Mittwoch, 17. Dezember 2014

Als noch ein Staufer Kaiser war

Normalerweise mach ich Messer ja nur für die Freunde und Vereinskollegen der IG14, doch auf die letzte sehr nette Anfrage doch ein Messer fürs Hochmittelalter zu machen konnte ich dann doch nicht nein sagen. Mach ich ja sonst nicht!

Deshalb hab ich mich recherchemäßig ein wenig herumgetrieben, mit noch mal den Holtmann und die Themsefunde angesehen und ahb dann losgelegt .. also: 

Ein frühgotisches Messer

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war das Griffzungenmesser schon bekannt, trotzdem waren der absolute Großteil der Messer (>80%) immer noch Griffangelmesser. (zur genauen Definition siehe am Besten: Holtmann, W.G.F,  Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern).
Bei diesen Messertyp wird das Heft auf die Angel aufgeschlagen oder aufgebrannt und die recht kurzen Angeln der hochmittelalterlichen Funde lassen weiters darauf schließen, dass es selten zur vollständigen Durchsteckung der Angel kam. Plättchentechnik hingegen kann auch bei kurzen Angeln zur Anwendung kommen, wie im Folgenden gezeigt.

Frühgotisches Griffangelmesser in Plättchentechnik

Montag, 15. Dezember 2014

Der Charme des Jahrhunderts

Heute möchte ich mal, beeinflusst durch meine Arbeit an einem Messer für eine frühe 13.Jahrhundert Darstellung ein wenig den Vergleich zwischen frühgotischen Messern und jenen an Übergang von hoch- zur Spätgotik angehen. Beleuchtet werden sollen hier Griffangelmesser mit mittig angesetzter Angel und Griffen in Plättchentechnikkonstruktion.

Dafür habe ich mir 2 Exemplare rausgesucht die es in Folgenden zu vergleichen gilt:

Oben ein spätromanisches/frühgotisches Messer, unten ein Messer am Übergang von Hochgotik zur Spätgotik

Mittwoch, 26. November 2014

Diesmal nicht voll auf den Schnabel!

"Der Adler ist gelandet!" schrieb ich vollmundig vor einem halben Jahr und in der Annahme damit eine majestätische Landung im erhabenen Nest auf dem höchsten Gipfel der Geschichtsdarstellung hinzulegen .... tja, Schnecken.

Wo soll ich denn anfangen mit beschreiben was alles falsch war? Einige meiner aufmerksamen und auf dem Gebiet der Numismatik auch wesentlich bewanderten Leser haben mir eine ganze Latte von Kritikpunkten übergeben, und mir wurde klar, dass der Adler schnabelvoran in den moosbewachsenen Mugel unterhalb des Nests gekracht ist.

Jetzt also auf ein Neues:

Als Vorlage und Hauptquelle dienten mir 2 Dinge: Bernhard Kochs Buch "Der Wiener Pfennig" und ein paar Originale die ich zu meiner großen Freude mittlerweile mein Eigen nenne.

Was gibt also über den Wiener Pfennig zu sagen? Fangen wir am Anfang an:

Als Nachfolger der ersten österreichischen Münze, des Kremser Pfennigs aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts (1130), beginnt die Nachweisbarkeit der Münze in Wien knapp vor der Jahrhundertwende ins 13. Jahrhundert (1193 oder 1194). Die erste schriftliche Erwähnung des Wiener Pfennigs geht dann auf das Jahr 1203 und die Reiserechnungen Wolfger von Erla, Bischof von Passau, zurück: "denarii wiennensis monetae" nämlich.

Zum aktuellen Stück: Es ist eine Rekonstruktion von Wiener Pfennigen unter der Herrschaft des 1340 amtierenden Herzogs Albrecht II. Die Vorderseite zeigt einen Adler mit Bindenschild:

Vorderseite

Donnerstag, 13. November 2014

Ist häßlich! Muss dann wohl authentisch sein

Ich muss zugeben ich hab ja schon ein paar Messer gebaut. Die meisten aus dem Grund, weil ich Messer mag und ihnen eine gewisse Ästhetik zuspreche. Man nehme nur dieses Stück: edle Materialen, schöne Linienführung und gelungene Proportionen. Schön!

Für das heutige Stück trifft das nicht zu! Igitt! Na gut, das große Gruseln ist vielleicht übertrieben, aber sehr gewöhnungsbedürftig ist das Ganze schon. Aber manchmal sieht man eine Fundzeichnung und dann muss man halt etwas bauen. Nur um zu sehen wie das wohl wirklich ausgesehen hat. Das ist ja das schöne an dem Hobby. Manchmal.


Bei der Rekonstruktion handelt es sich um eine recht freie Interpretation eines Themsefunds, publiziert in  J. Cowgill/M. De Neergaard/N. Griffiths"Knives and Scabbards" und datiert in die 2.Hälfte des 14.Jahrhunderts. 

Gefunden hat man dort eine Griffhülse aus Buntmetall die einem Messerheft zugeordnet werden konnte.


Für meine Rekonstruktion habe ich mich an die Grundkonstruktion der Hefthülse gehalten, sie jedoch anders als im Original dimensioniert und statt Durchbruchsarbeit eine Prägetechnik eingesetzt.


Im Prinzip ist die Heftkonstruktion quaderförmiges Stück Buchenholz, das mit vorher geprägtem Buntmetallblech ummantelt wurde, an der Unterseite des Hefts überlappt und dort mit Nägelchen gesichert wird. Wie das Original gesichert wurde ist unklar, aber die Methode schien mir am praktikabelsten. Den Abschluss des Buntmetall"mantels" bildet jeweils ein Buntmetallplättchen vorn (an der Klinge) und hinten (mit der Angel vernietet).


Von denjenigen die das Stück bisher in der Hand hatten, kamen Kommentare wie: "Sieht aus wie ein Feuerzeug aus den 70gern!" oder "Ist der Griff aus Milchschokolade?".

Naja, es ist echt keine Schönheit, wirkt billig-protzig und scheint so überhaupt nicht dem Idealbild eines "mittelalterlichen" Messers zu entsprechen. Irgendwie ist es das Besteckäquivalent zu den dämlichen gotische Hüten.


Hmm, ich glaub es beginnt mir zu gefallen ...


Ja, jetzt mag ich es! Tolles Stück!! Muss ich gleich eine schöne Scheide dafür basteln .. mit einem Mann drauf, der einen dämlichen gotischen Hut trägt ... Igitt!


Dienstag, 14. Oktober 2014

Konkurrenz belebt das Geschäft

So, oder ähnlich, werden meine Messer wohl denken wenn ständig ein neues Stück dazukommt ... aber da kann ich ihnen nicht helfen, im Moment läufts grad.


Anregung für mein neues "Messer des Monats" war ein Stück aus dem 15.Jahrhundert das in der Wiener Hof-, Jagd- und Rüstkammer liegt. Es handelt sich dabei um ein Besteck mit einem wunderschönen, massiven Griff aus Bergkristall der in Plättchentechnik verarbeitet ist. Und jetzt bitte nicht enttäuscht sein, ich hab keine Replik davon gemacht!

1. ist das Stück viel zu spät für meine Darstellungszeit
2. ist es so kunstvoll gearbeitet und mit vergoldeten Silberbeschlägen versehen, dass ich mich scheitern sehe
3. stell ich mir Bergkristall zum Bearbeiten irgendwie infernalisch vor

Aber ... es brachte mich auf eine Idee, und weil ich gerade lesemäßig zwischen Ilse Fingerlins "Gürtel des Hohen und Späten Mittelalters" und Holtmanns "Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern" hin und her pendle (irgendwie les ich die immer wieder mal und komm jedes Mal auf etwas drauf das ich beim vorherigen Lesen nicht mitbekommen hab .. muss wohl das Alter sein) dachte ich mir, was sagt denn der gute Dr. Holtmann zu ... Bernstein!!


