Was vielleicht so klingt als würde es den Wohnsituationswunsch einer 4-köpfigen Familie mit einer pubertierenden 14-jährigen und ihren 8-jähriger Schwester beschreiben ist in Wahrheit (meine Mädels sind nämlich ur lieb, haben sich ur lieb und ich hab sie ur lieb ... meistens jedenfalls) eine etwas hatscherte Überleitung zu einem (und darauf bin ja fast stolz) lange nicht mehr angesprochenen Thema. Messer! (und ja, meine Augen leuchten wenn ich das schreibe)
Our english-speaking guests can find an abstract at the end of the article
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Das wären also die beiden guten Stücke um die es heute gehen soll:
Oben auf dem Bild ein schweres Dolchmesser angelehnt an die Funde aus der Ostschweiz (heute im Schweizerischen Landesmuseum, siehe dazu "Waffen im Schweizerischen Landesmuseum - Griffwaffen I" von Hugo Schneider") in Plättchentechnik: Messing und Esche. Messer von diesem Typus waren wohl als schwere Allzweckmessser im Gebrauch, ein Kind von Waffe und Werkzeug gewissermaßen.
Und weil es sich erwiesenermaßen damit ziemlich blöd essen lässt kommt ein handliches, kleines Essmesser gleicher Bauart dazu.
Oben auf dem Bild ein schweres Dolchmesser angelehnt an die Funde aus der Ostschweiz (heute im Schweizerischen Landesmuseum, siehe dazu "Waffen im Schweizerischen Landesmuseum - Griffwaffen I" von Hugo Schneider") in Plättchentechnik: Messing und Esche. Messer von diesem Typus waren wohl als schwere Allzweckmessser im Gebrauch, ein Kind von Waffe und Werkzeug gewissermaßen.
Und weil es sich erwiesenermaßen damit ziemlich blöd essen lässt kommt ein handliches, kleines Essmesser gleicher Bauart dazu.
Messergriffe in Durchgangsangelkonstruktion aus Eschenholz (oben) und Fichte (unten) in Verbindung mit Messingplatten (2) Knife handles made from Wood and several brass plates seperated by leather |
Weil sich die beiden aber so lieb haben (und wegen der horrenden Mietpreise in Wien) haben die Zwei beschlossen zusammen zu ziehen:
Doppelscheiden sieht man in der Kunst leider relativ selten, ein gutes Beispiel dafür hatte ich als Bild. Allerdings lässt sich besagtes Bild partout nicht mehr wieder finden.
Daher muss jetzt der liebe Pfalzgraf Heinrich II. von Luxemburg herhalten der eine Doppelmesserscheide auf seiner Grabfigur in Maria-Laach verewigen ließ nachdem ihn der Klappermax so um 1270 aus seinem hübschen Seidenbrokatrock gebeutelt hatte:
Sehr kurios an Heinrichs Ausstattung ist nicht nur die Doppelscheide sondern auch der Messergriff des großen Messers (den ich eher weit ins 15.Jahrhundert datiert hätte) in Verbindung mit der Blattform (eingezogener Klingenrücken) des kleinen Messers die vor allem im 11. und 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte.
Auch Originale von Doppelmesserscheiden gibt es. Aus London sind einige überliefert und zeigen unterschiedlichste Konstruktionsmerkmale. Von inneren Beischeiden bis zu außen angebrachten ist da alles dabei. Als gemeinsames Merkmal mit dem Grabmal Heinrichs ist bei den Londoner Doppelscheiden das Beimesser in der Regel vorne, es liegt auf auf der Schauseite.
Anders ist das bei ein paar Exemplaren die die niederländische Archäologie mit ihrem umfangreichen Fundkomplex aus Dordrecht zu bieten hat:
Wenn man die Verzierungen der Scheiden als auf der Schauseite befindlich annimmt, so haben z.b. die Exemplare 1 und 2 die Beimesserscheide auf der Rückseite. Exemplar 3 hingegen hat eine Beimesserscheide auf der Vorderseite und kurioserweise eine weitere, noch kleinere Beischeide auf der Rückseite und ist somit bereits eine Mehrfachmesserscheide.
Meine Doppelmesserscheide habe ich so angelegt, dass ich zuerst eine Scheide für das große Messer nähte (mit der Fleischseite nach außen) und danach eine Beimesserscheide. Beide habe ich mit Leim verklebt und dann mit einer weiteren Schicht vegetabil gegerbtem Rindsleder überzogen. Die Scheidenmünder liegen bei meiner Variante auf einer Ebene, da die Beimesserscheide in dieser Lage am günstigsten auf der Dolchmesserscheide auflag:
Wenn sich die Messer dann in ihr Häuschen zurückziehen (und das immer gut gereinigt und geölt sonst schauen oben irgendwann mal Fühler raus) sieht das Ganze so aus:
Wie man sieht ist die Scheide derzeit noch unverziert .. und da kommt ihr, liebe Leser, ins Spiel!
Denn für die Dekoration suche ich noch gute Ideen. Ich habe ja schon mit David (Beimesser) & Goliath (Dolchmesser) geliebäugelt, aber das Motiv habe ich ja schon mal gemacht.
Ein ebenfalls interessantes Thema, den Erzengel Michael als Drachentöter + passenden Lindwurm habe ich bei meinem letzten Gürtel aufgegriffen, der kommt demnächst zu seinem großen Auftritt hier auf dem Blog.
Was also soll es werden? Punzierung? Lederkerbverzierung? Welches Motiv? Menschen? Ausgezuckte Viecherl? Pflanzen mit Füßen? Und soll ich das Leder färben? Oder bemalen?
