Ja, Jockl. Jedenfalls denk ich mir dass der Kerl der mein neustes Produkt gerade eben (also irgendwann im 13.Jahrhundert in diesem Fall) auf dem Acker verloren hat "Bauer Jockl" hieß . Denn irgendwie sieht es schon gut aus. Nur halt wie ein Ackerverlust. Vom Jockl halt.
Vorlage hierfür ist ein Messer das in Konstanz gefunden wurde und interessanterweise (weil es keine Eisenfundepublikation zu dem Komplex gibt) in "Holzfunde aus Freiburg und Konstanz" publiziert ist. Auf Tafel 35,1. Basierend auf der Fundzeichnung entstand dann der erste Rekonstruktions-entwurf:
Die Maße und Angaben zum Heftquerschnitt habe ich übernommen, zum Klingenaufbau war nichts Konkretes greifbar und es wurde daher Monostahl.
Interessant an dem Stück ist, dass die Angel völlig durch das Steckheft hindurchgeht ohne einen Endbeschlag aufzuweisen. Daher endet sie auch bei meiner "Replik" nach dem Aufbrennen auf das Ahornheft kurz und nur leicht verschlagen hinten am Heft. Ahorn ist übrigens ein tolles Griffholz. Fast so schön wie Buchsbaum, sehr glatt schleifbar. Nett. Und halt wie beim Original.
Natürlich darf so ein Stück nicht ohne Verpackung bleiben, also galt es eine Messerscheide dafür aus dem Konstanzfunden herzuleiten. Unfreundlicherweise wurde das Messer nämlich nicht in der Originalscheide gefunden. Irgendwie ein Skandal!
Daher musste noch ein Entwurf her, diesmal eben mit Scheide und Farbe und bunt außerdem. Wegen der Vorstellungskraft und so. Und weil zwar das Fernsehen früher schwarz-weiß, die Welt des Mittelalters vor der Erfindung des Fernsehens aber trotzdem in Farbe war:
Damit stand auch der Scheidenrekonstruktion nichts mehr im Weg. Außer der Umentscheidung auf einen anderen Punzentyp. Quadrate mit Linien statt Rauten mit Punkten:
Schief sind die Dingse aber irgendwie. Und winzig. Waren sie beim Original aber auch. Daher muss das wohl so sein denk ich. Und schließlich gehörts ja dem "Jocklbauern" und nicht dem Herrn Herzog. (wie der Landesherrscher, nicht wie Andi Herzog, der österreichische, ehemalige Fußballnationalspieler. Der hat bisher kein erkennbares Interesse an Messerrepliken vorzuweisen)
Gefertigt ist die ganze Scheide wie üblich aus vegetabil gegerbtem Rindsleder in Naturfarbe. Warm punziert und danach geölt. Fürchterliche Fuzzelarbeit bei einer grad mal 2,5mm im Quadrat messenden Punze. Und bei schlechtem Licht noch dazu. Und ich bin ja nicht der Jüngste und fang schon zu zittern an .. mmmeeerrrkktt maaaaann .. oooddertzkajh?
Als Aufhängung dient ein (gleich kommts!) handfingerschlaufengeflochtenes (trara!) Band aus braunem Leinen, auf der Rückseite durch eine Vierpunktaufhängung geführt:
Und das wars dann auch schon! Wirklich, wir sind fertig. Da kommt nix mehr. Keine Bilder. Kein Text. Aus und vorbei!
Außer .... der stillen Hoffnung dem neuen Besitzer gefällt das Ding gar nicht und ich kann es behalten. Denn irgendwie: Krumm, schief, braun, auf historische Fakten ausgerichtet, ein bisserl schlampig und ziemlich unproportioniert - treffender bin ich nicht zu beschreiben.
Abstract for our english-speaking visitors:
I just finished a replica of a knife found in Konstanz, Germany an dated to the 13th century. This time I had to follow all the measurements and facts of the original piece and so it was a hard piece of work. The handle is made out of maple, like the original handle was. The scabbard is made from naturally tanned leather, stitched on the backside. #
Any questions? Feel free to contact me.