinenfaden drei Zugfäden im Abstand von ca. 5 mm eingezogen. Ob ich die dritte Zugreihe tatsächlich belasse, muss ich mir nochmals ansehen, wenn das bestickte Bauchband fertig ist. Derzeit ist die Schürze auf ca. 35 cm zusammengezogen.
Aus demselben Leinen habe ich ein rechteckiges Stück für den bestickten Teil bereits in doppelter Breite zugeschnitten, damit ich es nach der Fertigstellung hinterlegen kann. Um mir den tatsächlichen Stickbereich dauerhaft zu markieren, habe ich mir die Webeigenschaften des Leinens zu Nutze gemacht und die entsprechenden Fäden ausgezogen. Nun gilt es noch, das Stück auf den Stickrahmen aufzuziehen, die rote Wolle rauszusuchen und mich für die passenden Stiche zu entscheiden.
handgewebtes schweres Bauernleinen |
Also wieder ein neues Projekt - aber das geht hoffentlich doch um einiges schneller voran als mein Beutel!