Dienstag, 4. Juni 2019

Dreierlei Senf


Senf kommt in vielen Rezepten der mittelalterlichen Kochbuchhandschriften vor und sogar Rezepte zur Senfherstellung selbst werden z.B. im Menagier de Paris angeführt. Ihm werden gemäß der Viersäftelehre stark wärmende und trocknende Eigenschaften zugeschrieben und er gilt als gesundheits- und verdauungsfördernd. Da wir uns an unserem Experimente-Kochevent auch mit dem Wursten beschäftigen wollten, war es naheliegend dazu dann Senf selbst zu machen.



Tatsächlich ist das Prinzip der Senfherstellung sehr überschaubar. Senfkörner (gibt es z.B. in schwarz, braun und gelb/weiß, wobei letztere wohl die passende historische Variante darstellen) werden zu Senfmehl vermahlen und dann in etwa im Verhältnis 1:2 oder auch 1:1,5 mit Flüssigkeit (meist Wasser, Essig, Wein oder auch Apfel- oder Traubensaft) sowie unterschiedlichen Gewürzen vermischt.

Da sich die Schärfe der Senfkörner nach dem Mahlen, Schroten oder Mörsern sehr rasch in Kontakt mit Flüssigkeit entwickelt, kann man den Schärfegrad tatsächlich auch durch Lagerung und Zutaten beeinflußen. Wir haben drei verschiedene Varianten nach historischen Rezeptvorlagen ausprobiert und hier meine Ergebnisse:

Variante 1 – nach dem Rezept im „Forme of Cury“
Die Senfkörner habe ich im Mörser von Hand zerkleinert. Teils wurde tatsächlich Mehl daraus, teils blieben gröbere Teilchen übrig. Da es nie mein Ziel war, komplett feinen Senf herzustellen, war das tatsächlich meine gewünschte Mischung – auch für die anderen Varianten.
Honig wird dann leicht erwärmt und mit Wein und Essig verdünnt. Danach rührt man das Senfmehl unter und würzt mit einer Gewürzmischung. Hier wird tatsächlich erwähnt, dass man die Gewürzmischung von Hypocras verwenden kann. Da ich diesen ebenfalls angesetzt hatte (aber dazu an anderer Stelle mehr), hab ich die Mischung gleich weiterverwendet.
Dann den Senf für ca. 1 Woche kühl stellen und ziehen lassen. Ich habe täglich die Konsistenz geprüft und gegebenenfalls ein wenig nachverdünnt, da viel Flüssigkeit noch von dem Mehl aufgesogen wird.

Variante 2
Hier habe ich selbiges Rezept wie oben verwendet, aber das Senfmehl im Cutter hergestellt. Außerdem hatte dieser Senf nicht so lange Zeit zu ziehen – nur etwa 2 Tage. Daher war diese Variante zwar ein wenig feiner aber auch viel schärfer.



Variante 3
In manchen – auch modernen – Senfrezepten wird empfohlen, die Senfkörner im Ganzen über Nacht einzuweichen. Diese habe ich für diese Variante mit Rotwein und ein wenig Rotweinessig gemacht. Der Versuch, sie am nächsten Tag im Mörser zu zermahlen ist zumindest bei mir kläglich gescheitert. Da ich ein wenig in Zeitnot war, habe ich die Körner dann auch gemeinsam mit Senfmehlresten im Cutter verarbeitet. Durch den Rotwein ist hat der Senf eine ganz andere Farbe. Gesüßt habe ich mit Vinum Coctum und gewürzt mit Ingwerpulver. Diese Variante war auch die schärfste, da sie zusätzlich zur scharfen Würze auch nur eine Tag zum Ziehen hatte.