Montag, 27. Juli 2015

Was war zuerst: Milch oder Kind?

Da fährt man frisch-fröhlich auf ein Reenactment-Wochenende mit anschließendem Urlaub in einem ländlichen Gebiet und schon steht man vor dem Henne-Ei-Dilemma!

Da hat mein Mann nach gemeinschaftlicher Recherche der IG14 eine wunderbare Wiege für unser jüngstes Mitglied nach Bildbelegen gebaut; zu sehen zum Beispiel hier:


Und dann - nachdem wir die Wiege ein Wochenende lang in Aktion bewundern durften - gehen wir durch den Garten des Biobauernhofs im Salzburgischen und sehen das:


Da war das Erstaunen natürlich groß!


Denn für eine Kinderwiege taugt dieses Original-Stück durch seine Maße (Sprossenlänge ca. 40 cm) halt leider so gar nicht.

Die Nachfrage bei der versierten Hausherrin hat dann ergeben, dass es sich hierbei um eine "Schottwiege" handelt.

Nun muss man dazu wissen, dass der "Schotten" ein Milchprodukt ist. Ähnlich dem Topfen wird er durch Entwässern der sauren Milch hergestellt und war bis noch vor 150 Jahren grundlegender Bestandteil der bäuerlichen Ernährung. Schon im Mondseer Kochbuch (s. a.  "Speisen wie die Äbte und Essen wie die Mönche") wird in einem Speisezettel von 1538 die "Schottsuppe" erwähnt, die auch heute noch in ländlichen Bereichen Österreichs (va. Salzburg, Steiermark) bekannt ist.

Verwendet wird die Gerätschaft wie folgt: Man legt sie auf einen Trog auf und kleidet sie mit einem Seihtuch aus. Dann wird die Milchmasse eingefüllt und gepresst. die austretende Flüssigkeit kann dann in den Trog rinnen.

Jenen, die es interessiert wie das dann tatsächlich aussieht, sei dieser Link empfohlen: Verwendung der Schottwiege

Aber was hat das nun mit der Kinderwiege zu tun?

Ja das ist die Frage! Hat man damals die Kinder kurzerhand in die schon vorhandenen Schottwiegen gelegt, oder hat man die Kinderwiegen für die Milchwirtschaft verwendet und schlußendlich "handlicher" gestaltet?

Unsere Bildrecherchen, die zum Thema "Kinderwiege" ja äußerst erfolgreich verlaufen sind, ergeben leider auch keinen Aufschluß, wenn man nach selbigem Objekt im Zusammenhang mit Käseherstellung sucht. Zumindest nicht im mittelalterlichen Kontext.

Somit können wir die Ursprungsfrage leider nicht schlüßig beantworten. Falls aber jemand einen Hinweis darauf hat: bitte her damit! Wir würden uns freuen!