Ich würde mich daher über zahlreiche Vorschläge (hier in den Kommentaren oder dann auf Facebook wo der Artikel auf unserer IG14 Seite publiziert wird) freuen .. mal sehen was da so alles kommt!
Abstract for our english speaking visitors:
I finally made a new scabbard for two of my older knives, a swiss oriented, heavy dagger knive and an small eating knife (1). Both have handles made from wood and brass plates and are quite simple examples of medieval knifes. (2)
For those two I decided to make a leather double-scabbard (3) as we can see in several medieval sources e.g the effigy of Henry II (4) or findings from London and Dordrecht. (5)
My reconstruction consists of a single scabbard for the dagger knife an a small scabbard for the eating knife glued together and the covered with an etra leather coating (6).
While the coating leather was wet it was formed according to the two single scabbards inside.
And now ist the moment where your help, dear readers, will be very appreciated! What decoration shall I put on the scabbard? Embossing? Engraving? Should I put People on it? Or fantastic beasts? Should it be coloured? Or painted?
I'm sure you are full of ideas, so please let me hear them. Post in the comments below or directly on Facebook where this article will be shared on our IG14 site.
Die beiden Alltagsmesser mit ihren doppelten Messerscheide aus vegetabil gegerbtem Rindsleder (3) The two knifes with their new double-scabbard made from bovinae leather |
Doppelscheiden sieht man in der Kunst leider relativ selten, ein gutes Beispiel dafür hatte ich als Bild. Allerdings lässt sich besagtes Bild partout nicht mehr wieder finden.
Daher muss jetzt der liebe Pfalzgraf Heinrich II. von Luxemburg herhalten der eine Doppelmesserscheide auf seiner Grabfigur in Maria-Laach verewigen ließ nachdem ihn der Klappermax so um 1270 aus seinem hübschen Seidenbrokatrock gebeutelt hatte:
Doppelscheide von Heinrich II, Maria-Laach (4) Double-scabbard from Heinrich II, Maria Laach |
Sehr kurios an Heinrichs Ausstattung ist nicht nur die Doppelscheide sondern auch der Messergriff des großen Messers (den ich eher weit ins 15.Jahrhundert datiert hätte) in Verbindung mit der Blattform (eingezogener Klingenrücken) des kleinen Messers die vor allem im 11. und 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte.
Anders ist das bei ein paar Exemplaren die die niederländische Archäologie mit ihrem umfangreichen Fundkomplex aus Dordrecht zu bieten hat:
Doppelmesserscheiden aus Dordrecht, Niederlande (14.Jahrhundert) (5) Double-scabbards from Dordrecht, The netherlands (14th century) |
Wenn man die Verzierungen der Scheiden als auf der Schauseite befindlich annimmt, so haben z.b. die Exemplare 1 und 2 die Beimesserscheide auf der Rückseite. Exemplar 3 hingegen hat eine Beimesserscheide auf der Vorderseite und kurioserweise eine weitere, noch kleinere Beischeide auf der Rückseite und ist somit bereits eine Mehrfachmesserscheide.
Die beiden Scheidenmünder mit dem Überzug (6) The "mouths" of the two knife scabbards with their leather coating |
Wenn sich die Messer dann in ihr Häuschen zurückziehen (und das immer gut gereinigt und geölt sonst schauen oben irgendwann mal Fühler raus) sieht das Ganze so aus:
Beide Messer in der noch unverzierten Dopplescheide (7) Both knifes in their still undecorated double-scabbard. |
Wie man sieht ist die Scheide derzeit noch unverziert .. und da kommt ihr, liebe Leser, ins Spiel!
Denn für die Dekoration suche ich noch gute Ideen. Ich habe ja schon mit David (Beimesser) & Goliath (Dolchmesser) geliebäugelt, aber das Motiv habe ich ja schon mal gemacht.
Ein ebenfalls interessantes Thema, den Erzengel Michael als Drachentöter + passenden Lindwurm habe ich bei meinem letzten Gürtel aufgegriffen, der kommt demnächst zu seinem großen Auftritt hier auf dem Blog.
Was also soll es werden? Punzierung? Lederkerbverzierung? Welches Motiv? Menschen? Ausgezuckte Viecherl? Pflanzen mit Füßen? Und soll ich das Leder färben? Oder bemalen?
Ich würde mich daher über zahlreiche Vorschläge (hier in den Kommentaren oder dann auf Facebook wo der Artikel auf unserer IG14 Seite publiziert wird) freuen .. mal sehen was da so alles kommt!
Abstract for our english speaking visitors:
I finally made a new scabbard for two of my older knives, a swiss oriented, heavy dagger knive and an small eating knife (1). Both have handles made from wood and brass plates and are quite simple examples of medieval knifes. (2)
For those two I decided to make a leather double-scabbard (3) as we can see in several medieval sources e.g the effigy of Henry II (4) or findings from London and Dordrecht. (5)
My reconstruction consists of a single scabbard for the dagger knife an a small scabbard for the eating knife glued together and the covered with an etra leather coating (6).
While the coating leather was wet it was formed according to the two single scabbards inside.
And now ist the moment where your help, dear readers, will be very appreciated! What decoration shall I put on the scabbard? Embossing? Engraving? Should I put People on it? Or fantastic beasts? Should it be coloured? Or painted?
I'm sure you are full of ideas, so please let me hear them. Post in the comments below or directly on Facebook where this article will be shared on our IG14 site.