Und was soll ich sagen .. er sagt JA .. oder besser er schreibt es.

Also habe ich mich auf die Bernsteinsuche gemacht und weil ich ja völlig fuzzymäßig un-A bin führte mich mein Weg nicht an irgendwelche einsamen Ostseestrände sondern ganz lapidar an die Tastatur! Und schnell konnte ich feststellen, dass es gar nicht leicht ist Bernstein in entsprechenden Größen zu bekommen OHNE das darin eine Eidechse eingeschlossen ist die gerade eine Spinne beißt welche eine Mücke frisst .. oder besser fraß, denn die lieben Tierchen sind ja schon lange tot.

Letztendlich bekam ich aber ein sehr hübsches transparentes Stück das auch von der Größe her ansprechend war und konnte mit der Arbeit beginnen.

Plättchentechnik war angesagt, und auf die Gefahr hin langsam langweilig zu wirken entschied ich mich Buntmetall, Leder, Knochen und Buchsbaumholz der Gleichung hinzuzufügen.


Da mein Bernsteinstück bereits auf eine Zukunft als überdimensionale Schmuckperle hoffend mittig durchbohrt war brauchte ich das Ganze nur etwas aufzubohren um einen Führungskanal zu haben. Wozu? Na, ich dachte mir ich brenn den Bernstein auf die Angel auf und da ist es ganz gut ein Loch zu haben dem man beim Aufbrennen folgt.

Tatsächlich stellte sich bald heraus, dass ich echten Bernstein erworben hatte, denn in der Werkstatt duftete es nach dem Aufbrennen der Bernsteinperle wie in der St.Stephanschen Weihnchtsmesse.

Die Plättchen aus Buntmetall hab ich übrigens mit einem Meissel geschlitzt und auf die Angel aufgeschlagen, der Rindsknochen wurde mehrfach durchbohrt und danach wurde das Loch auf Angelquerschnitt aufgefeilt. Das Leder konnte ich praktischerweise gleich mit der zukünftigen Messerklinge zuschneiden und den Buchsbaum hab ich gesägt, eingebohrt und auf die Angel geschlagen. Danach? Schleifen und Feilen, Feilen und Schleifen und noch mehr Feilen ... *tata*:


Zuletzt wurde der Griff noch geölt und die Klinge scharf geschliffen. Jetzt kommt dann die Scheide, hoffentlich ein neuer Tag und so Gott will eine gute Idee dafür.

Und weil es so schön ist, noch ein paar Lichtspiele:



Abstract for our english-speaking visitors:
I made another knive, this time using a very uncommen material: amber! The rest of the knive is made from boxwood, cattle bone, leather and brass. Piece by piece was stuck on the tang and fixed by mounting the final piece, the boxwood handle. Then the whole knive handle was filed to the wanted form.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Leben oder nicht leben? Die Sache mit der Vita

Worum soll es heute gehen? Um die Vita! Warum? Weil ich das großspurig in meinem letzten Post so angekündigt habe. Und weil meine Großhirnrinde protestierend knirscht wenn da etwas festhängt, das ich scheinbar zu einem vergangenem Zeitpunkt schreiben wollte. 

Aber fangen wir die Erklärerei schon mal an: Unter dem saloppen Wort "Vita" kann man (muss aber nicht) in der Szene für historische Darstellungen eine fiktive Lebensgeschichte der dargestellten Figur verstehen.

Aber dargestellte Figur? Da haben wir schon das Dilemma, denn viele Mitglieder in der Living-History-Szene (und ja, ich möchte heute möglichst viele Bezeichnungen für die Gruppierung der Geschichtsbegeisterten einsetzen, ungeachtet ihrer Definition woauchimmer und rein Bezug nehmend auf all die Begriffe die mir immer um die Ohren schwirren) .. also viele Mitglieder der Reenactment-Szene stellen ja eigentlich keine Figuren dar. Schließlich ist historische Darstellung ja kein LARP oder Laientheater. Oder muss es nicht sein. Oder darf es nicht sein. Je nach persönlicher Einstellung.

Aber beginnen wir doch von vorn ... was ist historisches Darstellungsreenactment lebendiger Geschichte eigentlich? 

Da wirds schwierig, denn bevor wir da überhaupt zur "Vita" kommen, müssen wir schon mal die "Gewandungsverweigerer" aus der Zielgruppe der "Lebensgeschichtenfiktionsbegeisterten" auschließen. 
Gewandungsverweigerer? Heißt das jetzt Freundin Brettchenweberin klemmt sich pudelnackig hinter den Brettchenwebstuhl und lässt die Borte glühen? Nein, ich fürchte das heißt es nicht, obwohl das die Popularität der Archäotechnik sicher deutlich heben würde. Es bedeutet vielmehr, dass man gar keine rekonstruierte (oder im Falle der klassischen "Mittelalterszene" eher eine teure aber falsche) Kleidung tragen muss um Geschichte zu vermitteln. Das geht auch ohne! Echt! Mittelschullehrer und Experimentalarchäologen können das und weder das Weiterblättern in den Schulunterlagen am natürlich zeitgemäßen Beamer im Fach "Geschichte und politische Bildung" noch das Schwingen einer rekonstruierten Jungsteinzeitaxt erfordern vegetabil gegerbtes Schuhwerk.

Aber es schadet auch nicht!

Ähnlich wie in dem oben angeführten Beispiel ist die Sachelage nun auch bei den "Gewandungszuwendern" und der Vita. Denn zur Vermittlung mittelalterlicher Sachkultur oder der Vorführung historischer Handwerkstechniken in passender Umgebung muss ich mir ja keine Gedanken darüber machen, was denn der oder die Gute denn wohl zum Frühstück hatte und ob er (oder sie) seine letzte Predigt jetzt auf Latein oder in Mittelhochdeutsch gehört hat. Das geht auch ohne! Wirklich wahr! Denn ob der dargestellte Handwerker jetzt der geliebte Sohn einer glücklichen hochgotischen Kleinfamilie oder der immer von seinem Vater gering geschätzte und in den Beruf gedrängte Depressionist ist, macht für den interessierten Besucher gar keinen Unterschied. Ganz im Ernst, wenn man es ihm nicht studenlang unter die Nase reibt merkt der das gar nicht!

Aber es schadet auch nicht! 

Oder doch?

Denn leider verkommt die Vita (Definition siehe oben) allzu oft zu etwas völlig anderem als nur einer netten Ausschmückung ... sie wird zur Ausrede und Rechtfertigung für jeden Mangel an Wissen und Material und zur (oft zwanghaft auftretenden) Integration persönlicher Schnurren und Schnacken in die Darstellung genutzt! Ein Beispiel? Sehr gern!

Die Hundefrisörin Claudia M. mag Schwerter seit sie irgendeinen Marion Zimmer-Bradley Roman gelesen hat. Und sie hat sich natürlich auch eines gekauft. Und jetzt mag sie es natürlich auch jedem zeigen. Als war ihre gerade noch durchschnittliche Magd (mehr als "Schankmayd" war bei Leonardo Carbone in ihrer Größe leider grad nicht lieferbar) in ihrer frühen Jugend ein Ritter! Geht nicht? 
Doch! Die Vita machts möglich, denn schließlich reist in der pilgernden Wanderhure auf ZDF ja auch eine Frau als Mann. Das hat Chiannerra Dragonlove (so heißt die Magd weil sie zwar irgendwo auf österreichischem Boden steht aber natürlich aus dem mystischen Ir(r)land stammt wo die Frauen herrschen und den ganzen Tag zaubern während sie Clannad in Endlosschleife hören), in ihrer Jugend auch getan. Sie war ein verkleideter Knappe, lernte in den Kreuzzügen kämpfen und trägt jetzt ein Schwert! Aber das darf sie doch nicht?
Doch, sagt die Vita, denn ihr erst kürzlich aus chinesischer Gefangenschaft entkommener Vater ist nämlich ein lange verschollener deutscher Großfürst und hat es ihr ausdrücklich erlaubt!

