Ich möchte euch natürlich auch nicht vorenthalten, was die Fachliteratur zu den Knochenstyli mit Metallspitze zu sagen hat:
Geoff geht in seinem "Medieval Household" davon aus, dass die gefunden Knochengriffel ohne Eisenspitze aus einer Bearbeitung stammen die vorgenommen wurde nachdem eine Metallspitze verloren ging. Gewissermassen als eine Theorie umgekehrt zu der meinigen. Und sie hat auch ein recht gutes Argument: Die reinen Knochengriffel haben eine etwas krude Spitz die tatsächlich recht improvisiert wirkt.
Das führte mich aber dazu, den Nutzen der Metallspitzen noch weiter zu hinterfragen. Heute Morgen haben Versuche dann eines gezeigt, mit der Metallspitze kann ich auch auf Schiefertafeln schreiben! Inwieweit das bei der Herstellung der in London gefundenen Styli eine Rolle gespielt hat kann ich nicht sagen, die Verwendung von Schiefer als Schreibmaterial wird nur gelegentlich in der Literatur angedeutet. Auf jeden Fall ist das Geschriebene nicht ohne Schleifmittel wieder löschbar.
Schreibversuch mit Metallspitze auf Schiefer |
Anders sieht die Sache aus, wenn ich mit Schiefer auf Schiefer schreibe, dann nämlich ist der Abrieb für eine deutlich lesbare Schrift verantwortlich welche sich durch wegwischen auch wieder leicht beseitigen lässt. Für den Schulbetrieb ist das wohl die bevorzugte Lösung!
Schreibversuch mit Schieferstift auf Schiefer |
Fazit: Da mir keine Funde von dauerhaft beschriebenen Schiefertafeln aus der gotischen Periode bekannt sind, muss meine Theorie der Verwendung von Metallspitzen für das Schreiben auf mehreren Medien unbewiesen bleiben.