Der Winter eignet sich ja bekanntlich für Vieles. So auch zum Aufräumen! Und da ist mir dieses Schätzchen wieder in die Hände gefallen:
Dabei habe ich doch noch gar nicht darüber berichtet! Im Rahmen der Zeitreise in Eggenburg habe ich den mittelalterlichen Stoffdruck präsentiert. Und natürlich wollten wir den Besuchern auch wieder Besonderes bieten. Nun spukte schon seit längerem diese Zeile aus dem Nürnberger Kunstbuch in meinem Hinterkopf herum. Und da erschien Eggenburg als idealer Zeitpunkt, um die Stoffdruckversuche um eine Variante zu erweitern: Das Drucken von Edelmetallen. Ja richtig! Nicht das BEdrucken von Edelmetallen, sondern das Drucken von Gold oder Silber.
Und dafür gibt es ebenfalls eine recht ausführliche Anleitung im Nürnberger Kunstbuch. Also alles eingekauft und für den Versuch hergerichtet:
Und dafür gibt es ebenfalls eine recht ausführliche Anleitung im Nürnberger Kunstbuch. Also alles eingekauft und für den Versuch hergerichtet:
Blattsilber, Leinöl-Standöl, weißes Pigment, ein Druckstock und Stoff - in diesem Fall rotholz-gefärbte Seide
Das System: mit passender Farbe (weiß für Silber, ocker für Gold) wird das Motiv aufgedruckt. Danach wird Blattmetall (Silber oder Gold) aufgelegt. Dieses dann antrocknen lassen, und die überschüssigen Teilchen, die nicht am Kleber haften bleiben, abbürsten.
In der Anleitung wird für den Kleber eine Mischung aus Mastix und Firniß als Grundlage und Bleiweiß bzw. Ocker für die Farbgebung empfohlen.
Hier habe ich dann bereits erste Anpassungen vorgenommen. Ocker gilt ja als gesundheitlich unbedenklich, allerdings wollte ich die Kosten für den Versuch doch überschaubar halten und habe mich statt für Blattgold für Blattsilber entschieden. Hier wäre Bleiweiß nötig gewesen, das mir aber nach Möglichkeit nicht ins Haus kommt. Nach längerer Recherche habe ich als möglichen - auch historisch korrekten - Ersatz Zinkoxid gefunden. Bereits bei den anderen Farben habe ich statt Firniß Standöl verwendet. Das sollte auch für diese Versuch vorerst ausreichend sein.
Und dann frisch ans Werk. Das Aufdrucken der Motive unterscheidet sich ja nun nicht vom üblichen Zeugdruck. Aber bereits beim Auflegen des Blattmetalls hat sich mein Verdacht bestätigt: dies ist nichts, was man im Freien vorführen kann! Jeder der schon mal mit Blattmetall gearbeitet hat, wird mir bestätigen können, dass alleine ein intensiveres Ausatmen den Arbeitsbereich ordentlich durcheinanderbringen kann. Von Windstößen reden wir also gar nicht...
Hier nun die ersten Ergebnisse in den unterschiedlichen Stadien. Während links das Endergebnis vorliegt und rechts das Blatmetall lediglich auf das aufgedruckte Motiv aufgelegt ist, kann man mittig sehr schön erkennen, wie das Motiv bei vorsichtigem Bürsten mit einem weichen Pinsel schön langsam zum Vorschein kommt.
Faszinierend fand ich auch, wie nahtlos sich das Blattmetall an die doch sehr feinen Seidenfasern anlegt:
Die Haltbarkeit hat mich sehr überrascht! Das Stück konnte jetzt ca. 4 Monate in Ruhe trocknen. Lediglich gezielte Versuche, mit dem Fingernagel die Silberschicht abzukratzen haben "Erfolge" gezeigt. Beim Scheuern von Stoff auf Stoff konnte ich mit freiem Auge keine Beeinträchtigung feststellen.
Allerdings sollte man auch die Stoff-Rückseite beachten. Gerade bei dünner Seide muss man darauf gefasst sein, dass Fettflecken entstehen. Auf der Vorderseite finde ich die dunklen Fettflecken - vor allem zwischen den Motivdetails - nicht störend Im Eingangsfoto kann man das ein wenig erkennen. Eher im Gegenteil. Da sie somit den Hintergrund noch ein wenig dunkler erscheinen lassen, sticht das helle Silber-Motiv sogar eine Spur besser hervor. Je nach Intensität des Farbauftrags auf die Model kann allerdings sogar auch Farbe durchgehen, wie man hier erkennen kann. Je nach Verwendung des Stoffstücks ist dies dann auf jeden Fall zu beachten!