Ich denke jetzt sollte klar sein wo die Reise hingeht, oder? In weniger geschliffenen Worten als ich sie mir sonst anmaße gesagt: Sich einfach jeden Scheiß der einen im Enddarm zwickt mit einer kruden Geschichte schönreden! Zu faul zum Lesen? Dann denk ich mir was aus! Sogar zu dumm zum Denken! Auch kein Problem, irgendwer auf einem Mittelaltermarkt kann die entsprechenden Tipps geben während er seinen mettrinkenden Buchhalterkörper auf dem Steckstuhl in perfekter Balance hält.

Geschichtsvermittlung? Hmm, ja aber ... mit Geschichtsvermittlung hat es schließlich auch zu tun, wenn unsere Claudia jedem zahlenden Touristen minutenlang mit ihrer selbsttherapierenden Lebensfiktion auf die vom Dudelsackgelärme eh schon geplagten Nerven geht. Oder?

Nun, nach all dem bisher Geschriebenen (Meinen tiefempfundenen Respekt all jenen die es bis hierher geschafft haben übrigens!) kann man jetzt davon ausgehen, dass ich ein erklärter Gegner fiktiver Lebensgeschichten bei der Geschichtsvermittliung bin! Könnte man, besser gesagt, denn das Gegenteil ist der Fall. Aber warum, wird sich mancher jetzt fragen? Warum nur??

Weil eine richtig .. nein, RICHTIG wissenschaftlich recherchierte Vita eine unglaubliche Gelegenheit darstellt sich die Löcher im eigenen Wissenspool aufzufinden und zu stopfen! Mir geht es jedenfalls so. 
Denn wenn ich beim Frühstück sitze und mich frage: "Was hätte Niklas Hufenbauer wohl vor 674 Jahren um die Zeit gegessen?" dann muss ich nachlesen. 
Und wenn mich meine Tochter fragt. "Mir ist langweilig, Papa! Darf ich einen Gürtel punzieren" dann kann ich sagen "Klar, denn schweizerischen Handwerksordnungen aus dem 14.Jahrhundert zu Folge war die Mitarbeit von Söhnen UND Töchtern in der väterlichen Werkstatt eindeutig geregelt und dieses waren von der Maximalanzahl an Lehrlingen ausgenommen"! Sie wird dann zwar sagen: "Jaja, schon gut, Papa, jetzt ist mir noch langweiliger" ... aber wir alle haben was dazu gelernt. Denn je mehr ich über das Leben einer fiktiven Person am nachdenken bin umso mehr muss ich mit meinen Quellen auseinandersetzen um aufkeimende Fragen zu klären!

Die Anzahl der Fragen die Interessierte an mich stellen und die ich mit einem geheimnisvollen Lächeln, einem Achselzucken und dem lapidaren "Wer weiß?" abtun musste hat übrigens eklatant abgenommen seit ich begonnen habe ein Vita für meine historische "Figur" erforsche.

Durften Mädchen dem Vater in der Werkstatt helfen? Wer trug Stiefel und warum? Ein Dolchmesser an der Hüfte und keine Erklärung wieso? Tja, eine Vita-Recherche beantwortet diese Frage ... für mich und für jeden Besucher der Zukunft jedenfalls.

PS: Und wo ist jetzt diese berühmte Vita? Warum kann man die nicht am Blog nachlesen?? Und wann gibts die im Taschenbuch endlich bei Amazon??? Tja, liebe Leser, es tut mir leid, aber da sind noch so viele Löcher drin, dass ich mit Schreiben noch nicht mal angefangen habe!

Donnerstag, 25. September 2014

Inverse Primärquelleninterpretation

Heute mal ein schön wissenschaftlicher Titel! Oder? Na, ich denke schon. Für die Hintergründe für so viel Pseudowissenschaftlichkeit muss ich aber noch ein paar Zeilen um Geduld bitten.

Wer meinen Blog liest, weiß das ich an einem neuen Dolchmesser gearbeitet habe, wer nicht kann dieses schmerzliche Informationsdefizit gerne HIER und HIER ausgleichen um nicht schon zu Beginn dieses Artikels in Rückstand zu geraten.

Jedenfalls ist besagtes Dolchmesser zu einer ziemlichen Baustelle geworden: Bauen, Griff gebrochen, Zerlegen, nochmal Bauen, zur Schau stellen, Grübeln, Nachschleifen, erneut zur Schau stellen, Stufe drin, wieder Zerlegen, ein letztes Mal Bauen .. und dann endlich Polieren und Ölen. Uff.


Dienstag, 16. September 2014

Warum so grob?


Warum so grob?  Nein, das ist nicht die erste Reaktion auf mein letztes Facebook-Posting in dem unsaglichen Thread, wo mal wieder jemand in Unterkleid und Höllenfenstersucknei rumsteht und 13. Jahrhundert darstellen will.

Nein, das ist die Reaktion eines guten Freundes auf meinen letzten Dolchmesserartikel hier im Blog!

Warum also so grob? Hmm, ganz unrecht hat er ja nicht, auf den Bildern sieht die Klinge ja aus hätte sie ein auf einem Auge erblindeter Zyklop mit der schwächeren Hand geschmiedet.

Weil man ja 2 Hände hat ...

.. kann man auch 2 Messer tragen, oder? Nein, kann man nicht! 

Zu mindestens geben das die historischen Quellen nicht her. 

Schade eigentlich .. wie gerne wär ich so eine Art hochgotischer Drizzt Do'Urden und würde mit 2 Dolchmessern gewandt tänzelnd auf meine Feinde losgehen .. Hussa!

Na gut, das mit dem gewandt tänzeln ist jetzt vielleicht nicht ganz so meins .. und Feinde hab ich auch recht wenig. Aber ein Messer kann man immer brauchen und weil ich günstig an eine schöne Klinge von Kovex Ars gekommen bin musste .. (Was ich immer alles muss .. ich sollte das entspannter angehen) .. nein, wollte ich mir ein neues Dolchmesser machen um es hinter mein Ledertäschchen zu packen, so ganz der Geck halt.


Montag, 8. September 2014

Ein neues Pferd im Stall!

"Hallo! Ich bin der Nikolaus ... und ich mache gerne Messer!" - "Hallo, Nikolaus"
- Protokoll der Anonymen Messermacher, 8.9.2014


Samstag, 6. September 2014

Das Ende des "Lebendigen Museums" - oder doch besser ein Neuanfang!

Mit dem heutigen Tag geht ein ereignisreiches Belebungsjahr zu Ende. Zu früh und vor der Zeit. Schade? Ja, definitiv!

Mit großem Erfolg und sehr positiver Resonanz unserer zahlreichen Besucher konnten wir seit 1.März an jedem ersten Samstag im Monat unser Hobby in passender Kulisse den Interessierten näher bringen. Und es war ein schönes Jahr! Viele Themen die wir den Interessierten schon immer näher bringen wollten haben wir präsentiert und es bleibt nur zu hoffen, das es unseren Besuchern ebenso gefallen hat wie uns!

Doch jedes Projekt möchte wachsen, sich verbessern und sich an die nötigen Veränderungen anpassen, dem "Lebendigen Museum" ging es da nicht anders. So viel Erfahrung auf dem Gebiet lebendiger Geschichtsdarstellung zu haben wie wir, nährt auch die Erwartungen die man an dieses faszinierende Gebiet der Geschichtspräsentation hat. Und diese Erwartungen zu erfüllen wird immer unser Ziel sein.

