Echt jetzt! Jedesmal wenn ich seh wie meine 13-Jährige eine
Kletterwand raufhüpft zwickt mich die Leiste, knarzt das Kreuz und kracht das
Knie. Und wenn sie dann die schlafende 7-Jährige rauf trägt in deren Bett dann
schnauf ich seufzend (Kann man seufzend schnaufen?) hinterher.
Aber eigentlich soll es hier ja gar nicht um mein armseliges
Jammern gehen sondern um altes Eisen! Denn das war ein Thema bei meinem letzten
Versuch noch näher an DAS historische Messer schlechthin heranzukommen.
Wenn man sich metallurgische Analysen von Messer- und
Scherenklingen des 14.Jahrhunderts mal genauer ansieht, stellt man schnell fest
wie selten wirklich guter Stahl selbst im Spätmittelalter noch gewesen sein
muss. Diese Tatsache und die gewünschten Eigenschaften die ein gutes Messer mit
sich bringen sollte (einerseits gut zu schärfen, die Schärfe lange halten und
weich genug um nicht zu brechen) führten neben der im Gebrauchsmesserbereich eher
seltenen Verwendung von wärmebehandelten Monostählen zum Einsatz zweier
verschiedenen Metallqualitäten. Die meisten Messer aus den Themsefunden in
London sind dieser Gruppe zuzuordnen und auch Holtmann spricht in seinen Untersuchungen
zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern von den Ergebnissen
osteuropäischer Untersuchungen welche ein ähnliches Bild zeichnen.
Daher war mein Ziel einmal mit derartig konstruierten
Klingen zu arbeiten wohl für jeden historischen Messerenthusiasten
nachvollziehbar. Und tatsächlich fand ich in Jannis Scholz von Xerxes-Knives einen geeigneten Partner für
die Herstellung von Messerklingen nach meinen Vorgaben.
Und weil ich wirklich so nah wie nur irgendwie möglich an
eine historische Klingenqualität heran wollte bot Jannis an auch historische
Metalle zu verwenden. Fand ich gut.
Unter seiner kundigen Hand entstand dann die Klinge dieses Messers
in einer Herstellungstechnik bei dem die zukünftige Schneide aus
kohlenstoffreichem, hartem und gut schärfbarem Stahl in praktisch reinem Eisen
eingeschlagen und feuerverschweißt wird. Dadurch bleibt der „Messerkörper“ weich
und bruchsicher und ist ebenso wie die Angel sehr angenehm zu bohren, zu feilen
und zu nieten.
Kurz gesagt, ein echter Spaß damit zu arbeiten. Und weil die
Begeisterung mit mir durchging setzte ich gleich eine, an einem Messer der
Londonfunde vorgefundene, Verzierungstechnik um. Dabei wird die Klinge knapp
unter dem Rücken vollständig durchbohrt, mit Buntmetalleinsätzen versehen und
diese dann durch Hammerschläge aufgetrieben so dass sie sich fest mit der
Klinge verbinden. Nach dem Überfeilen werden die eingelegten Messingscheiben
dann noch verziert. In meinem Fall mit einem Punktmuster.
Für das Heft griff ich auf die in meinem Blog schon bis zur
Ermüdungsgrenze beschriebene Plättchentechnik zurück. Schulter- und Endplatte
machte ich aus einem massiven Stück alten Eisens dass Jannis mir mitgeschickt
hatte und die Zwischenplättchen aus einem Eisenblech dass noch in der Werkstatt
herumlag. Für die eigentliche Griffgestaltung entschied ich mich für schwarzes
Horn, weil ich bei meinem letzten Messer
irgendwie auf den Geschmack gekommen war.
Die grundsätzliche Form des Hefts ist von den üblichen
Messerabbildungen „meiner“ Zeit geprägt und nimmt die klingenseitig stark
abgesetzten Messerformen der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts vorweg (die
allerdings in den Bildquellen auch in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts stark
vertreten sind) während die Griffformmethodik mit der klassischen
Plättchentechnik noch der in der ersten Hälfte des verankert ist.
Und somit bleibt mir neben der Freude über das neue Messer nur mehr die Rückkehr zu den Raunzphasen des Textbeginns ... Gott bin ich alt. Und .. aach ja ... ist es DAS Messer geworden? Hmm, keine Ahnung fragt mich nach dem Nächsten.