Freitag, 19. August 2016

Fingerschlaufenflechtmathematische Grundlagen .. oder "Aus Lang wird Kurz"

Letztens hat meine wunderbare Tochter mal wieder ein fingerschlaufengeflochtenes Band für eine Vereinskollegin gemacht nur um nach getaner Arbeit festzustellen, dass das Band zum Frontschnürverschluss (Ich fürchte mit weiteren überlangen, zusammengesetzten Hauptwörtern ist in diesem Beitrag zu rechnen!) eines späten 14.Jhdt.-Kleides um genau 7cm zu kurz war.

Ha dachten wir uns da! (Also gleich nachdem wir uns "Drecksvermaledeiterhühnersch#*&%#" gedacht hatten.). Das kann ja so nicht angehen. Das muss experimentiert, dokumentiert und mathematisiert werden! Vor allem in Hinblick auf mein Beckenhaubenfingerschlaufenwebband, das demnächst ansteht.

Beginnen wir also mit einem furztrockenen und völlig lesensunwertigen Artikel über die "Mathematischen Grundlagen des Fingerschlaufenflechtens":

Ziel der Arbeit soll sein ein Band zu fertigen, dass eine Bandlänge von Lb aufweisen soll. Dazu ist es zunächst wichtig zu wissen dass auch bei einem fertigen Fingerschlaufengeflechtband (Ja, ich schreib das weiter aus, geht heute nämlich um Tippübungen, Sturheit und Übermut) ein Überstand von der Länge bleibt, nämlich dort am Ende des Bandes wo zwar noch Schlaufen vorhanden sind aber selbst zur Kinderarbeit gezwungene Jungmädchenfinger nicht mehr sinnvoll weiterflechten können. Gott sei Dank ist diese Überlänge relativ konstant und von der Fingerdimension abhängig. In unserem Fall wären es 5cm. ( = 5cm)

Die fertige Bandlänge Lb ergibt sich wiederum durch die ursprüngliche Schlaufenlänge Ls, die Anzahl der verwendeten Schlaufen S und eine von der Technik abhängige Verkürzung V. Daraus ergibt sich dann die einzusetzende Gesamtlänge an Faden von Lt .... blablaschnarch.

Ich verschon euch mal mit dem Rest und komm mal lesbarer zu den interessanten Fakten, ok?

Wir haben zwei Testbänder gemacht, eines in der schnellen 5-Schlaufen-Flachband-Technik und ein anderes in 8-Schlaufen-Rundband. Die Ergebnisse sind ziemlich eindeutig.

5-Schlaufen-Flachband-Technik

Wie diese Technik funktioniert kann man sich youtuben oder googeln, das Ergebnis ist jedenfalls ein flaches Band mit folgender Optik:

Flaches 5-Schlaufenband (oben, links)
 
Grundlage für das Band waren entsprechend also 5 Schlaufen aus einem in unserem Fall 110cm langen Faden pro Schlaufe. Also 550cm Fadenbedarf. Vom gemeinsamen Knoten an einer Seite bis zum Schlaufenende waren es also 55cm. Verstanden? Egal, ich mach ein Bild:


Dann wird geflochten und am Schluss kriegen wir ein Band (Bild siehe oben). Leider lässt sich so ein Bandl fingertechnisch nicht bis zum Ende flechten, also bleibt uns ein Rest und zwar 5 Schlaufen, jede ca. 5cm lang, am Ende:


Ja, dass das nicht maßstabsgetreu ist weiß ich auch. Soll aber mehr ein Sinnbild sein, ok? Also habe ich aus ca. 55cm langen Schlaufen ein 40cm langes Band erhalten. Das könnten wir jetzt (schweren Herzens und entgegen obiger Ankündigung und weil ich Formeln irgendwie gut finde) in eine Formel gießen die uns die benötigte Schlaufenlänge für ein Band gewünschter Länge gibt:


Um das ganze jetzt natürlich merkbarer zu gestalten und Fingerschlaufenflechter in handgenähter Kleidung zu vermeiden die kopfkratzend ihr Smartphone zücken wollen wir noch einen Merksatz versuchen:

Zum flachen Banderl ein Viertel und eine Handbreit dazu
dann hast die Länge vom Schlauferl und schon is' Ruh


Und schon können wir uns der anderen Technik zuwenden und die ganze Geschichte für ein 8-Schlaufen-Rundflechtband angeben, hier ergibt sich durch den veränderten Querschnitt eine stärkere Längsreduktion, in Formel ausgedrückt:


Aussehen tut so ein Band dann wie folgt:

Rundgeflochtenes Band mit 8 Schlaufen (unten)

Natürlich wollen wir auch hier ein Merksätzchen formulieren und weil (Achtung Bildung!):
"Repetitio est mater studiorum" (Die Wiederholung ist die Mutter der Gelehrtheit) machen wir alles zusammen noch mal:

Zum flachen Banderl ein Viertel und eine Handbreit dazu
dann hast die Länge vom Schlauferl und schon is' Ruh

A Drittel und a Handbreit zum Bandl ganz rund
und schon bist fertig in unter einer Stund'!



Damit hätten wir das volkstümliche und das wissenschaftliche jetzt wunderbar erledigt und ich entlasse euch, geliebte Leser mit der eindeutigen Aufforderung das Sprücherl auswendig zu lernen und nie mehr mit zu kurzem Bandl dazustehen!

PS: Ein Beitrag der die beiden Techniken auf Video vorstellt wäre geplant, sagt meine Tochter. Sobald mein neues Handy startbereit ist, sagt meine Tochter. Sie macht das, sagt sie ...