Leider stellte sich aber heraus, dass dieses Ziel in einer Kooperation mit der Burg Liechtenstein wohl unerreichbar geblieben wäre. Zu unterschiedlich fielen in letzter Zeit die Intentionen der Burgverwaltung und unserer Gruppe (ig14.at) aus. Während die Burg sich völlig neu orientieren möchte um den Großtourismus anzusprechen, lag unser Schwerpunkt auf einer hochqualitativen, wissenvermittelnden Art des Bildungstourismus. Konzepte die sich, wie unschwer zu erkennen ist, nicht auf einen Nenner bringen lassen. So blieb als kein Platz um zu wachsen und zu gedeihen und letztlich auch nur zwei Alternativen: Zuzusehen wie unser zartes "Lebendiges Museum"-Pflänzchen an einem nicht mehr artgerechten Standort mühsam vor sich hin vegetiert, um letztlich dann doch wie Unkraut entfernt zu werden oder aber mit dem Blumentopf unter dem Arm weiter zu ziehen und sich einen neuen, wohlwollenderen Standort zu suchen und nochmal von vorne zu beginnen. Die Wahl war einfach.

Aber haben wir so einen Platz schon gefunden? Nein, leider nicht.

Werden wir ihn finden? Na, ich hoffe doch, denn das Konzept der "lebendigen Geschichtsdarstellung" ist ein gutes Konzept, und ein international auch sehr erfolgreiches obendrein. England, Frankreich, Deutschland. In all diesen Ländern geht der Weg schon länger weg vom stumpfen Spaßkonsum der Märchen&Abenteuermärkte und weg von der schnöden Führung durch verstaubte Gemäuer die von der Geschichte schon lange verlassen wurden.
Denn immer mehr Menschen erkennen, das Interesse an Geschichte mehr ist als tumbe Bespaßung durch schlecht verkleidete Hanswurste, mehr als das Pilgern durch leblose Bauruinen: Interesse an Geschichte ist ein Interesse an der Gegenwart, ein Interesse an der Zukunft und ein Interesse daran, was wir von denen die lange vor uns lebten lernen können um unsere kommenden Tage erfolgreicher zu gestalten.

Also auf mit uns zu neuen Ufern! Neuland gilt es zu entdecken und durchzuhalten auf dem in Österreich noch sehr steinigen Weg. Es wird ein "Lebendiges Museum" geben, nicht heute oder schon morgen, aber wir werden dran bleiben, für uns und für alle die wirklich ernsthaftes Interesse an einer Epoche zeigen die uns stets als fern, schmutzig und finster verkauft wird und die doch viel näher ist als wir alle glauben würden, dem Mittelalter.

Was bleibt also noch von diesem Jahr? Eine Menge! Wir durften unglaublich nette Leute kennenlernen und haben reichlich Erfahrungen gesammelt. Wir sind wieder ein Stück schlauer und vorsichtiger geworden und haben, so hoffen wir, einigen zeigen dürfen, dass Geschichte auch mehr sein kann als lebloser Stein, kostümierter Kapitalismus oder sinnlos verschwendete Druckerschwärze.

Also, an all jene die Spaß mit uns hatten, die von uns lernen wollten und von denen auch wir eine Menge gelernt haben ... Danke!

Dienstag, 26. August 2014

Noch ein bisserl Nadelsalat? Aber gern!

Meine ersten Nadlerversuche liegen ja schon eine Weile zurück und auch an Gebendenadeln hab ich mich schon mal versucht. Aber die richtige Technik hatte ich nicht.

Jetzt aber, animiert von den Nähnadeln die so hervorragend funktioniert haben und vollgestopft mit den Rechercheergebnissen, bin ich auch neue Gebendenadeln für meine Frau angegangen. Und diesmal .. richtig!
Ich wollte ihr Schmucknadeln für Schleier und Gebende machen und die notwendigen Recherchen (zur verwendeten Literatur siehe bitte meinen letzten Beitrag) ergaben recht bald, dass die mit Schmuckköpfen aus Ziermaterialien wie z.B. Koralle versehenen Nadeln mit winzigen aus Draht gebogenen Ring gesichert waren. Ein schönes Beispiel dafür ist das aus den Themsefunden stammende Objekt 1473 aus Geoff Egans "Dress Accessories, C.1150-C.1450 (Medieval Finds from Excavations in London)":


Donnerstag, 21. August 2014

Endlich geschafft ... Nadelsalat!

Man glaubt ja oft nicht was sich als Handwerkernemesis alles heranschleichen kann. Nach dem Meistern von Dingen wie dem hochgotischen Ärmel mit rückarmigem Nahtverlauf und gedrehter Armkugel, dem Bau von Messerrepliken in historischer Plättchentechnik, zahlreichen Gürtelrekonstruktionen, verziert mit handgemachten belegbaren Punzen und der Konstruktion und Umsetzung eines klappbaren Kerzenleuchters sah ich mich als recht brauchbaren Handwerker an. Noch dazu da ich das meiste ja wirklich mit historischen Techniken und auch historisch belegbaren Werkzeugen erledige.

Aber dann kam sie: Meine Nemesis, die strafende Göttin meiner Hybris, die verdammte Zerstörerin meines Selbstvertrauens ... die ... mittelalterliche ... Nähnadel!

Schon vor einiger Zeit begann ich mit dem Anfertigen von historischen Nähnadeln, damls war es schon ein langes Herumprobieren bis ich die richte Technik für geschlagene Rundöhre heraus hatte und das entsprechende Werkzeug fertigen konnte. Hört sich aber jetzt auch, mit einem durch schlechten Nachtschlaf bedingten leichten Jammern, komplizierter an als es war, denn ein gehärteter Rundstichel zum Schlagen des Öhrs war letztlich doch keine Nuklearphysik.

Dann aber kam mal der lebensverändernde Tag (wie gesagt ich habe heute schlecht geschlafen und mag etwas zur Dramatik neigen) an dem ich die Strümpfe meiner Tochter anpassen musste! Und voller Motivation nahm ich mir ein verzwirntes, pflanzengefärbtes Wollgarn und meine Messingnadeln um den (natürlich ebenfalls aus passender Wolle bestehenden und pflanzengefärbten - ich sollte wirklich früher ins Bett gehen, jetzt geb ich auch noch an) Strumpf zu nähen .. und scheiterte spektakulär beim Einfädeln. Der verdammt Wollfaden wollte und wollte nicht durch das Öhr! Da wurde mir klar, dass ich Nadeln mit Langöhr brauche!

Warum Langöhr?
Nun moderne Nähnadeln haben Langöhre, da sich die Querschnittsfläche eines Fadens nicht ändert ob er nun im Naturzustand (also runder Querschnitt) oder flachgedrückt zum Einfädeln benutzt wird.
Da aber die Nadelbreite am Öhr entscheidend für die Nähcharakteristik einer Nadel ist ist eine Nadel mit rundem Öhr (für Fäden mit natürlich belassenem, rundem Querschnitt und damit dem vollen Durchmesser) entsprechend breiter und somit schwerer durch das Textil zubringen. Außerdem neigen verzwirnte Nähgarne ohnehin dazu aufzudröseln und eine langovale Form anzunehmen.

Mit vor Selbstbewusstsein über meine handwerkliche Begabung strotzender Brust griff ich also erst mal ... zu diversen Fachbüchern.

Doch in meiner sehr umfangreichen Bibliothek fand ich zwar eine Menge Fundbilder von Nähnadeln aus dem 12. - 15- Jahrhundert, aber selbst mein Hr. Krabath mit seinem hervorragenden "Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen" im Stich was die Analyse von Herstellungsverfahren von Nähnadeln angeht. (was das Buch aber trotzdem immer noch zu einem unverzichtbaren Wer für jeden Rekonstruktionshandwerker macht. Danke, Hr. Krabath!).

Also blieb mir nur die Analyse der Bildmaterialien und da liefert mal wieder Egans "The Medieval Household: Daily Living c.1150-c.1450" ,auf Seite 269, die besten Fundbilder (auch dieses Buch halte ich für unverzichtbar .. und ich wiederhole mich, ein weiteres Symptom meiner gestörten Nachtruhe. Aber das mit dem unruhigen Schlaf hab ich glaub ich schon erwähnt).

