Mittwoch, 17. Dezember 2014

Als noch ein Staufer Kaiser war

Normalerweise mach ich Messer ja nur für die Freunde und Vereinskollegen der IG14, doch auf die letzte sehr nette Anfrage doch ein Messer fürs Hochmittelalter zu machen konnte ich dann doch nicht nein sagen. Mach ich ja sonst nicht!

Deshalb hab ich mich recherchemäßig ein wenig herumgetrieben, mit noch mal den Holtmann und die Themsefunde angesehen und ahb dann losgelegt .. also: 

Ein frühgotisches Messer

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war das Griffzungenmesser schon bekannt, trotzdem waren der absolute Großteil der Messer (>80%) immer noch Griffangelmesser. (zur genauen Definition siehe am Besten: Holtmann, W.G.F,  Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern).
Bei diesen Messertyp wird das Heft auf die Angel aufgeschlagen oder aufgebrannt und die recht kurzen Angeln der hochmittelalterlichen Funde lassen weiters darauf schließen, dass es selten zur vollständigen Durchsteckung der Angel kam. Plättchentechnik hingegen kann auch bei kurzen Angeln zur Anwendung kommen, wie im Folgenden gezeigt.

Frühgotisches Griffangelmesser in Plättchentechnik



Das abwechselnd aus Buntmetall, Leder und Rinderknochen bestehende Plättchenpaket sitzt hier direkt nach der Klinge und wird vom aufgeschlagenen Buchsbaumheft gehalten.

Plättchenpaket aus Leder, Buntmetall und Knochen

Die handgeschmiedete Klinge hat eine beinahe längsachsenzentrierte Spitze mit einm 2-3mm starken Messerrücken.
Die Heftgestaltung wurde so vorgenommen, dass der Übergang von der Klinge zum Griff stufenlos und fließend verläuft. Die in London gefundenen Scheiden des frühen 13. jahrhudnerts lassen auf Grund der Gestaltung des Scheidenmunds am ehesten auf diese Griffgestaltung schließen. (Siehe hierzu J. Cowgill/ M. De Neergaard / N. Griffiths, Knives and Scabbards (Medieval Finds from Excavations in London))

Die
Messerscheide habe ich aus vegetabil gegerbten Rindsleder angefertigt, mit Leinenfaden vernäht und mit einer Aufhängung aus Ziegenleder versehen. Gemäß den frühen Scheidenfunden aus London mit einer 2-Punkt-Aufhängung.

Messer und Lederscheide mit Ritzverzierungen

Nach dem trocknen der in feuchten Zustand geformten Scheide habe ich sie gemäß der bei Cowgill publizierten Scheide Nr. 379 mit eingeritzten Medaillons und Kleintieren versehen. Ein Rankenmuster füllt die Zwischenräume zwischen den Medaillons aus.

Fundzeichnung des originalen Themsefundes
Detail der Messerscheide

Zum Abschluss wurden sowohl das Messer als auch die Lederscheide noch gründlich gefettet. Und das wars auch schon! Ich hoffe, der neue Besitzer hat viel Freude daran.


Um den Vergleich zwischen dieser Messergeneration und denen des frühen 14.Jahrhunderts habe ich einen kleinen Artikel verfasst, den ihr hoffentlich informativ findet!