Montag, 23. Januar 2017

Sich mit fremden Federn schmücken ...

... gehört im 14.Jahrhundert zwar eher zu den Ausnahmen, aber es ist schon sehr fesch. Über Federchen am Hut habe ich hier und hier schon ausführlicher geschrieben. Allerdings haben meine Betrachtungen seitdem noch ein paar Korrekturen erfahren. Deshalb geht es heute (schon wieder) um Hutfederm. Aber nicht um Errol Flynn. Echt nicht!

Sieht man sich die Bilder an, so erkennt man deutlich, dass auf den meisten davon recht lange,  bauschige Federn zu sehen sind.

Hutfedern aus Handschriften der des 14.Jahrhunderts (Venedig 1370, links und ganz links, Schweiz 1330, Neapel 1330)
(1) Feathers on hats (14th century). Left half from Venice (1370) then Switzerland (1330) and Naples (1330)

Die Federart zu identifizieren gelingt einem mit Hilfe dieser Bilder aber nicht. Ein Blick nach übermorgen und in die nicht all zu ferne Zukunft ist da allerdings etwas deutlicher:

Üppigere Hutfedern aus der Kunst des 14.Jahrhunderts (Österreich 1355, links, Frankreich 1400 und Norditalien 1380)
(2) More splendid feathers on hats. Left half from Austria (1355) then France (1400) and Northern Italy (1380)


 Our english-speaking guests can find an abstract at the end of the article

Denn ermutigt durch die neuen Bilder, die abgesehen von dem Schweizer mit seinen kleinen Federchen doch etwas eindrucksvolleren Federschmuck versprachen, war für mich federtechnisch durchaus noch Möglichkeit nach zu legen und das Teletubby-Image etwas abzumildern. Was aber liefert feine, bauschige Federchen? Richtig, der Struthio camelus!

Also nichts wie ab in den Tiergarten und ein Kamel rasieren? Nein, den unser Struzi ist ja in Wahrheit ein afrikanischer Strauß. Und der hat tolle Federn!
Allerdings sind sie weiß .. und Weiß wollte ich auf meinem goldgelbgrünen Kunstwerk eigentlich nicht drauf haben. Also machte ich mich daran etwas auszuprobieren: Farbfederfärbung.

Ich nahm einen kleinen Brocken Alaun, eine handvoll Wau (Reseda) kochte das Ganze ordentlich auf und warf zwei Straußenfedern rein sobald der Sud ein wenig abgekühlt war. Dann wartete ich während die Küche nach Reseda stank.

Das Ergebnis war ... ernüchternd. Auf den ersten Blick.

Feder direkt nach der Entnahme aus dem Färbebad
(3) The plant-dyed feather directly after the dying process

Das sah jetzt eher nach weichgespültem Stachelschwein als nach gelber Straußenfeder aus. Also hab ich begonnen das gute Stück auseinander zu zupfen und zu trocknen:

Feder nach dem ersten Trockungsvorgang und ein wenig Handarbeit
(4) The plant-dyed featherafter a period of drying and some manual work

Danach sah es schon ein wenig besser aus, allerdings wirkte mein Federchen immer noch ein wenig kärglich. Als nächstes dachte ich daran es ein wenig aufzubürsten. Doch womit? Eine Lösung war nach etwas herumprobieren schnell gefunden:

Feder und das Rohmaterial für den Bürstenpinsel
(5) The plant-dyed feather (left) and the raw material for the drying brush I made

Aus einem Wolltuchrest entfernte ich ein paar Schussfäden und erhielt so eine Art weiches Pinselchen mit dem sich die Feder sanft aber bestimmt durch längeres Bürsten zur Flauschigkeit bewegen ließ:

Der aufgerollte, fertige Farfederbürstepinsel
(6) The completed brush for drying and brushing the feather

Mit dem Endergebnis war ich dann schon ganz zufrieden. Wie man auf dem Bild sehen kann ist der Unterschied zur ungefärbten Originalfeder gar nicht mehr so groß (natürlich was das Volumen angeht, denn auch wenn die Farbe nicht ganz so kräftig ist wie erhofft ist so doch recht gut erkennbar hoffe ich mal):

Unterschied in Farbe und Flauschigkeit zwischen Farbfeder (oben) und Originalfeder (untenliegend)
(7) The difference between the original feather (underneath) and the dyed and brushed feather (on top)

Das liegt vor allem daran, dass sich die ganz feinen Härchen nach längerer Trocknung und nochmaligem Bürsten dann doch noch aufgerichtet haben:

Detail der Feder mit den feinen Härchen die das Volumen ausmachen
(8) The finest hairs are visible again after an extended period of drying

In so fern ist mein erster Federfärbeversuch ganz erfolgreich verlaufen. Wie die neue Hutzier dann am beispiellos schönen Objekt (damit mein ich meinen Hut, nicht mich) aussieht, wird ein zukünftiger Artikel zeigen ... vorher muss mir nur noch ein blöder Titel mit "Hut" oder "Feder" einfallen.


Abstract for our english speaking visitors:

For my "Feathered Medieval Bycock" project (presented here and here) I continued my research and unearthed some more pictures (2) supplementing the old ones (1). As shown in the Art from 1350-1400 a.d. hat feathers seem to be more voluminous and larger then I assumed them to be.

So I started experimenting with ostrich feathers. Since the dominant colours on my new hat are green and gold I was not quite satisfied with the bright white of natural ostrich feathers.

So I started a dying test and cooked some alum with a handful of reseda and dyed two feathers. The first impression after taking the feathers out of the dying pot was not very satisfying (3). After manually seperating the feather hairs and some drying it looked more promising (4). Then I made a drying brush out of woolen textile (5)+(6) and started brushing the feather to dry and seperate the hairs some more. After a while there was no big difference anymore between an undyied feather and the dyied one (7). Even the smallest hairs were dry and seperated now and therefore a greater volume of the feather was achieved. (8)

The feather will now be added to the hat ... and will of course appear in the next episode of the top performing
series "Feathered Niklas"!