Zuerst wollte ich mich auf meinem steinigen Weg zum Langöhr an einer Technik versuchen die ich letztens mit meinem Freund Thomas besprechen konnte und die sich auf diesem Fundbild zu bestätigen schien: Das Aufspalten der Nadel an einem Ende mit anschließendem Biegen des Öhrs und abschließendem Verlöten. Allerdings fand sich erst mal kein adequater Nadelfund zum Beleg unserer Theorie.
Das sich die Theorie durch die Lektüre von Ottaway/Rogers "Finds from Medieval York: Craft, Industry and Everyday Life" (auch ein unverzichtbares ... aber ja, sollte jetzt mittlerweile klar sein, dass ich hier nur unverzichtbare Bücher als Quelle anführe) dann auch noch bestätigen ließ (Seite 2739) war natürlich jetzt ganz angenehm.

Also ging ich ans Werk und nahm, 1,5mm, 1mm und 0.8mm - Messingdraht (Krabath erwähnt bei seinem Beitrag über Stecknadeln im oben genannten Buch die Verwendung von Messingdraht) aus dem Modellbau zur Hand und begann mit dem experimentieren um die Arbeitschritte und nötigen Werkzeuge zu ermitteln.


Mittwoch, 18. Juni 2014

Und es klappt auch weiterhin ...

Tja, viel Zeit ist vergangen seit dem letzten Klipp-Klapp-Artikel und daher nutzte ich meine Schwung in der gegenwärtigen Messermacherwelle mal wieder etwas nachzulegen.


Die Klinge für dieses Projekt lag jetzt schon eine geraume Weile bei mir herum, was daran lag, dass die Angel nicht, wie für hochgotische Messer benötigt, mittig ansetzte und außerdem sogar noch abgebrochen war. Dann begann ich wieder mit dem Messermachen (hier und hier dokumentiert) und als die 2 Messer erledigt waren, blieb ein recht dünnes und krummes Stückchen Buchsbaumholz zurück. Zu dünn für Plättchentechnik und ausserdem noch gebogen. Wegwerfen? Nein, dachte ich mir .. da geht was draus! Also hab ich ein wenig in den Fundbüchern herumgeblättert und mir verschiedene Beleg für Klappmesser zusammengesucht. In Holtmanns "Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern" und im "Knives and Scabbards" von Cowgill/Neergard fand ich zwei Exemplare die sich sehr ähnelten und ausgezeichnet zu meinem Holzstückchen passten... und dann gings los!

Sonntag, 15. Juni 2014

Wie man ein wiennisches Mannsbild bei Kräften hält



Roggenbrot
Blüten- und Kräuterbutter

kaltes, gewürztes Brathuhn
Semmeldortem
Salat von gebratenen Zwiebeln
Rettichsalat

süße Topfen-Pastetchen
Apfelmus

Auch diesmal wieder war uns der Modultitel "Männermode des 14. Jahrhunderts" Inspiration für unser Menü. Natürlich haben wir unsere Männer befragt, und es war klar, dass Fleisch nicht fehlen darf!

Mittwoch, 11. Juni 2014

Wir haben was Kleines bekommen!

Ja, haben wir .. oder besser habe ich, denn meine Frau verwendet keine Schnitzmesser und für meine Töchter ist das Ding zu scharf.

Das Kleine ist mit einer Größe von 17cm und einem Geburtsgewicht von 76.4g am 10.6.2014 geboren worden und wird eine schöne Ergänzung für meine Werkzeugkiste!

Das basteln an dem Teil hat jedenfalls richtig Spaß gemacht! Nicht annähernd soviel wie das Basteln an meinen zwei Realablegern, aber es ging einfach gut von der Hand.


Dienstag, 10. Juni 2014

Der beste Freund eines Mannes sucht nach passender Scheide ...

Himmel hilf, der Titel hört sich ja wirklich wie eine schlechte, obszöne Kontaktanzeige in einem dieser Billigerotikblätter an! Hab ich mir sagen lassen, selbst hab ich so eine Zeitschrift ja noch nie gesehen. So geht es einem jedenfalls wenn man mal bloggt und nichts zu schreiben hat und dann einen weiterführenden Artikel zu dem einfallslosen Beitrag verfassen muss.

Jedenfalls, es geht um mein letztes Messer welches, und da muss ich mich selber loben, wirklich schön geworden ist. Und ein Messer braucht, wenn es kein Klappmesser ist, auch eine passende Scheide:


Sonntag, 8. Juni 2014

Specia fine a tutte cosse - eine Gewürzmischung


Im Rahmen der Vorbereitungen für unseren nächsten Burgbelebungstag sind wir wieder verschiedene Rezepte durchgegangen. Eines, das wir unbedingt probieren wollten - den Salat von gebratenen Zwiebeln - enthält eine im Mittelalter sehr häufig verwendete Gewürzmischung: das Poudre fine oder hier in der italienischen Form das Specia fine.

Montag, 2. Juni 2014

Niklas der Girdler - ein Rekonstruktionsversuch

So, lange Zeit ohne neuen Beitrag .. jetzt ist Schluss damit! Also nicht Schluss mit dem Blog natürlich sondern Schluss mit der Schaffenspause. Und der richtige Anlass dafür ist die Fotoserie die wir am Wochenende von meiner fertigen (oder theoretisch fertigen, denn fertig ist man in dem Hobby nie mit etwas) Darstellung meines Wiener Handwerksmeisters um 1340 machen konnten. Also Auftritt ...

Niklas der Girdler, auch genannt Niklas Hufenbauer, ein Gürtlermeister aus dem hochgotischen Wien


Sonntag, 4. Mai 2014

Ei, ei, ei - Dreierlei Ei!



Fastenzeit und Ostern sind vorbei - daher ein dreifach Hoch auf das Ei!

Eier in gelber Sauce
gefüllte Eier
Überraschungseier

Geselchtes mit Senf und Kren
Zwiebelmarmelade
eingelegte Gurken
Walnußbrot

weiße Torte 
Apfelcreme

Das Menü für unseren dritten Termin war noch stark österlich geprägt. Und was liegt hier näher, als einige der zahlreichen Eierrezepte auszuprobieren.

Sonntag, 27. April 2014

Druckerprobleme oder "so machst nichtz gutz"

Wie ich ja schon im Grundartikel zum Zeugdruck erwähnt habe, gab es natürlich auch das ein oder andere Problem bei unserem Zeugdruckversuch. Viele Schwierigkeiten waren schnell entlarvt und können auch recht einfach behoben werden.

Allerdings dachte ich, dass es vielleicht ganz interessant ist, zu sehen, was denn so schief gehen kann. Immerhin macht die Arbeit an sich ja einen recht einfachen Eindruck.

Aber hier eine kleine Zusammenfassung der Schwierigkeiten:

Dienstag, 8. April 2014

Ein buntes Fastenmenü



Passend zum Modul "Die Welt war bunt - Farbe im Mittelalter" haben wir auch unser Fastenmenü möglichst farbig gestaltet!


gelber Linsensalat mit Räucherforellenfilet
Bärlauch- und Walnußbrot
Räucherforelle und handgemachte Butter
gefüllte Champignons
Fisch aus Erbsenpürree

Fisch süß-sauer mit Rollgerste
und rotem Kräuterigel

Fastenkrapfen


Das Fastenmenü hat uns vor eine besondere Herausforderung gestellt. Natürlich gibt es gerade hier durch die vorwiegend klösterlichen Rezeptsammlungen unzählige Überlieferungen, aber Biber und Schwan waren gerade nirgends im Angebot.


Die druckten nicht? Doch, die druckten!

