Montag, 23. Februar 2015

Suchtmittelersatzprogramm

Ich habe ja in meinem vorletzten Beitrag eine vorübergehende Abstinenz vom Messermachen angekündigt! Sehr großspurig von mir ... aber jetzt ja nicht mehr zu ändern. Als Ersatz habe ich mich an einem ziemlich albernen Scherz über das Große A versucht, das A-A, doch im Nachhinein kann ich nur sagen dass ich da wohl Bemühungen zeigte mit der Brechstange schenkelzuklopfen.

Nun, das Messermachen fehlt mir und verkrampfte Versuche fehlende Messerklingen durch eine Verwendung von Flugzeugaluminium oder schichtverleimte BILLA-Sackerl zu kompensieren (rein gedanklich natürlich) waren zum Scheitern verurteilt. Da kam mir der Wunsch meiner Frau nach einer Aufstockung unserer Küchengeräte gerade recht! Also .. die Schaumkelle!


Schaumkellen wurden wohl verwendet um den Schaum der sich zum Beispiel bei Kochen von Rindsknochen für das Süppchen oben auf der Suppe absetzt abzuschöpfen. Sagt meine Frau und der glaub ich das.
Zeigen tut das auch der Maler des Luttrellpsalters, einer englische Handschrift mit sehr vielen Alltagsszenen die um 1330 entstanden ist, auf diesem Bild:


Im Vordergrund erkennt man ganz klar den Koch mit Fleischhaken (brauchen wir auch noch, sagt meine Frau) und der Schaumkelle. Im Hintergrund wahlweise eine Parade von authentischen Gespenstern, die traurig und schaurig und schüsseltragenderweise durch die Szenerie spuken ... oder aber die durchscheinende Figuren der Rückseite des Blattes, je nach Vorliebe.
Funde gibt es übrigens auch zu den Stücken, sagte meine Frau, und hielt mir "The Medieval Household: Daily Living c.1150-c.1450 (Medieval Finds from Excavations in London)" von Geoff Egan unter die Nase. Wieder hatte sie recht, meine Frau, und in Anlehnung an diese Funde (zu finden auf Seite 157) entstand dann unsere Schaumkelle, im englischen übrigens Skimmer genannt.


Die Löcher des "Stielsiebs" (war mein Arbeitstitel, ich kenn mich ja mit Kochen nicht aus, sagt meine Frau) sind interessanterweise beim Original nicht einfach durchgeschlagen, sondern scheinbar entweder gestanzt oder gebohrt worden. Zu mindestens ist kein deutlicher Grat auf der Unterseite der Kelle zu erkennen, wie ich ihn bei einfach geschlagenen Löchern erwartet hätte.

Die Aufnahme für den Stiel (oder vielleicht auch Kellengriff, muss ich meine Frau fragen) ist so wie die Kelle aus Buntmetall und, so wie in Original, mit der Kelle vernietet:


Der stiel selbst ist aus .. hmm .. "Gebüschholz" .. ich kenn mich mit Büschen ähnlich schlecht aus wie mit Kochen, sag ich, nicht meine Frau .. vor allem wenn sie jahreszeitenbedingt keine Blätter haben. Die Info werd ich als nachreichen wenn das Gestrüpp grün wird .. vor Neid über meine tolle Schaumkelle hoffentlich bald!