Unser zweites Modul auf der Burg Liechtenstein - "Die Welt war bunt" - war eine große Motivation um wieder einmal auf neues Terrain vorzudringen. Schon früher ist Agnes auf Quellen und Belege für mittelalterlichen Zeugdruck gestossen und uns war allen klar, dass wir das noch näher vertiefen müssten. Und somit habe ich diese Herausforderung angenommen, und mich mit diesem sehr interessanten Thema beschäftigt.

Was die besondere Verbindung dieses Handwerks zu unserer Darstellung herstellt, sind wohl die Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts in denen ausführlich Rezepte und Anleitungen zum Zeugdruck wiedergegeben sind. Cennino Cenninis Anleitungen aus dem späten 14. Jahrhundert geben schon sehr ausgeklügelte Anleitungen, aber auch die Innsbrucker Sammelhandschrift von ca. 1330 liefert unter anderem detaillierte Farbrezepte, ebenso wie das Nürnberger Kunstbuch.

Ausschnitt aus Blatt 93r der Innsbrucker Sammelhandschrift Cod. 355;

Dienstag, 1. April 2014

Frisch vom Riemertisch VI

Es ist mal wieder soweit, ich habe wieder einen Gürtel fertig! Hussa! Bleiben noch 3 angefangene die auf die Fertigstellung warten.

Diesmal sollte es etwas Schlichtes werden, dass auch noch gut ins 13. Jahrhundert passt. Gewünscht war ein brauner, punzierter Ledergürtel mit Bortenstreckern. Und da fängt das Problem auch schon an: Meine Walnussbeize war ranzig/schimmlig/schlecht geworden und das wenige das ich noch verwerten konnte reichte nur für ein Milchkaffebraun. Ich hoffe der Kunde wirds mir nachsehen.

Umso mehr Mühe hab ich mir mit den Beschlägen gegeben und das mit dem Meißel eingeschlagene Kreuzmuster ist nicht nur recht zeitlos sondern auch echt schön geworden:


Montag, 3. März 2014

Der Adler ist gelandet!

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 ! ACHTUNG ! 
In dem Artikel sind einige Fehler und nur meine Nostalgie bewahrt ihn vor der Löschung.
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Also, es gibt wieder mal neue Kleinigkeiten zu bestaunen! In diesem Fall sogar wirkliche Winzigkeiten ... meine Rekonstruktionen der Wiener Pfennige aus der Herzog Zeit Albrecht II.

Sonntag, 2. März 2014

Ein Menü zum Aufwärmen




Saisonbeginn am 1. März!

Suppentopf
mit Rindfleisch,
Wurzelgemüse
und Graupen

 Datteln mit Marzipan
Dattelmus
Apfel-Nuß-Pasteten

Sonntag, 16. Februar 2014

Almosen, Almosen .. bitte Almosen!

Ich fang mal wieder damit an wie alles begonnen hat, ok? Also ... für das erste Modul der IG 14 auf Burg Liechtenstein brauchen wir für die Besucher ein paar Stoffproben: Fischgrat, Diamantköper und natürlich den auch im Infoblatt erwähnten Seidendamast. Also hab ich dafür bei Sartor einen Seidendamast aus dem späten 13.Jhdt. bestellt, der noch am ehesten zu meiner Zeitstellung passte.

Mit dem Vorlegen eines Stoffmusters war es mir aber nicht getan, irgendetwas musste ich aus dem feinen Stöffchen natürlich auch machen, und da file mir nur eines ein: Ein Almosenbeutelchen!
 

Donnerstag, 6. Februar 2014

Und wieder mal ein erstes Mal!

Ich hatte schon wieder eine wundervolle Erfahrung. Mein erstes Mal! Es war schön, auch wenn ich ein wenig nervös war. Aber ich gewann an Sicherheit als ich dann feststellte, wie hart und fest, wie glatt und zart geädert ... hmm, kingt irgendwie komisch! Na egal.

Es geht natürlich, wie man schon der Einleitung entnehmen kann, ums Messermachen. Da hatte ich nämlich eine Erleuchtung und dazu muss ich ein wenig ausholen.

Gestatten? Niklas, Klaubholzsammler!

Es ist ja immer Gelegenheit für eine neue Darstellung ... und diese eine, neue hat besonders viel Spaß gemacht!

Wie schon angekündigt haben wir am letzten Wochenende eine Fotoserie im Schnee gemacht und natürlich war mir dafür ein entsprechender Anlass wichtig! Einfach sinnlos im Schnee rumzustehen macht im Blick auf die historische Realität ja wenig Sinn, also haben wir den ganzen Fototermin unter ein vertretbares, historisches Motto gestellt das richtig gut zur jetzigen Jahreszeit passt: Feuerholzbeschaffung!

Das mit dem Holz für Ofen und, meist offene, Feuerstelle in den Häusern des hochgotischen Wiens ist ja durch viele schlechte Mittelalterfilme schon recht schlecht beleuchtet. Da werden nämlich gewaltige Scheite in noch gewaltigeren Kaminen verbrannt, das man glaubt die wollen Erz verhütten.

In Wahrheit wurde das Haus des 14.Jahrhunderts mit Klaub- und Kleinholz beheizt, das sich im englischsprachigem Raum unter der Bezeichnung "Wood" zusammenfassen lässt. Wie bei vielen anderen Beispielen aus dem englischen Mittelalter findet sich nämlich eine Sprachdualität zwischen dem herrschaftlich gebrauchten Französisch und dem vom einfachen Volk verwendeten, angelsächsisch dominierten Englisch. In diesem Fall haben wir das germanischstämmige Wort "Wood" für alles Strauch- und Bruchholz dem gegenüber das wertvolle Bauholz, "Timber", steht, dessen Sprachwurzel im lateinisch-französischen liegt. Dies spiegelte sich auch in der Verwendung des Holzes wieder, denn "wood" war der einfachen Bevölkerung in der Verwendung erlaubt während "timber" mit herrschaftlichen Rechten belegt war.

Ähnliches ist im Hochmittelalter auch im Raum Wien zu beobachten, wo es, sprachlich zwar nicht so deutlich abgegrenzt auch zu einer unterschiedlichen Rechtsbehandlung der Holz"arten" kam. So war den Wiener Bürgern das Holzsammeln im Wienerwald erlaubt, während das Schlagen von Bauholz ohne herrschaftliche Genehmigung streng verboten war.

Erst mit dem Übergang vom 13. ins 14. Jahrhundert erkannten die Landesherrn die mögliche Einnahme Quelle des niederqualitativen Holzes, welches vorwiegend für Zaun- und Gerätebau und als Brennholz Verwendung fand, und begannen das Klaubholz unter ihre Kontrolle zu stellen. Von nun wurde es von Angehörigen der herrschaftlichen familia gesammelt um dann auf den Märkten in Wien verkauft zu werden. Dazu brauchte es natürlich entsprechende Arbeitskraft und so kommen wir zu ihm: Niklas, dem Klaubholzsammler!

Freitag, 31. Januar 2014

Warme Finger sind die halbe Miete ...

Verflixt .. wieder bin ich langsamer im Bloggen als die Mädels. Dabei waren meine Fäustlinge ja schon viel früher fertig. Na gut, nicht viel früher. Aber früher! Andererseits ist ja völlig wurscht wer als Erster was Neues bloggt .. also los:

Wie schon am Schwesterblog geschrieben machen wir uns jetzt immer mal wieder Fototermine in historischer Gewandung aus. Beim Letzten war ein Schilfschneiden geplant und ich hab mir dafür extra ein Gugelchen genäht (das ich Esel übrigens auch nie gebloggt hab obwohl ich es ganz allein genäht hab)! Zum Termin hatte ich keine Zeit, nur falls sich wer wundert warum ich auf keinem Foto bin oder falls mich jemand verzweifelt im Schilfdickicht gesucht hat.

Den nächsten Termin aber will ich auf jeden Fall einhalten, schließlich solls in den Schnee gehen! Und da wir anschließend in großer Mannstärke mein Wohnzimmer zum Tratschen&Basteln bevölkern werden kann ich auch schlecht absagen.

Nun, Fotos im Winter sind für uns eine Premiere, und ich bin schon sehr gespannt wie sich das ganze Zeug bei eisigen Temperaturen bewähren wird. Wir sind natürlich noch ein gutes Stück von der Härte dieser Mädels und Jungs entfernt aber es könnte spannend werden. Und weil ich jetzt schon weiß, das das mit den Wendeschuhen und meinen Zehen ein garantiertes Drama wird wollte ich dafür sorgen, dass mir zu mindestens nicht auch noch die Finger abfallen. Handschuhe mussten her!

Da gab es natürlich jetzt einige Optionen: klassische Fingerhandschuhe zum Beispiel, aus Wildleder. Sehr schick .. aber warm? Dann doch eher Fäustlinge! Und auch da könnten es jetzt welche mit einteiligem oder zweiteiligem Handteil sein. Und es gibt verschiedenste Konstruktionsmöglichkeiten den Daumen anzusetzen. 

Auf der Such nach Funden und Vorlagen stieß ich dann auf einen erhaltenen Lederfäustling aus Norwegen der sich heute in einem Museum in Oslo befindet. Was mich an dem teil sofort faszinierte war der irrwitzige Zuschnitt! Alles inklusive Daumen aus einem Teil! Das musste ich ausprobieren:

Mittwoch, 29. Januar 2014

Treffen sich ein Kamm und ein Schiff...


...oder so ähnlich!

Natürlich handelt es sich um einen Webkamm und um ein dazupassendes Schiffchen! Wenn man dann auch noch passendes Wollgarn hat, kann man auch schon loslegen.

Für mich war es der zweite Versuch in Sachen Kammweben und zugegebenermaßen der erste, der wirklich zum Erfolg geführt hat. Aber nun habe ich begriffen, wie ich die Spannung wählen muss, damit ich das gewünschte Ergebnis erzielen kann.

Verwendet habe ich Wollgarn der Stärke 20/4 in natur und gelb.



Dienstag, 28. Januar 2014

Gänsefederziegenstock

Wie hat alles angefangen? Also jetzt nicht Urknall, Schöpfungsgeschichte oder so etwas. Sondern das letzte Projekt.

Es hat im IG14-Forum begonnen! Mit der Planung des zweiten Moduls unserer Vortrags- und Präsentationsreihe auf Burg Liechtenstein. Das erste ist ja schon am 1. März, also was liegt näher als nach der Fertigstellung des Informationsblattes für das erste Modul "Vom Schaf zur Gewandung - Textilherstellung im 14. Jahrhundert" gleich zur Planung des zweiten Moduls überzugehen?

Also haben wir angefangen und plötzlich war die Rede von Farbe und Malen und Spanschachteln .. und .. Pinseln. Historische Farbe lässt sich dank diverser Bezugsquellen ja herstelln und schöne Spanschachteln haben wir auch und bemalte Spandosen sind sogar erhalten. Aber womit malen? Mit dem Borstenpinsel aus dem Malkasten der Jüngsten? Nein, nie und nimmer!

Also kam die Rede auf Pinsel und dank der großartigen Filmempfehlung "Tudor Monastry Farm" (zu sehen auf YouTube) war da auch schon ein Anhaltspunkt. Pinselherstellung nach Filmvorlage. Nicht leicht aber machbar, und nach etwas herumgoogeln im schönen WWW konnte ich konkreter werden.

Und dann fing das Leiden an .. denn so leicht wie das im Film aussah wars dann doch nicht. Ein paar zerstörte Gänsefedern und zahlreiche Versuche später hab ich das mit dem Federteil als Borstenersatz aufgegeben und mit tierischen Haaren weitergemacht. Und siehe da, das ging deutlich besser.

Hier also der Ablauf:

Montag, 20. Januar 2014

Weil es sich sonst nicht die Waage hält!

Wer aufmerksam meinen Blog liest, und das sind weniger als erhofft aber deutlich mehr als erwartet, der weiß, das ich vor einiger Zeit eine Waage gebaut habe. Da sich aber auf berechtigten Einwand des Auftraggebers hin herausgestellt hat, dass die Waage ohne Gewichte nur etwas sehr beschränkt einsetzbar ist, habe ich dieses Problem jetzt behoben:



Hiermit präsentiere ich also 8 Bleigewichte in der Stückelung 2 x 5g, 4 x 10g und 2 x 25g, in die Oberfläche der Gewichtblöcke habe ich das Wiener Wappen eingeschlagen. Mehr gibts nicht zu sagen ... außer ... nach der Handhabung von Blei immer gut Hände waschen!

Mittwoch, 15. Januar 2014

Fundstück der Woche V

Das dieswöchige Fundstück ist für mich besonders schön, weil es mal wieder eine österreichische Handschrift ist! Es handelt sich dabei um einen Seite aus dem Urbar des Klosters Baumgartenberg, welches um 1335 entstand:


Das Blatt bietet einen wundervollen Detailreichtum und ein paar wirkliche Besonderheiten:

- der in Mi-Parti gekleidete Jagdknecht unten vor dem Tor trägt tatsächlich Lappenärmel wie sie für Österreich erst 15 Jahre später als typisch zu betrachten sind. Eine derart frühe Darstellung dieses Ärmeltypus ist mir sonst nur aus dem französischen Raum bekannt!

- in dem kleinen Türmchen oben rechts hängt doch tatsächlich eine kleine gläserne Hängelampe wie sie z.B. aus den Londonfundkomplexen überliefert ist

- die Dame im Mittelteil des Bildes gleich rechts vom Abt hat einen Überkittel (auch Suckl/Suckenie/Surcot) an, der eine interessante Randeinfassung vorweist .. ich musste da spontan an eine Borte denken?

- der ebenfalls in Mi-Parti gekleidete Mann links neben dem einreitenden Ritter, dem Vogt Walchun von Clam, trägt eine schöne gezaddelte Gugel ... aber verkehrt herum?

Für ein einzelnes Blatt schon eine ganze Fülle an kuriosen Details. Da würd ich mir glatt wünschen ein Faksimile oder zu mindestens mehr von den Bildern dieser Handschrift in die Finger zu bekommen! Hat da irgendwer da draußen noch Information zu diesem Urbar? Vielleicht irgendwelche Links, Buchtipps oder Kontakte? Ich würde mich sehr über Zuschrift freuen!

Montag, 13. Januar 2014

Eine neue Scheide .. mal wieder!

Nun hat es also nach den Eltern auch das Töchterchen erfasst und somit muss ein neues Essmesser für die Große her. Also eigentlich hat sie ja eines, damit das aber an die Kleine gehen kann, die mit der vollen Erfahrung ihrer 5 Lebensjahre auf den Besitz eines eigenen Essmessers "für die Burg und so" pocht, braucht die Große halt ein Neues.

Es ist jetzt natürlich aber so, das jeder gute Geschichtsdarstellerhaushalt mehr gut geschliffene Messerrekonstruktionen in der Vitrine liegen hat, als scharfe Küchenmesser im Messerblock. Kein Problem, also! Nur hatte das Messer eben keine Scheide ... bis gestern.

Und weil man halt ein Darstellertöchterchen ist, ist es einem nicht wie beim Sportschuhkauf genug einfach achselzuckend zu sagen "Wie die ausschauen soll? Is mir wurscht .." , sondern man muss schon selbst ein paar angebotene Ideen aus verschiedenen Fachpublikationen genau abwägen und sich dann mit penetranter Sicherheit für das Entscheiden was am künstlerisch aufwändigsten ist. Ein Muster? Nein! Eine Blumenranke? Nein! Ein Hase? Nein! .. Ein PFAU!

Die Vorlage befindet sich in Cowgills Knives and Scabbards und was ich noch als das übliche fantasiekreatürliche Drolerium abgetan hatte, wurde von der Vereinsgenossin treffsicher als Pfau identifiziert .. hier nun die Umsetzung:



Oder, etwas größer herausgestellt:


Das Motiv ist in die angefeuchtete Hautseite eines dünnen Rindsleders geritzt, die Flächen habe ich mit einem einfachen Punktdekor aufgefüllt und die Griffhülse mit einem einfachen Rautenmuster verziert. Die gesamte Scheide habe ich dann noch gefettet.



Wer jetzt glaubt das war die ganze Geschichte, hat keine frühpubertierende Tochter .. denn auf das fertige Werk angesprochen meinte sie zwar durchaus mit Begeisterung: "Sehr schön geworden, Papa!", nur um gleich dazuzusetzen "Und wie verzierst du jetzt den Griff??"

Papa geht jetzt einen Kreisaugenbohrer suchen. Schönen Abend!

Sonntag, 5. Januar 2014

Die Vorbereitungen laufen...

Wie ja bereits berichtet, nehmen wir bald unsere regelmäßige Tätigkeit auf der Burg Liechtenstein auf. Leider haben wir dort ja noch keine "bespielbare" Küche, somit werden sich die Kochaktivitäten ganz unhistorisch am heimischen Herd abspielen. Angerichtet und gegessen wird aber dann natürlich an der gemeinsamen Tafel.

Und da möchte Frau natürlich auch beim Anrichten eine gute Figur machen! Also muss eine Schürze her! Und da natürlich nicht irgendeine, sondern schon ein hübsches Stück!

In den Bildbelegen gibt es ja reichlich Auswahl. Und da es bei uns in der Gruppe schon einige gesmokte Schürzen gibt - die mir ja auch sehr gut gefallen - möchte ich doch etwas anderes ausprobieren.

Und da ist mir dieser Bildbeleg auf dem folio 12v der Holkham Bible aufgefallen:

folio 12v Holkham Bible rechts oben


Natürlich ist die Interpretation solcher Quellen immer schwierig. Was auffällig an der Schürze ist, sind einerseits die roten Streifen am Schürzentuch und andererseits das rote Muster am Schürzenband. Außerdem fällt auch auf, wie kurz diese Schürze eigentlich ist und wie dünn die Bindebänder sind.

Die Streifen könnten natürlich bereits eingewebt sein. Das Muster am Band interpretiere ich persönlich als Stickerei. Es handelt sich um ein einfaches grafisches Muster. Beide Auffälligkeiten dieser Schürze werden allerdings im Folgebild doch etwas anders wiedergegeben. Die Streifen sind an anderen Stellen - und sehen hier durch die gleichmäßigen Abstände noch mehr nach eingewebten Streifen aus - und das Muster ist plötzlich eher schwarz und sieht ein wenig anders aus.

folio 12v Holkham Bible links unten


Hat die hier dargestellte Heilige Anastasia tatsächlich die Schürze gewechselt, um Maria und Josef in den Stall zu geleiten? Wir werden es wohl nicht erfahren, und müssen so von gestalterischer Freiheit des Illustrators ausgehen.

Aber nun zu meinem Rekonstruktionsversuch:

Da ich kein gestreiftes Leinen habe, nehme ich kurzerhand ein Stück schweres handgewebtes Leinen, damit die Schürze schön fällt. Auch werde ich sie nicht ganz so kurz schneiden. Das Stück, das ca. 80 x 80 cm misst, habe ich bereits an drei Seiten eingesäumt. An der Webkante habe ich mit Leinenfaden drei Zugfäden im Abstand von ca. 5 mm eingezogen. Ob ich die dritte Zugreihe tatsächlich belasse, muss ich mir nochmals ansehen, wenn das bestickte Bauchband fertig ist. Derzeit ist die Schürze auf ca. 35 cm zusammengezogen.

Aus demselben Leinen habe ich ein rechteckiges Stück für den bestickten Teil bereits in doppelter Breite zugeschnitten, damit ich es nach der Fertigstellung hinterlegen kann. Um mir den tatsächlichen Stickbereich dauerhaft zu markieren, habe ich mir die Webeigenschaften des Leinens zu Nutze gemacht und die entsprechenden Fäden ausgezogen. Nun gilt es noch, das Stück auf den Stickrahmen aufzuziehen, die rote Wolle rauszusuchen und mich für die passenden Stiche zu entscheiden.


handgewebtes schweres Bauernleinen

Also wieder ein neues Projekt - aber das geht hoffentlich doch um einiges schneller voran als mein Beutel!

Donnerstag, 2. Januar 2014

Das alte ist vergangen, das neue angefangen....

Silvester zieht in Rom ein und wird von Kaiser Konstantin empfangen. Fresko, 1246, in der Silvester geweihten Kapelle der Kirche SS. Quattro Coronati in Rom

Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon
von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/BiographienS/Silvester_I.htm'>http://www.heiligenlexikon.de/BiographienS/Silvester_I.htm</a>

Faltbarer Taschenkalender
(ca. 1400; SBB-PK, Lib. Pic. A 72) –
kompletter Monatsbilderzyklus mit Tierkreiszeichen
und Verzeichnis der Stunden mit Tageslicht je Monat.

Und wieder ist ein Jahr vergangen. Unser erstes "vollständiges" Blog-Jahr. Vieles haben wir uns vorgenommen - und mussten dann doch die Ambitionen ein wenig zurücknehmen. Aber vieles ist auch gelungen und die Ergebnisse begleiten uns nun in ein neues Jahr mit unserem Hobby.

Die wohl wichtigste Entwicklung für uns: Die Burgbelebung auf der Burg Liechtenstein.

Ab 1. März werden wir dort jeden ersten Samstag im Monat Einblicke zu ausgewählten Themen der Geschichte des 14. Jahrhunderts geben. (siehe hierzu die Homepage der Burg Liechtenstein zu diesem Thema)

Da kommt nun noch viel Arbeit auf uns zu, aber nach der ein oder anderen Pause freuen wir uns auch schon sehr auf dieses neue Projekt!

Allen unseren Blog-Leserinnen und -Lesern ebenfalls alles Gute für 2014 und viele schöne Momente im Hobby und auch - und vor allem - auch abseits davon!

Ach ja: wer sich eventuell wundert, dass wir nun am 2.1. erst Prosit Neujahr wünschen:

So einfach ist das mit dem Beginn des Neuen Jahres ja ohnehin nicht! Schließlich gab es da im 14. Jahrhundert mehrere Termine, zu denen der "Jahreswechsel" im Sinne vom "Jahreszahlenwechsel" begangen wurde. Aus dem "Großen Historischen Weltatlas, 2. Teil" des Bayerischen Schulbuch-Verlags geht nämlich folgendes hervor:

Der Circumcisionsstil - also der Jahresbeginn mit 1. Jänner - war um 1350 vorwiegend im westlichen Spanien, Teilen Nordeuropas  und auch teilweise im heutigen Osteuropa gültig.

Das heutige Mitteleuropa und somit auch Wien war hingegen vom Nativitätsstil geprägt. Hier wurde der Jahreszahlenwechsel am 25.12. vollzogen, wohingegen die Tage im Dezember normal weitergezählt wurden. Auf den 24. Dezember 1340 folgte also prompt der 25. Dezember 1341 .. sehr elegant gelöst! Typisch gotisch würde man sagen, wenn es das nicht auch schon vorher so gegeben hätte.

Im heutigen Frankreich dominierte großteils der Osterstil, auf den englischen Inseln und kleineren Teilen Westeuropas der Annuntiationsstil mit dem Beginn am 25. März, unter anderem in Venedig der Wechsel am 1. März und im oströmischen Reich der 1. September.

So gesehen sind wir ohnehin viel zu spät dran! Aber nichts desto trotz, mit einem Bild des guten Papstes Silvester:



Prosit Neujahr!